Andris Nelsons | News | Booklettext: Andris Nelsons - Bruckner Symphonies Nos. 0-9 & Wagner Orchestral Music - 27.10.2023 (VÖ) (DE/EN)

Andris Nelsons
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Booklettext: Andris Nelsons – Bruckner Symphonies Nos. 0–9 & Wagner Orchestral Music – 27.10.2023 (VÖ) (DE/EN)

01.09.2023
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»BRUCKNER IST WIE EINE REISE, DIE NIEMALS ENDET« 
Von 2016 bis 2021 nahm in Leipzig ein diskographisches Großprojekt nach und nach Gestalt an: die Einspielung sämtlicher Bruckner-Symphonien mit dem Gewandhausorchester unter Andris Nelsons für die Deutsche Grammophon. Im Gespräch mit Tobias Niederschlag, dem Künstlerischen Planer am Gewandhaus zu Leipzig, gibt der lettische Gewandhauskapellmeister Einblicke in seine sehr persönliche Sicht auf den Kosmos der Symphonik Bruckners und die Orchesterwerke Richard Wagners, die er den Symphonien sinnträchtig zur Seite stellte. 
»Es ist vollbracht«, könnte man sagen: Der Bruckner-Zyklus mit Ihnen und dem Gewandhausorchester liegt nun vollständig auf CD vor. Andris Nelsons, mit welchen Gefühlen blicken Sie darauf zurück?
Mit großer Freude und Dankbarkeit! Die Musikerinnen und Musiker des Gewandhausorchesters und ich haben diesen Zyklus schon 2016 begonnen, als ich noch nicht Gewandhauskapellmeister in Leipzig war. Ich hatte meinen Vertrag schon unterschrieben, aber wir befanden uns noch in der »Verlobungszeit«. Seitdem haben wir eine weite Reise mit diesem Repertoire unternommen, das uns fünf Jahre lang intensiv begleitet hat und weiterhin begleiten wird. Es war eine Reise mit vielen Entdeckungen, auch mit unterschiedlichen Wegen und Abzweigungen, die wir gemeinsam erkundet haben. Und natürlich mit vielfältigen spirituellen Erfahrungen – Bruckners Musik ist wie eine Pilgerreise zu Gott und berührt existenzielle und philosophische Fragen. Für mich war es eine unglaubliche Bereicherung, diesen Weg mit dem Gewandhausorchester gehen zu dürfen, und ich habe das Gefühl, dass uns dies – auch nach der offiziellen »Hochzeit« 2018 – immer enger zusammengeführt hat.
Die »Hochzeit« fand im Frühjahr 2018 mit Ihrem Antritt als Gewandhauskapellmeister statt. Gleichzeitig feierte das Orchester seinen 275. Geburtstag.
Ja, das war für mich ein unvergesslicher Moment! Wir haben zum Jubiläum Bruckners Siebte aufgeführt, die beim Gewandhausorchester eine ganz besondere Historie hat. Arthur Nikisch, der damals noch nicht Gewandhauskapellmeister, sondern 1. Kapellmeister am Leipziger Stadttheater war, hat die Symphonie zu Silvester 1884 im Leipziger Opernhaus uraufgeführt. Er war von dem Werk derart überzeugt, dass er alle anderen gleich mit begeistert hat – die Musiker, das Publikum und auch die Kritiker. Bruckner war mit einem Mal international bekannt und anerkannt, und das strahlte auch in seine Wahlheimat Wien zurück. Auf dieses Ereignis kann die Musikstadt Leipzig wirklich sehr stolz sein!
Was macht es so einzigartig, wenn das Gewandhausorchester dieses Repertoire heute spielt?
Das sind viele verschiedene Dinge, sicher zuerst einmal die große Vertrautheit und Erfahrung mit dieser Musik. Nikisch hat hier nicht nur die Uraufführung der Siebten dirigiert, sondern 1919/20 auch einen ersten Zyklus aller Bruckner-Symphonien angesetzt. Das hatte sich bis dahin noch keiner getraut! Und seine Nachfolger Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter und später Kurt Masur und Herbert Blomstedt haben diese Tradition immer weitergeführt. Ich selbst bin mit den Bruckner-Aufnahmen von Masur aufgewachsen, die mich als Teenager unglaublich berührt, aber auch erschüttert haben. Bruckners Musik ist einerseits sehr menschlich und voller Zweifel, auf der anderen Seite vermittelt sie einem aber auch ein Gefühl der Gewissheit und spirituellen Erfüllung. Das hat mich als junger Mensch sehr angesprochen und fasziniert mich bis heute.
Der spirituelle Gehalt ist für Sie also von besonderer Bedeutung?
Ja, ich bin sehr christlich aufgewachsen und kann mich mit vielem in dieser Musik identifizieren. Ich glaube aber, dass man nicht unbedingt katholisch oder protestantisch sein muss, um Zugang zu ihr zu finden. Das ist vielleicht das Besondere: Bruckner beschreibt hier immer wieder seinen ganz persönlichen Weg zu Gott, zum Glauben oder – allgemeiner gesagt – zu den letzten Dingen. Es ist eine permanente Suche nach Hoffnung und Orientierung. Das beschäftigt letztlich doch jeden Menschen, egal, welcher Konfession er angehört oder auch nicht angehört. Gerade mit den spirituellen Aspekten ist das Gewandhausorchester, wie ich finde, besonders vertraut. Das liegt wahrscheinlich an der Erfahrung mit der Musik Johann Sebastian Bachs, die das Orchester seit Jahrhunderten jede Woche mit dem Thomanerchor in der Thomaskirche aufführt. Bei Bruckner findet man viele Anklänge an Bach – und so ist die Reinheit, zum Beispiel auch gelegentlich das Spiel ohne Vibrato, und die Ernsthaftigkeit, mit der sich die Gewandhausmusiker den Werken Bruckners widmen, etwas Außergewöhnliches. Ich würde sogar noch weitergehen: Auch die Transparenz, Leichtigkeit und Eleganz, die das Orchester durch Felix Mendelssohn Bartholdy in seine DNA »eingeimpft« bekommen hat, kommt dem Bruckner-Klang sehr entgegen. Die komplexen kontrapunktischen Strukturen, die man etwa im Finalsatz der Fünften Symphonie, aber auch in vielen Scherzo-Sätzen findet, sind bei diesem Orchester immer durchhörbar und klar erkennbar. Dazu kommt ein romantisches Klangideal von einer Dichte und Wärme, die einen förmlich umarmt… Um also Ihre Frage zu beantworten: All dies macht das Gewandhausorchester für mich zu einem idealen Bruckner-Orchester.
Sie haben sich schon bei der ersten Veröffentlichung mit der Dritten Symphonie für die Kombination mit einer Wagner-Ouvertüre entschieden und dieses Konzept regelmäßig weiterverfolgt. Das scheint Ihnen besonders am Herzen gelegen zu haben. Weshalb?
Mir war von Anfang an klar, dass ich mit dem Gewandhausorchester auch Wagner musizieren möchte! Wagner wurde 1813 in Leipzig geboren, und die Leipziger Oper war schon zu seinen Lebzeiten eine der führenden Wagner-Bühnen in Deutschland. Nikisch und der junge Gustav Mahler haben hier etliche Wagner-Aufführungen geleitet – mit dem Gewandhausorchester im Graben, das also auch dieses Repertoire in seiner DNA hat. Das Meistersinger-Vorspiel wurde sogar vom Gewandhausorchester uraufgeführt, was viele gar nicht wissen. Aber natürlich steht Wagner für eine ganz andere Welt, trotz der großen Bewunderung, die Bruckner ihm entgegenbrachte: Dessen Symphonien zeigen einen Weg in höhere Sphären auf, der sich durch Geduld, Bescheidenheit und Selbstlosigkeit auszeichnet. Das ist bei Wagner ganz anders! Als geborener Theatermensch brachte er auch die egoistischen und narzisstischen Abgründe der menschlichen Seele auf die Bühne. Manchmal denke ich: Vielleicht war Bruckner so von Wagner eingenommen – er hat ihn ja abgöttisch verehrt –, weil diese Eigenschaften seinem eigenen Charakter diametral entgegenstanden.
Sie selbst haben Ihre Karriere auch als Theatermensch begonnen…
Oh ja – aber das ist gefühlt schon lange her. Ich war Trompeter im Orchester des Opernhauses in Riga und bin dort, vor und hinter der Bühne, mit vielen Temperamenten in Berührung gekommen [lacht]. Eine meiner wichtigsten Kindheitserinnerungen war der Besuch einer Tannhäuser-Vorstellung in Riga: Das Schicksal Tannhäusers hat mich damals so berührt, dass ich tagelang um ihn getrauert habe… Daran hatte sicher die Musik wesentlichen Anteil, denn für mich stand danach fest: Ich möchte Musiker werden! Mit dem Gewandhausorchester habe ich bislang leider erst wenig Oper musiziert. Ein besonderer Glücksmoment war es deshalb für mich, als wir 2023 bei den Salzburger Osterfestspielen gemeinsam den Tannhäuser aufgeführt haben – ich liebe die Oper!
Kommen wir zurück zu Bruckner: Bei der Dritten Symphonie haben Sie nicht die Urfassung mit den konkreten »Wagner-Zitaten« gewählt, sondern die überarbeitete und gekürzte Fassung von 1888/89.
Die ursprüngliche Fassung ist großartig und sprengt alle Grenzen. Ich habe aber zu der letzten Fassung von 1888/89 intuitiv einen direkteren Zugang gefunden – aus meiner Sicht kommen die bahnbrechenden Elemente hier stringenter zur Geltung. Die »Wagner-Zitate« sind zwar eliminiert, aber der Geist Wagners ist auch in dieser Fassung noch sehr präsent.
Wir wollen uns jetzt nicht in eine tiefere Diskussion um die Fassungen begeben. Auffallend ist aber, dass Sie sich bei der Ersten Symphonie für die selten gespielte »Wiener Fassung« von 1890/91 entschieden haben. Was war der Grund hierfür?
Bei der Ersten habe ich tatsächlich lange gezögert, bis ich mich auf eine Fassung festgelegt habe. Die Gründe waren ähnlich wie bei der Dritten Symphonie: Die spätere Fassung enthält für mich beides – den ursprünglichen, »kecken« Charakter des Werkes und eine vielleicht doch etwas schlüssigere Form, zum Beispiel in den Übergängen oder bei den thematischen Entwicklungen, denen Bruckner hier mehr Raum gibt. Außerdem hat man das doch selten: eine Fassung, in der der altersweise Komponist, der damals ja schon an der Neunten Symphonie arbeitete, auf den Beginn seines symphonischen Weges zurückblickt. Es erstaunt mich immer wieder, dass diese originelle Komposition, die Bruckner – der für seine Selbstzweifel bekannt war – bis zuletzt geschätzt hat, nicht häufiger aufgeführt wird.
Der Großteil der Symphonien wurde bei Konzerten live im Gewandhaus mitgeschnitten. Dann kam die Pandemie, und ebendiese Erste und auch die »Nullte« haben Sie im Gewandhaus ohne Publikum »produziert«. Macht das einen Unterschied?
Ich war am Anfang etwas skeptisch, ob wir unter diesen Bedingungen – auch mit den damals geforderten Abständen auf dem Podium – eine vergleichbare Stimmung einfangen können. Ein Live-Konzert hat doch eine besondere Spannung, die durch das gemeinsame Atmen und Erleben mit dem Publikum entsteht. Es hat sich aber herausgestellt, dass gerade in den beiden frühen Symphonien die Detailarbeit im Studio, auch das Ausprobieren verschiedener Tempovarianten und Charaktere, sehr vorteilhaft war. Und beim Tristan-Vorspiel und dem Liebestod, die wir ebenfalls in dieser Zeit aufgenommen haben, war ich ehrlich gesagt erstaunt, welche Intensität das Ergebnis vermittelt. Ich empfinde es aber als einen Segen, dass wir inzwischen wieder direkt für unser Publikum musizieren können.
Im »Studio« haben Sie also auch die »Nullte« und die Ouvertüren zu Rienzi und dem Fliegenden Holländer aufgenommen, die in dieser Box erstmals veröffentlicht werden. Viele Dirigenten machen einen Bogen um die von Bruckner »annullierte« Symphonie – weshalb haben Sie sie in den Zyklus integriert?
In der Gewandhausgeschichte gab es einen besonderen Hintergrund, der mich sehr bewegt hat: Bruno Walter wollte diese Symphonie 1933 erstmals in den Gewandhauskonzerten aufführen, zur Generalprobe wurde er aber von den Nationalsozialisten aus dem Amt des Gewandhauskapellmeisters vertrieben. Diese tragische »Lücke« wollte ich gern schließen, zumal das Gewandhausorchester die »Nullte« noch nie eingespielt hatte. Dabei habe ich festgestellt, dass die Symphonie der Ersten in ihrem Temperament und ihrer Spritzigkeit in nichts nachsteht! Reizvoll fand ich auch die Kombination mit der Rienzi-Ouvertüre – der Oper, mit der Wagner seinen ersten großen Erfolg feierte. Er hat sie aber später nicht in den »Bayreuther Kanon« aufgenommen, also ebenfalls »annulliert«. Mit der Arbeit am Rienzi begann Wagner übrigens während seiner Kapellmeisterzeit in Riga, und auf der Flucht mit dem Schiff von Riga nach London, die man sich wie in einem Abenteuerroman vorstellen muss, wurde er zum Fliegenden Holländer angeregt. Wagner war nur zwei Jahre Kapellmeister in Riga – wir Letten sind darauf heute aber auch ein bisschen stolz.
Machen Sie nach dem vollendeten Zyklus jetzt erstmal eine Bruckner-Pause?
Die Beschäftigung mit Bruckner ist eine Reise, die niemals endet! Mir gibt diese Musik eine Kraft und Zuversicht, die ich in meinem Leben nicht missen möchte. Die menschliche Seite von Bruckners Musik, die existenziellen Fragen, die ich eingangs erwähnt habe, haben nichts mit Weihrauch zu tun. Sie werden immer aktuell sein und geben uns, vor allem in schwierigen Zeiten, Halt und Orientierung. Davon bin ich überzeugt. Mal sehen, wie ich Bruckner in 30 Jahren dirigieren werde. Als Bruckner-Dirigent bin ich ja noch relativ jung [lacht]. Und dann sprechen wir uns wieder!
 
 
 
“BRUCKNER IS LIKE A NEVER-ENDING JOURNEY”
Between 2016 and 2021 a major discographic project gradually assumed physical shape in Leipzig: a recording of all of Bruckner’s symphonies for Deutsche Grammophon with the Gewandhausorchester under Andris Nelsons. In conversation with Tobias Niederschlag, the artistic planner of the Leipzig Gewandhaus, the orchestra’s Latvian principal conductor offers insights into his very personal view of the world of Bruckner’s symphonies as well as the orchestral works by Wagner that have been juxtaposed with the symphonies in a way designed to make musical sense. 
“It is finished,” one could say. Your Bruckner cycle with the Gewandhausorchester is now complete on CD. What are your feelings when you look back on this project, Andris Nelsons?
I feel a tremendous sense of joy and gratitude. The musicians of the Gewandhausorchester began this cycle with me as long ago as 2016, even before I was their principal conductor. I had already signed my contract but we were still at what I would call the “pre-nuptial stage”. Since then we have gone on a long journey with this repertory, a journey that has already lasted five intense years and that is not yet over. As a journey, it involved many discoveries but also many detours and forks in the road, all of which we explored together. And there were also, of course, many spiritual discoveries – Bruckner’s music is like a pilgrimage whose ultimate goal is God. It asks existential, philosophical questions. I found it incredibly rewarding to go on this journey with the orchestra. And I have the feeling that even after we were officially “married” in 2018, it has brought us ever closer together.
You were officially “married” in the early months of 2018 when you took up your appointment as Gewandhauskapellmeister. The orchestra was also celebrating its 275th anniversary at that time.
Yes, it was an unforgettable moment for me. To mark the occasion we performed Bruckner’s Seventh Symphony, a work that holds a very special place in the history of the Gewandhausorchester. Arthur Nikisch gave the work’s first performance at the Leipzig Opera on 30 December 1884. At that date he had yet to be appointed the Gewandhausorchester’s principal conductor but was still the principal Kapellmeister at the Leipzig Stadttheater. He was so convinced by the work’s outstanding qualities that he communicated his enthusiasm to everyone else – to the musicians, the audience and even the critics. Bruckner was suddenly internationally recognized, his fame spreading even to Vienna, where he had chosen to settle. As a city of music, Leipzig can be immensely proud of this achievement.
What is so unique about the Gewandhausorchester performing this repertory?
There are lots of different things, but first and foremost it’s undoubtedly its great familiarity with, and experience of, this music. Nikisch not only conducted the first performance of the Seventh here; he also initiated the very first cycle of all the Bruckner symphonies in 1919–20. No one had dared to do so until then. It was a tradition that was then taken up and continued by his successors, Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter and, later, Kurt Masur and Herbert Blomstedt. I myself grew up with Masur’s Bruckner recordings, which I found incredibly moving when I heard them as a teenager. They even left me feeling shaken. Bruckner’s music is on the one hand very human and filled with doubt, while on the other hand it can also convey a feeling of certainty and spiritual fulfilment. This appealed to me greatly as a young man and it continues to fascinate me to this day.
So the spiritual content of these symphonies is of particular importance for you?
Yes, I grew up a devout Christian and can identify with many of the aspects of this music. But I don’t believe that it’s necessary to be a Catholic or a Protestant to find a point of access to these works. This is arguably what makes them so special: time and again Bruckner describes his own very personal journey to God and to faith here or, to put it in more general terms, to questions of death and the afterlife. There is a permanent search for hope and orientation, a quest that ultimately concerns each and every one of us, no matter what our religious affiliations may or may not be. And I think that the Gewandhausorchester is especially familiar with these spiritual aspects of Bruckner’s symphonies. I assume that this stems from its exposure to the music of Johann Sebastian Bach, which the orchestra has been playing every week for centuries in St Thomas’s Church with the Thomanerchor Leipzig. Bruckner’s music contains many echoes of Bach, and so the purity – including, for example, the occasional tendency to avoid vibrato – and the seriousness with which the musicians apply themselves to this music, has something altogether exceptional about it. I would even go so far as to say that the transparency, the lightness and the elegance that are part of the orchestra’s DNA thanks to Mendelssohn all contribute substantially to its Bruckner sound. The complex contrapuntal textures that we find in the final movement of the Fifth Symphony, for example, as well as in many of the scherzos are always translucent and clearly recognizable with this orchestra. Add to this a Romantic tonal ideal that has a density and a warmth that literally enfold you… So, to answer your question: for me all of these qualities ensure that the Gewandhausorchester is an altogether ideal orchestra for Bruckner.
Your first release in this series was Bruckner’s Third Symphony, and even at that early date you had already decided to couple the work with a Wagner overture and you’ve regularly pursued this concept ever since then. You appear to have been particularly attracted to this idea. Why?
It was clear to me from the outset that I wanted to play music by Wagner, too, with the Gewandhausorchester. Wagner was born in Leipzig in 1813 and even during his own lifetime the Leipzig Opera was one of the leading Wagner theatres in Germany. Nikisch and the young Gustav Mahler conducted a large number of Wagner performances here with the Gewandhausorchester in the pit. So the orchestra has this music, too, in its DNA. The Prelude to Act I of Die Meistersinger von Nürnberg was even given its world premiere by the Gewandhausorchester, something that very few people know. But Wagner represents a very different world, of course, despite the fact that Bruckner greatly admired him. Bruckner’s symphonies show us a path to a higher sphere that is marked by patience, modesty and selflessness. Wagner is completely different. As a born man of the theatre he also brought to the stage the unfathomably egotistical and narcissistic depths of the human soul. Sometimes I think that if Bruckner was drawn to Wagner, whom he worshipped to the point of idolatry, it was precisely because these qualities were so diametrically opposed to his own.
You yourself began your career as a man of the theatre…
Oh yes, but this feels a long time ago. I was a trumpeter in the Riga Opera Orchestra and came into contact with many different types of people there both in the pit and backstage [laughs]. One of my most important childhood memories is attending a performance of Tannhäuser in Riga: even at that early date Tannhäuser’s fate affected me so deeply that I felt sorry for him for days afterwards. The music undoubtedly played a large part in this reaction because from then on it was clear to me that I wanted to become a musician. Unfortunately I’ve conducted very few operas with the Gewandhausorchester and so I was particularly happy to perform Tannhäuser with them at the 2023 Salzburg Easter Festival – I love this opera.
Let’s return to Bruckner. In the case of the Third Symphony you decided against performing the original version with its very specific Wagner quotations but instead opted for the revised and shortened version of 1888–89.
The original version is a magnificent work that opens up an entirely new world, but I discovered a more direct and intuitive approach to the later version of 1888–89. To my mind the pioneering achievements of the work find even more cogent expression here. The “Wagner quotations” may have been removed, but Wagner’s spirit still remains a clearly identifiable presence in this version.
We need to avoid getting too deeply involved in a more detailed discussion of the different versions of these symphonies, but I was struck by the fact that in the case of the First Symphony you decided to perform the rarely played “Vienna version” of 1890–91. What was the reason for this?
In the case of the First Symphony I actually hesitated for a very long time before settling on one particular version. The reasons were the same as with the Third Symphony: for me, the later version not only encapsulates the “cheekiness” of the original; it also has an arguably even more compelling form, notably in the transitions and in the thematic developments to which Bruckner gives more space here. Also, it’s rare to find an example of a version in which the composer, older and wiser and already working on his Ninth Symphony, looks back on the start of his symphonic journey. It never ceases to astonish me that this original composition is not more frequently played. After all, Bruckner – a composer well known for his self-doubts – held it in high esteem right up until the end of his life.
Most of the symphonies were recorded live at Gewandhaus concerts. Then the pandemic came and you recorded the First and the “Nullte” in the Gewandhaus without an audience. Does this make a difference?
I was initially fairly sceptical and doubted if we could create a similar atmosphere under such different conditions, which involved social distancing on the stage. After all, a live concert creates a special kind of tension that results when everyone breathes together and the players share the experience with the audience. And yet it turned out that in these two early symphonies the detailed work in the studio and the chance to experiment with various tempo variants and characters was extremely useful. And in the case of the Prelude to Act I of Tristan und Isolde and Isolde’s Transfiguration from the end of the work, both of which we likewise recorded at that time, I have to say that I was genuinely astonished to discover just how intense the end result was. But I think it’s a blessing that we can once again perform directly for our audiences.
Your “studio” recordings also included the “Nullte” and the overtures to Rienzi and Der fliegende Holländer, which are being released for the first time as part of the present boxed set. Many conductors give a wide berth to the symphony that Bruckner “cancelled”. Why did you include it in your cycle?
This work occupies a special place in the history of the Gewandhaus. It is a place that I found very moving. Bruno Walter first wanted to perform it at a Gewandhaus concert in 1933 but at the final rehearsal the National Socialists drove him from his post as the orchestra’s principal conductor. I was keen to fill this tragic “gap”, not least because the Gewandhausorchester had never previously recorded the “Nullte”. At the same time I noticed that in terms of its liveliness and ebullience this symphony is in no way inferior to the First. I was also attracted by the idea of performing it alongside the Overture from Rienzi – the opera with which Wagner enjoyed his first great success. But he did not include this opera in the Bayreuth “canon” and instead “cancelled” it much as Bruckner’s “Nullte” was “cancelled”. It is also worth adding here that Wagner began work on Rienzi during his time as a conductor in Riga, while the initial inspiration for Der fliegende Holländer came to him during a sea voyage from Riga to London, an episode in his life that reads like something from an adventure novel. Wagner spent only two years as a conductor in Riga, but this is something that gives us Latvians a sense of pride even today.
Will you be taking a break from Bruckner after completing this cycle?
An interest in Bruckner is a never-ending journey. This music gives me a strength and a confidence that I would never want to forgo in my life. The human side of Bruckner’s music, the existential questions that I mentioned at the beginning, has nothing to do with incense. They are always relevant and at difficult times especially they provide us with support and a sense of direction. I’m convinced of this. We’ll have to wait and see how I conduct Bruckner in thirty years’ time. As a Bruckner conductor I’m still relatively young [laughs]. Let’s speak again then!