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»Warm, innig, aber ebenso keck und mitreißend – Avital beherrscht die klanglichen Facetten seines Instruments auf allerhöchstem Niveau, immer souverän, immer überzeugend, es klingt nie distanziert.«
NDR Kultur, Rezension von Art of the Mandolin
Im Laufe des 19. Jahrhunderts war die klassische Mandoline nicht besonders beliebt, der Geschmack des Publikums hatte sich gewandelt und kraftvollere Orchesterinstrumente wurden entwickelt. In den letzten Jahren jedoch hat Avi Avital der Mandoline zu neuem internationalen Ansehen verholfen, ihr Repertoire wiederbelebt und sie zu einer festen Größe im Konzertleben gemacht. »Ich betrachte es als meine Aufgabe, die historische Lücke in der Mandolinenliteratur zu füllen, damit es in Zukunft keinen Mangel an Kompositionen für dieses Instrument gibt«, erklärt er. Seine künstlerischen Fähigkeiten, dargeboten in einem Repertoire, das von halsbrecherischen Arrangements von Vivaldis Vier Jahreszeiten bis zu über 100 neuen Auftragswerken von Komponisten wie David Bruce, Anna Clyne, Avner Dorman und Giovanni Sollima reicht, verbinden Virtuosität, musikalisches Können und starke Ausdruckskraft.
Avi Avital wurde 1978 in der Stadt Beerscheba (Be’er Sheva) am Rand der Negev-Wüste im Süden Israels geboren. Mit acht Jahren begann er Mandoline zu spielen und wurde schon bald Mitglied des Jugend-Mandolinenorchesters, das der aus Russland stammende Geiger Simcha Nathanson gegründet hatte. Dessen charismatischer Unterricht und die Tatsache, dass er Transkriptionen von Violinwerken verwendete, hinterließen tiefen Eindruck bei dem jungen Avi. »Er lehrte mich Musik«, berichtet dieser. »Das Instrument ist für mich nicht das Entscheidende.«
Nach dem Besuch der Musikakademie in Jerusalem ging Avital nach Italien und studierte das historische Mandolinenrepertoire bei Ugo Orlandi am Conservatorio Cesare Pollini in Padua. Auf der Suche nach einer eigenen künstlerischen Identität brach er allerdings schon bald mit der Tradition. Begegnungen mit anderen musikalischen Richtungen und Gattungen – von Bluegrass und Jazz bis zu Weltmusik – und Projekte mit seinem Mentor, dem großen Klezmer-Klarinettisten Giora Feidman, bereiteten den Weg für seine Entwicklung zum Pionier der Mandoline.
Avi Avitals Karriere nahm ihren Lauf, nachdem er 2007 als erster Mandolinenspieler überhaupt den israelischen Aviv-Wettbewerb gewann (der für junge Musiker an der Schwelle zu einer professionellen Laufbahn gedacht ist). Es folgten erste Auftritte an so bedeutenden Spielstätten wie der Carnegie Hall und dem Lincoln Center in New York, der Londoner Wigmore Hall, der Berliner Philharmonie, dem Wiener Konzerthaus, dem Konzertsaal der Verbotenen Stadt in Peking und dem Gewandhaus in Leipzig. Er gastierte dann auch bei den großen internationalen Festivals, trat mit den führenden Orchestern der Welt auf, und ging enge Partnerschaften mit anderen Künstlern ein, die seine Aufgeschlossenheit für neue musikalische Wege teilen, daunter der Cembalist Mahan Esfahani, die Akkordeonistin Ksenija Sidorova und der Perkussionist Itamar Doari.
2010 wurde Avital als erster Mandolinenspieler überhaupt für einen Grammy nominiert, und zwar in der Kategorie »Bester Instrumentalsolist« für seine Aufnahme von Avner Dormans Mandolinenkonzert. 2012 unterzeichnete er einen Exklusivvertrag mit Deutsche Grammophon und kurz darauf erschien sein erstes Album für das gelbe Label: Cembalo- und Violinkonzerte von Johann Sebastian Bach in Avitals eigenen Arrangements. Das folgende Album, Between Worlds (2014), zeigte Avitals Interesse an neuem Repertoire mit einer Anthologie von Werken, die durch Volksmusik inspiriert sind, darunter Kompositionen von Bartók, Bloch, de Falla, Piazzolla, Tsintsadze und Villa-Lobos.
Das 2015 veröffentlichte Album Vivaldi enthält das Mandolinenkonzert und Transkriptionen anderer Konzerte des Komponisten – unter anderem »Sommer« aus den Vier Jahreszeiten – sowie das venezianische Volkslied »La biondina in gondoleta«, gesungen von Juan Diego Flórez. Das Album Avital Meets Avital, das 2017 erschien, versammelt die Früchte eines schöpferischen Dialogs zwischen Avi Avital und seinem Namensvetter, dem israelisch-amerikanischen Jazz-Bassisten, Komponisten und Bandleader Omer Avital. Die meisten Werke wurden eigens für dieses Album komponiert und stützen sich auf verschiedene musikalische Traditionen, beispielsweise aus Nordafrika, Andalusien und den Ländern des Balkans.
Avitals Album Art of the Mandolin von 2020 war eine deutliche Erweiterung seiner Diskografie, denn es handelt sich um seine erste Sammlung, die ausschließlich aus Originalkompositionen für Mandoline besteht. Mit Musik von Vivaldi, Domenico Scarlatti, Beethoven, Henze und Ben-Haim sowie Ersteinspielungen neuer Auftragswerke von David Bruce und Giovanni Sollima umspannt das Album drei Jahrhunderte des klassischen Mandolinenrepertoires und verdeutlicht dessen Qualität und Breite.
Auf seinem neuesten, schlicht Concertos betitelten Album, das im November 2023 veröffentlicht wird, ist Avital mit dem Ensemble Il Giardino Armonico und dessen Dirigenten und Mitbegründer Giovanni Antonini zu hören. Sie präsentieren Mandolinenkonzerte von Barbella, Paisiello und Hummel neben Avitals eigenen Adaptationen von Werken von J. S. Bach (mit Antonini ist Blockflöten-Solist) und Vivaldi (dank moderner Technik spielt Avital alle vier Partien des Stücks).
Jüngste Höhepunkte seiner Laufbahn waren unter anderem sieben Konzerte in 48 Stunden mit dem Zürcher Kammerorchester als Artist in Residence beim ZKO-Festival 2023; eine Tournee mit der Academy of St Martin in the Fields inklusive Aufführungen des Konzerts Three Sisters von Anna Clyne beim Schleswig-Holstein Musik Festival; eine Südamerika-Tournee mit dem Ensemble Arcangelo und Jonathan Cohen, Stationen waren Buenos Aires, Montevideo, Rio de Janeiro, São Paulo, Lima und Bogotà.
Zu Avitals künftigen Verpflichtungen zählen ein Auftritt beim George Enescu Festival in Bukarest mit dem Between Worlds Ensemble, das er 2014 gründete, es folgen Darbietungen mit dem Pianisten Omer Klein in Cluj und Sibiu (September); eine Nordamerika-Tournee mit der Akkordeonistin Hanzhi Wang (Oktober); und Konzerte mit Il Giardino Armonico in Rotterdam, Seoul, Zagreb, Köln und London (Dezember), auf dem Programm steht Musik aus Concertos.
9/2023
“Avi Avital, incomparable artist of and advocate for the mandolin, here presents a multifaceted portrait of an instrument ‘at once familiar and unknown’. … [The] variety of colours and textures is just one of the innumerable pleasures of this recording.”
Gramophone, reviewing Art of the Mandolin
Music history proved unkind to the classical mandolin, whose popularity declined during the nineteenth century as tastes changed and more powerful orchestral instruments were developed. In recent years, however, Avi Avital has raised its international profile and revitalised its repertoire, moving it from the margins to the mainstream of concert life. “I see it as my mission to fill the historical gap in the mandolin repertoire, so there will be no shortage of good compositions for the instrument in future,” he says. His eloquent artistry, applied to everything from daredevil transcriptions of Vivaldi’s The Four Seasons to over 100 new commissions by composers such as David Bruce, Anna Clyne, Avner Dorman and Giovanni Sollima, combines jaw-dropping virtuosity, scintillating musicianship and expressive intensity.
Born in 1978 in the desert city of Beersheba (Be’er Sheva) in southern Israel, Avital began playing mandolin at the age of eight and promptly joined the local youth mandolin orchestra, a remarkable ensemble founded by the Russian-born violinist Simcha Nathanson, whose charismatic teaching and use of transcribed violin pieces left an indelible impression on the young Avi. “He taught me music,” he notes. “The instrument to me is not the point.”
After studies at the Jerusalem Academy of Music, Avital moved to Italy and absorbed lessons about the mandolin’s historic repertoire from Ugo Orlandi at the Cesare Pollini Conservatory in Padua. He soon broke with tradition, however, in search of a personal artistic identity. Encounters with different musical traditions and genres – from bluegrass and jazz to world music – and collaborations with his mentor, the great klezmer clarinettist Giora Feidman, prepared the way for his emergence as a mandolin pioneer.
Avital’s progress gathered speed in 2007 when he became the first mandolinist to win Israel’s Aviv Competition (for young musicians on the verge of a professional career), and continued with a succession of debut dates at, among other prestigious venues, New York’s Carnegie Hall and Lincoln Center, London’s Wigmore Hall, the Berlin Philharmonie, Vienna’s Konzerthaus, the Forbidden City Concert Hall in Beijing and the Leipzig Gewandhaus. Since then, as well as appearing at the major international festivals and performing with the world’s leading orchestras, he has also forged close partnerships with other artists who share his openness to musical exploration, harpsichordist Mahan Esfahani, accordionist Ksenija Sidorova and percussionist Itamar Doari among them.
In 2010 Avital became the first mandolin player ever to be nominated for a Grammy® Award, when he was included in the “Best Instrumental Soloist” category for his recording of Avner Dorman’s Mandolin Concerto. He signed an exclusive recording contract with Deutsche Grammophon in 2012 and launched his Yellow Label discography soon after with an album of his own arrangements of harpsichord and violin concertos by J.S. Bach. Avital signalled his commitment to new repertoire with his second DG album, Between Worlds (2014), a survey of works inspired by folk-music traditions, complete with compositions by Bartók, Bloch, Falla, Piazzolla, Tsintsadze and Villa-Lobos.
Released in 2015, Vivaldi presented the eponymous composer’s Mandolin Concerto and transcriptions of other concertos, including “Summer” from The Four Seasons, together with the traditional Venetian song “La biondina in gondoleta”, sung by Juan Diego Flórez. Avital Meets Avital, released in 2017, contains the rich fruits of a creative dialogue between Avi Avital and his namesake the Israeli-American jazz bassist, composer and bandleader Omer Avital. Most of the works recorded were specifically composed for the album, drawing on a range of musical traditions, including those of North Africa, the Balkans and Andalucia.
Avital’s next album, Art of the Mandolin, released in 2020, was a groundbreaking addition to his discography – his first recording to consist entirely of original mandolin works. With music by Vivaldi, Domenico Scarlatti, Beethoven, Henze and Ben-Haim, as well as world premiere recordings of new commissions by David Bruce and Giovanni Sollima, the album surveys three centuries of the classical mandolin repertoire, reflecting both its quality and its breadth.
For his latest album, entitled simply Concertos, Avital is joined by the period-instrument ensemble Il Giardino Armonico and its conductor and co-founder Giovanni Antonini. They have recorded original concertos for mandolin by Barbella, Paisiello and Hummel, together with Avital’s own adaptations of works by J.S. Bach and Vivaldi. Antonini appears as recorder soloist in the Bach and, thanks to technology, Avital plays all four parts in the Vivaldi. The album will be released on 17 November.
Among his recent live highlights are seven concerts in 48 hours with the Zürcher Kammerorchester, as artist in residence at the 2023 ZKO Festival; touring with the Academy of St Martin in the Fields, including performances of Anna Clyne’s Three Sisters concerto at the Schleswig-Holstein Musik Festival; and a South American tour with Arcangelo and Jonathan Cohen, taking in venues in Buenos Aires, Montevideo, Rio de Janeiro, São Paulo, Lima and Bogotá.
Avital’s forthcoming engagements include an appearance at the George Enescu Festival in Bucharest with the Between Worlds Ensemble, which he founded in 2014, followed by dates with pianist Omer Klein in Cluj and Sibiu (8–10 September 2023); a North American tour with accordionist Hanzhi Wang (October); and concerts with Il Giardino Armonico featuring repertoire from Concertos in Rotterdam, Seoul, Zagreb, Cologne and London (December).
9/2023