Seine EP “Identitäter” von 2013 war das letzte große Tape, was man von Chefket zu hören bekam. Jetzt zeigt er, dass er mit “Nachtmensch” auf Albumlänge wieder voll dabei ist. Seinen unverkennbaren Stil, der Rap und Gesang mit musikalischen Spielarten jedweder Couleur vermengt und es ihm so erlaubt, ernsthafte und augenzwinkernde Anliegen gleichermaßen zu formulieren, hat Chefket beibehalten und perfektioniert.
Nur Farhot versteht Chefkets Visionen
“Nachtmensch” ist in den letzten anderthalb Jahren in enger Zusammenarbeit mit
Farhot entstanden. Der Produzent aus Hamburg, welcher schon
Nneka,
Megaloh,
Talib Kweli,
Haftbefehl und auch
Chefket in der Vergangenheit mit seinem ganz eigenen Sound zwischen Vintage-Klang, HipHop-Spielarten und Pop-Bekenntnissen versorgt hat. Nach ersten gemeinsamen Studio-Sessions beschlossen die beiden Freigeister, der Routine zu entfliehen. Bei gemeinsamen Reisen nach Dänemark, Marokko und die türkische Metropole Istanbul reifte Abseits vom schnelllebigen Alltag nach und nach das Soundbild von “Nachtmensch”. “Farhot ist der erste, der meine Vision verstanden hat”, freut sich Chefket über die fruchtbare Zusammenarbeit. “Er hat mir Inspiration in Form von Beats gegeben, stand mir aber auch beratend zur Seite und wir haben im Laufe der Produktion ein beinahe brüderliches Verhältnis entwickelt.”
Zwölf charmante Songs voller Gesellschaftskritik und Vollblut-Rap
Herausgekommen sind zwölf stimmige Songs, die nicht nur durch pointierten Alltagsbeobachtungen bestechen, sondern sich – getreu dem Titel – auch mit der Nacht in allen ihren Facetten auseinandersetzen. “Die Stadt ist bei Nacht so schön ruhig und man kann sich ein wenig von der Hektik des Tags erholen”, erklärt Chefket. “Dann kommen mir die besten Ideen. Nicht nur für Texte, sondern generell.” Wenn Chefket also in “Tanz” über hedonistischen Eskapismus in die Feierei rappt, dann denkt er gleich auch die Gründe für diese Flucht aus der Wohlstandsgesellschaft mit. Und wenn Chefket sich die “Vernichtung” der Menschheit wünscht, dann nur zum Wohle des Planeten.
“Nachtmensch” zeigte alle Facetten von Chefket. Er rappt übers Ausgehen, singt von der Liebe, gibt den Vollblut-Rapper genau so wie den gefühligen Crooner und das charmante Schlitzohr. Allesamt Attribute, die ihm in den letzten Jahren einen Ruf als begnadeter Entertainer eingebracht und Chefket zu einem Live-Geheimtipp erster Güte haben werden lassen. Denn sich auf eine Bühne stellen können viele, sie mit Leben füllen, nur wenige.