Curtis Stigers
Gentleman
Emarcy Records / Universal Music
VÖ DIGITAL: 10.04. 2020
VÖ CD + LP: 01.05. 2020
- Lately I’ve Let Things Slide (Nick Lowe)
- After You’ve Gone (Turner Layton/Henry Creamer)
- A Lifetime Together (Curtis Stigers/Larry Goldings)
- As Usual (Larry Goldings/Bill DeMain)
- Gentleman (Curtis Stigers/David Poe)
- Remember (David Poe)
- She Knows (John Fullbright)
- Here We Go Again (Larry Goldings/Curtis Stigers/David Poe)
- Shame On The Rain (Tom T. Hall)
- Under The Snow (David Poe)
- Learning To Let You Go (Larry Goldings/Curtis Stigers/David Poe)
- Shut-ins (Larry Goldings/Bill DeMain)
Curtis Stigers – vocals, tenor saxophone / Larry Goldings – piano, organ
David Piltch – acoustic bass / Austin Beede – drums / John “Scrapper” Sneider – trumpet
Doug Yowell – percussion (tracks 1, 9 & 10) / Jody Ferber – cello (tracks 6 & 7)
Produced by Curtis Stigers and Larry Goldings
Curtis Stigers, Sänger, Songwriter und Saxophonist mit Millionen verkaufter Alben und einer seit 28 Jahren erfolgreichen Musikkarriere, kehrt mit neuen Original-Songs und ein paar handverlesenen Perlen anderer Autoren zurück.
Bitte nicht täuschen lassen: im klassischen Anzug und wohlfrisiert sieht Curtis Stigers immer wie ein echter Salonlöwe aus. Dieser Gentleman macht sich im Titelsong allerdings auch Gedanken darüber, was einen Gentleman wirklich ausmacht. Und das ist bekanntlich mehr als das Äußerliche.
Erstaunlich aktuell ist Stigers‘ neues Album auch. „Shut-ins“, eine augenzwinkernde Ballade über den kompletten Rückzug eines verliebten Pärchens ins Private, hatte er eigentlich erst nach den Albumsessions aufgenommen. Dann kam die Corona-Krise. Stigers: „Jetzt ist dieser romantische Song plötzlich viel mehr: eine Anleitung wie man klug und gesund durch die Pandemie kommen kann“. Und so wurde der Song noch blitzschnell auf das Album hinzugenommen.
Eine Spitzenband aus Pianist und Organist Larry Goldings (James Taylor), Bassist David Piltch (kd lang), Schlagzeuger Austin Beede (Alastair Greene Band), Trompeter John „Scrapper“ Sneider (Madeleine Peyroux) und Schlagzeuger Doug Yowell (Duncan Sheik) sorgt auf dem Album für den erstklassigen musikalischen Rahmen.
INFO
Was bedeutet es in der heutigen Zeit, ein Gentleman zu sein? Der Sänger, Songwriter und Saxophonist Curtis Stigers ging diese Frage bei der Aufnahme seines jüngsten Albums aus verschiedenen Blickwinkeln an. Auf persönlicher Ebene beobachtete er, wie seine Tochter das Haus verließ, um aufs College zu gehen und in der Ära von #MeToo und #TimesUp ein neues Kapitel in ihrem Leben aufzuschlagen. Zugleich begann Stigers nach einer Scheidung und fast zehn Jahren Single-Dasein mit einer neuen Romanze und einer zweiten Heirat ebenfalls einen neuen Lebensabschnitt.
In einem größeren Kontext ärgerte sich Stigers, wie so viele andere, über den Mangel an Vorbildern im öffentlichen Leben. Angesichts der polarisierenden und schamlos korrupten Handlungen der Politiker und der Offenlegung der Schattenseiten der Unterhaltungsindustrie wird es immer schwieriger, männliche Leitfiguren zu finden, zu denen man aufschauen kann.
Auf “Gentleman” nimmt Stigers eine ironische und doch elegante Neubewertung des modernen Mannes vor. Sein dreizehntes Soloalbum, das im April 2020 erscheint, bietet einen farbigen Frühlingsstrauß aus tiefempfundenen Liedern, die einen einzigartigen Blick auf Liebe und Verlust werfen – und zwar aus der Perspektive eines hoffnungslosen Romantikers, der die ganze Bandbreite der Gefühle durchlebt hat und in der Lage ist, davon zu erzählen. Obwohl er dabei zuweilen sardonisch wird und nicht dagegen immun ist, seine Sorgen in einem (oder zwei) Gläsern zu viel zu ertränken, bleibt Stigers dennoch stets ein wahrer Gentleman, selbst wenn das Leben für ihn mehr Dornen als Rosen bereithält.
Neben seinen eigenen einfühlsamen Beobachtungen, die er in Zusammenarbeit mit den langjährigen Songwriting-Partnern Larry Goldings und David Poe festgehalten hat, präsentiert Stigers auch einige Lieder von Top-Songwritern wie Nick Lowe, Tom T. Hall und John Fulbright. Mit seiner glänzend besetzten Band – bestehend aus dem Pianisten und Organisten Larry Goldings (James Taylor), dem Bassisten David Piltch (k.d. lang), den Schlagzeugern Austin Beede (Alastair Greene Band) und Doug Yowell (Duncan Sheik), dem Trompeter John “Scrapper” Sneider (Madeleine Peyroux) und der Cellistin Jody Ferber (Esperanza Spalding) – findet er für jedes Stück die perfekte Stimmung. Produziert wurde “Gentleman” von Curtis Stigers gemeinsam mit Larry Goldings.
“Was macht einen Gentleman aus?”, sinniert Stigers. “Bist du einer, wenn du einen Smoking trägst und die richtige Gabel für den Salat benutzt? Oder bist du einer, wenn du einfach nur ein anständiger Mensch bist und für deine Familie sorgst?”
Der Sänger lässt keinen Zweifel daran, wie seine Antwort ausfällt. Das gemeinsam mit David Poe geschriebene Stück “Gentleman” schlüsselt das Konzept in seine einzelnen Bestandteile auf. Das Lied setzt dem kraftmeiernden, machohaften Konzept vom “Mannsein” eine freundlichere, sanftere Alternative entgegen. “Wie kannst du Integrität haben und dochtough sein, wenn es nötig ist?” ist eine der Kernfragen, die Stigers in dem Song zu beantworten versuchte.
Wie jeder, der dem Sänger auf Twitter folgt, sehr gut weiß, ist Stigers auch ein Politik-Junkie, der keine Angst hat kundzutun, wie sehr ihn der gegenwärtige Zustand der Nation und der Welt mit Ekel und Horror erfüllt. “Ich habe unter dieser Präsidentschaft genauso viel gelitten wie jeder andere”, sagt er entrüstet. “Deshalb habe ich versucht, darüber zu sprechen, wie man als Mann in diesem Zeitalter einen würdevollen Platz einnehmen kann, anstatt zu lügen und zu stehlen und eine ganze Nation zu betrügen.”
Stigers’ Wut sprudelt in “Here We Go Again” an die Oberfläche. Für dieses Stück haben Stigers und Poe eigens einen Text zu Goldings Komposition “Roach” verfasst, die der Keyboarder erstmals 2014 auf seinem Album “Ramshackle Serenade” vorgestellt hatte. Der bissige Text, der die “business as usual”-Einstellung der Kriegstreiber und Ein-Prozenter aufs Korn nimmt, verleiht dem Stück, das ursprünglich eine Hommage an den ikonischen Schlagzeuger Max Roach war, eine neue, zynische Note. Der Komponist der legendären “Freedom Now Suite” hätte damit aber ganz sicher kein Problem gehabt.
Weil das Musikgeschäft selbst gentlemanhaftes Verhalten nicht unbedingt fördert, zwang ihn die Geburt seiner Tochter vor 19 Jahren dazu, seine eigenen Ansichten neu zu definieren. “Die Vaterschaft hat mich gelehrt, ein Mann zu sein”, sagt Stigers. “Davor war ich nur ein Kerl, der Musik machte, und als Musiker kann man seine Kindheit bis weit in die Erwachsenenjahre hinein beibehalten. Als meine Tochter 2000 geboren wurde, änderte sich plötzlich alles. Meine Prioritäten waren nun andere, da ich nun nicht mehr nur auf mich selbst achtgeben musste, sondern jetzt jemanden hatte, den ich beschützen musste, um den ich mich zu kümmern hatte und dem ich beibringen musste, was es da draußen zu entdecken gibt.”
Die Aussicht auf ein Leben ohne seine Tochter im Haus war für Stigers beängstigend. Seine Reaktion darauf war, Songs zu schreiben, in denen er seinen Fokus auf das Verlassenwerden richtete. Während seine eigene Situation spezifisch war, führte ihn seine Gabe für das Geschichtenerzählen und die Gestaltung des Repertoires zu Stücken, die verlorene Liebe aus einem Blickwinkel betrachten, den jeder nachvollziehen kann, der schon einmal verlassen wurde. Am bewegendsten gelingt ihm das in der Schlussnummer “Learning To Let You Go”.
Das Junggesellenklagelied “Lately I’ve Let Things Slide” ist Stigers’ jüngste Neuinterpretation eines Stückes von dem überaus eloquenten Nick Lowe, dessen Klassiker “(What’s So Funny ‘Bout) Peace, Love, And Understanding” er 1992 für den Hit-Soundtrack von ”Bodyguard” aufgenommen hatte. “Ich bin ein glühender Nick-Lowe-Fan”, verrät Stigers. “Wir sind inzwischen Freunde. Und seine Fähigkeit, ein altmodisches Lied auf eine sehr gebildete und intelligente Art und Weise zu schreiben, verblüfft mich einfach. Es ist das perfekte ‘Ich bin ein Wrack, wie konntest du mich nur so verlassen?’-Lied, aber geschrieben in einer sehr gelehrten, gebildeten Art und Weise.”
Der einzige Jazzstandard des Albums ist die Nummer “After You’ve Gone”, die schon mehr als hundert Jahre auf dem Buckel hat. Das Stück wartet mit einer etwas weniger zurückhaltenden Reaktion auf das Sitzengelassenwerden auf. Das Lied ist schon seit langem ein Favorit des Sängers. Besonders am Herzen liegt ihm eine Version seines einstigen Mentors, des Pianisten Gene Harris, der sich in den späten 1970ern in Stigers’ Heimatstadt Boise in Idaho niedergelassen hatte. Doch die hier zu hörende Version ergab sich nach einigen unerwarteten Wendungen. Als der Steinway-Flügel des Studios am Ende eines Aufnahmetags verstimmt war, wechselte Goldings zu einem in der Nähe stehenden Pianino. Dabei entstand eine Art “last call”-Fassung des Klassikers. “Das Stück klingt immer noch ein bisschen verstimmt, aber er will verstimmt klingen”, meint Stigers lachend. “Es klingt, als wären wir nebenan in eine Honky-Tonk-Spelunke eingekehrt, hätten ein paar Drinks in uns geschüttet und dann eine seltsame Dr. John/Tom Waits-Version gespielt. Es ist nicht perfekt, aber das ist die Art von Musik, die ich spiele.”
“As Usual”, eine weitere Goldings-Komposition, ist eine melancholische Ballade mit einem wehmütigen Text des Nashville-Songwriters Bill Demain. “Shame On The Rain” ist wiederum ein klassisches Country-Lamento des verehrten Songschreibers Tom T. Hall, in dem John Sneiders verlorene Trompete in der Ferne wehklagt. Und “She Knows” ist ein Fundstück aus dem Repertoire des aus Oklahoma stammenden, aufstrebenden Americana-Künstlers John Fullbright.
Im Alleingang verfasste David Poe die Stücke “Remember” und “Under The Snow”. Letzteres ist eines von zwei Liedern des Albums, die einen Hauch von Happy End verstrahlen. Der Song, der von grünem Gras handelt, das unter der winterlichen Schneedecke heranwächst, blickt einer optimistischeren Zukunft entgegen. Stigers’ eigenes gegenwärtiges Glück in seiner neuen Ehe wurde in dem luftigen “A Lifetime Together” eingefangen, einem atemberaubend eleganten Duett mit Goldings.
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