“Al Jarreau war ein Meister der Improvisation, ein liebenswerter Erzähler… immer in der Lage, das Publikum und jeden, mit dem er die Bühne teilte, in Bann zu schlagen,” twitterte Cassandra Wilson, als sie vom Tod ihres großen Kollegen erfuhr. “Zuhören, lernen und lieben! Niemand konnte das besser als Al Jarreau”, meinte die sechsfache Tony-Gewinnerin Audra McDonald. Und Diane Reeves postete ein Foto von Jarreau und dem bereits vor vier Jahren gestorbenen George Duke und überschrieb es mit den Worten: “Im Himmel steigt heute eine Party!”
Reeves spielte damit natürlich auf die lange Freundschaft der beiden Jazzstars an, die sich ganz am Anfang ihrer Karriere in San Francisco kennengelernt hatten. “Um 1965 oder 1966 hatte ich mit meinem Trio ein Engagement im The Half Note Club in San Francisco”, erinnerte sich der Keyboarder später. “Und jeden Sonntagnachmittag gesellte sich Al Jarreau zu uns auf die Bühne. Er war einfach erstaunlich, und so viel besser als jeder andere Sänger. Gemeinsam verbrachten wir eine wunderbare Zeit, in der wir musikalisch vieles ausprobierten. Wir suchten damals nach unserer musikalischen Identität und schickten jedem Plattenlabel unsere Demo-Tapes zu.” Für Jarreau sollten bis zu seiner Entdeckung aber noch zehn Jahre vergehen.
“Ich betrat die Szene zur selben Zeit wie diese Gruppe von Singer-Songwritern, die es schafften, sich auf eine solch persönliche Weise auszudrücken, dass es die Musikindustrie veränderte: Laura Nyro, Joni Mitchell, Bob Dylan, Sly and the Family Stone”, erinnerte sich Jarreau vor ein paar Jahren zurück. “Ich wurde also von ihnen beeinflusst – und zuvor von Jon Hendricks – und wollte verschiedene Dinge machen. Ich stehe auf Rock’n’Roll. Und ich stehe auf die
Beatles. Ich liebe Sly Stone und James Brown und
Stevie Wonder, und ich möchte, dass meine Musik all dies reflektiert.” Dass ihm dies gelungen ist, unterstreicht schon die Tatsache, dass es Al Jarreau als einzigem Künstler gelang, Grammys in den drei Kategorien Jazz, Pop und Rhythm & Blues zu gewinnen. Die Chicago Tribune nannte ihn deshalb zu Recht “die Stimme der Vielseitigkeit”.
Auf seinem letzten Studioalbum “My Old Friend” zollte Al Jarreau 2014 seinem ein Jahr zuvor verstorbenen Freund und Kollegen George Duke Tribut. Und sollte Diane Reeves Recht haben und es einen Himmel geben, dann kann man sicher sein, dass die beiden alten Freunde dort nun wiedervereint sind und mit ihrer Musik für gute Laune sorgen. So wie sie das Zeit ihres Lebens auf der Erde getan hatten.