Das Tückische an den berühmten Standards ist, dass sie schon tausendfach gesungen und gespielt wurden. Und von jedem einzelnen Standard lieferte eine Jazzikone bereits vor Jahrzehnten eine “ultimative Interpretation” ab, die die Meßlatte unerreichbar hochlegte. “Strange Fruit” und “God Bless The Child” etwa wird man auf ewig mit Billie Holiday in Verbindung bringen, “Summertime” mit Ella Fitzgerald und “Georgia On My Mind” mit Ray Charles.
Wenn man sich an diese Klassiker heran wagt, sollte man dies aus einer eigenen Perspektive tun. So wie Annie Lennox. Um die Ikonen nicht zu imitieren, hörte sich die Schottin deren monumentale Einspielungen ganz bewusst nicht an.
“All diese fabelhaften Aufnahmen haben einen Platz in einer besonderen Art von Hall Of Fame”, sagt Lennox. “Wenn ich mir zuviele von ihnen angehört hätte, dann hätte sich das als ein Hindernis erweisen können.”
Um den Songs eine eigene Note zu geben, beschloss sie mit ihrem Koproduzenten Mike Stevens, die orchestralen Arrangements schlanker und moderner zu gestalten. “Ich wollte etwas schaffen, das weniger saccharinhaltig und dafür essenzieller ist, spartanischer und von Herzen kommend”, fährt sie fort. “Der Jazz hat in seinem Kern eine Wurzel im Blues. Und mit dieser kann ich mich identifizieren.”