Andreas Scholl | News | Mit Bachs Musik das alte Jahr verabschieden und das neue Jahr begrüßen:

Andreas Scholl
Andreas Scholl © Decca / James McMillan

Mit Bachs Musik das alte Jahr verabschieden und das neue Jahr begrüßen:

14.12.2011
Für manche Menschen gibt es nichts Schöneres als das alte Jahr mit Bach zu beschließen und das neue mit Bach zu beginnen. Und natürlich eignet sich dafür das Weihnachtsoratorium mit seinem Kantatenzyklus zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar, dem Heiligen Dreikönigstag, am besten. Allerdings könnte man auch am 6. Januar 2012 das neue Album von Andreas Scholl zur Einstimmung hören. Mit Bach natürlich. Der Grandseigneur der Countertenöre hat sich nicht nur auf seine Wurzeln aus seinen Chorbuben-Tagen im heimatlichen Kiedrich besonnen, er schließt auch an seine vielfach maßstäblichen Interpretationen von Bachs Musik aus den zurückliegenden Jahren seiner erfolgreichen Karriere an.

Zwei der bekanntesten und populärsten Kantaten aus der Feder des Thomaskantors bilden das musikalische Zentrum des neuen Albums: „Ich habe genug“ (BWV 82) und „Gott soll allein mein Herze haben“ (BWV 169). Dazu Ausschnitte aus drei weiteren Kantaten. In seinem sehr persönlichen Einführungstext erklärt Andreas Scholl, warum es ihn immer wieder zur Musik Johann Sebastian Bachs zieht, egal, ob er gerade Musik der englischen Virginalisten, Oswald von Wolkensteins oder Henry Purcells gesungen und aufgenommen hat. Und er stellt auch die faszinierende Frage: „Muss man ein religiöser Mensch sein, um Bachs Kirchenmusik wirklich überzeugend singen zu können?“ und kommt dabei zu dem Schluss: „Der eigentliche Text, die Botschaft einer bestimmten Arie und ihr Kontext müssen die Grundlage jeder Interpretation bilden. Wer bin ich, wenn ich dieses Rezitativ oder diese Arie singe, und für wen singe ich? Die Kenntnis des religiösen Hintergrunds und der Glaube können ebenso hilfreich wie hinderlich sein. Ich habe einmal einen Kollegen gehört, der das ganze Publikum mit dem Gesang einer Arie tief bewegt hat. Als ich ihn später dazu befragte, meinte er, er sei kein religiöser Mensch, akzeptiere aber die Wahrheit der Musik, solange er sie singt.“

Genau hierin aber liegen das Geheimnis und der Schlüssel für die universelle Kraft von Musik ebenso wie für die starke emotionale Interaktion zwischen Interpret und Publikum – egal um welche Art von Musik es sich dabei handelt. Ebenso wie die Verantwortung und das Credo eines jeden ernsthaften Sängers. Die Ernsthaftigkeit, mit der sich Andreas Scholl seit Jahren den von ihm interpretierten Werken nähert, ist es, die seine Faszination und seine ungebrochene Popularität bei Publikum und Presse gleichermaßen ausmachen. Und Bachs Kirchenmusik hat dabei von jeher eine zentrale Rolle gespielt – von der ersten Johannespassion als Kiedricher Chorbube bis zu den Kantaten seines nun vorliegenden neuen Albums.
 

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