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DANIEL BARENBOIM UND LUDWIG VAN BEETHOVEN
Anne-Sophie Mutter
Ludwig van Beethoven appelliert an die Menschlichkeit – der Musiker hat die Chance, durch Beethoven zum Humanisten zu werden. Denn Beethoven hat wirklich erkannt, worum es im Leben geht: um das friedvolle Miteinander von uns Menschen, darum, dass wir füreinander da sind. Diese Idee, dass wir im Kern wie Brüder oder Schwestern miteinander leben sollen, ist für mich letztlich die Essenz seines Wirkens, die ihn zu einem Botschafter von der Vergangenheit in eine bessere Zukunft hinein werden lässt.
Daniel Barenboim lebt wie kein anderer Musiker der Gegenwart Beethovens humanistische Philosophie, er bahnt ihr den Weg und zeigt uns, was Menschlichkeit bedeutet. Und: Kein anderer nutzt die Instrumente seiner Kunst so vehement und klug zugleich für dringend notwendige gesellschaftliche Veränderungen.
»Die Kunst, Musik zu machen«, sagt Daniel Barenboim, »besteht darin, gleichzeitig zu spielen und zuzuhören, wobei das eine vom anderen profitiert. Zu einer solchen Bereicherung kommt es sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene: Das eigene Spiel wird dadurch ausdrucksstärker, dass man den anderen zuhört, und jede einzelne Stimme wird im Zusammenklang mit den anderen in ihrer Wirkung gesteigert.«
Dieser kurze Absatz aus Daniel Barenboims Buch Klang ist Leben. Die Macht der Musik erklärt nicht nur, wie ein gutes Orchester funktioniert. Er offenbart zugleich, warum Musik die Welt zum Besseren verändern kann. Denn Musik stiftet das einende Rahmenwerk. Musik ist nichts Greifbares, Messbares, und doch bereichert sie uns, macht uns alle, ob Interpret oder Musikliebhaber, zu Weltbürgern einer Sprache.
Barenboims frühe Auseinandersetzung mit Beethovens Kompositionen und Philosophie, insbesondere auch seinem Spätwerk mitsamt den Diabelli-Variationen, diesem unorthodoxen, seiner Zeit weit vorauseilenden Variations-Atlas-Gebirge, hat im Leben des Pianisten offensichtlich Spuren hinterlassen.
Unter den Klavierauszug des Fidelio schrieb Beethoven »O Mensch, hilf dir selber« – anstatt der gängigeren Dankesformel »fine mit Gottes Hülfe«. Diese Aufforderung – ja, Herausforderung – hat Barenboim angenommen, sie zieht sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes Schaffen. Beethovens Werk steht für Barenboim als Leitfaden des Lebens; Dissonanz und Harmonie bedingen einander – wie im lebendigen Dialog der Musiker des West-Eastern Divan Orchestra.
Als der palästinensische Literaturwissenschaftler Edward Said und Daniel Barenboim 1999 das West-Eastern Divan Orchestra ins Leben riefen, gingen sie von der Annahme aus, dass die jungen Musiker aus Israel, Palästina und arabischen Ländern sich darüber verständigen könnten, wie eine einzelne Note zu spielen sei. Und sobald ihnen der musikalische Dialog gelänge, würde ihnen das Gespräch mit Worten viel leichter fallen.
Nach dem legendären Konzert des West-Eastern Divan Orchestra in Ramallah im Jahr 2005 – dem ersten Auftritt in den besetzten Gebieten – sagte ein junges Mädchen zu Barenboim: »Sie sind das Erste, was ich von Israel kennengelernt habe, das kein Soldat oder ein Panzer ist.« Dieser Satz offenbart die ganze subversive Tragweite des Projektes.
Ein guter Pianist hört die letzte Note von Opus 111 in seinem inneren Ohr, bevor er mit dem Zyklus der 32 Sonaten beginnt. Seit dem Auftakt 1999 in Weimar führt Barenboim das West-Eastern Divan Orchestra durch eine Partitur, die vom strategischen Denken eines großartigen Musikers zeugt. Und von seiner tiefen Menschlichkeit, indem er die Katastrophe nicht als unveränderbar hinnimmt, sondern mit aller Kraft dagegen angeht – unerschrocken und trotz aller Widerstände.
Barenboims Beethoven ist kompromisslos, voller Abgründe; kontrapunktisch aufwühlend und gleichwohl hauchzart »an die ferne Geliebte« schwärmend.
Wo nimmt er nur all die Energie her und die Zuversicht? »Musik ist keine Arbeit«, lautet seine Antwort. »Sonst wäre schon die Hälfte von dem, was ich mache, zuviel. Musik ist kein Beruf, sondern eine Lebenshaltung.«
Mit dieser Lebenshaltung ist Barenboim für alle Musiker ein leuchtendes Vorbild. Ein Vorbild dafür, wie wir dank der Macht der Musik die Welt zum Besseren verändern können. Ganz im Sinne Beethovens!
»BEETHOVENS MUSIK HAT ALLES«
Julia Spinola
Kaum ein Musiker hat sich so lange und so intensiv mit Beethoven auseinandergesetzt wie der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim. Die erste Beethoven-Sonate, die er im Konzert spielte, war op. 14/2 – da war der als Wunderkind gefeierte Pianist gerade mal zehn Jahre alt. Mit 15 Jahren nahm der aufsehenerregend begabte Jugendliche bereits einige der berühmtesten Sonaten für Schallplatte auf: die Pathétique, die Mondschein-Sonate, die Appassionata, die Waldstein- und die Hammerklavier-Sonate sowie Beethovens allerletzte Sonate op. 111 (diese Aufnahmen sind der vorliegenden Box als Bonus beigefügt). Ein Jahr später spielte Barenboim in Tel Aviv zum ersten Mal den kompletten Sonatenzyklus im Konzert. Unzählige Einzel- und Gesamtaufführungen folgten seither. »Die meisten Pianisten besitzen schon eine gewisse Lebenserfahrung, wenn sie beginnen, öffentlich aufzutreten, und diese Lebenserfahrung fließt dann in die Musik ein«, reflektiert Daniel Barenboim heute seinen außergewöhnlichen Weg. »Ich dagegen habe zuerst von der Musik, und ganz besonders von Beethoven, gelernt und anschließend versucht, die aus der Musik gewonnenen Erfahrungen in mein Leben einzubringen. Ich bin also den umgekehrten Weg gegangen.«
An einen klugen Satz seines Vaters, seines wichtigsten und strenggenommen sogar einzigen Lehrers, der ihm von klein auf beigebracht habe, »in und mit der Musik zu denken«, erinnert sich Daniel Barenboim bis heute. Der Vater sagte dem Jungen: »Ich weiß nicht, ob es stimmt, dass du ein Wunderkind bist. Aber sollte es so sein, dann musst du das Wunder ganz schnell weglassen und ein Kind bleiben gegenüber der Musik.« Es ist nicht zuletzt die Verinnerlichung dieses Rats, der wir die außergewöhnliche Lebendigkeit, Klarheit und bis auf den Grund der Musik blickende Differenziertheit und Genauigkeit von Barenboims jüngstem Beethoven-Zyklus zu verdanken haben. Nach Veröffentlichungen in den 1960er, 1980er, 1990er und 2000er Jahren ist dies bereits seine fünfte Einspielung aller Klaviersonaten. Und selbstverständlich kann man dabei die Rolle der Erfahrungen, die Barenboim im Zuge seiner nun mehr als 60 Jahre währenden musikalischen Laufbahn akkumuliert hat, nicht hoch genug einschätzen. Für seine jüngste Aufnahme hat sich Barenboim jedoch auf der Basis all dieser Erfahrungen noch einmal von Grund auf in den Notentext vertieft und mit der ihm eigenen neugierigen Hartnäckigkeit versucht, alles »jungfräulich neu, von Null zu lesen«, wie er erklärt.
Die erzwungene Dirigierpause während der Corona-Pandemie bot ihm für diese Neuentdeckung so viel Zeit und Muße, wie sie ihm während seiner gesamten Laufbahn als rastlos beschäftigter Dirigent, Orchesterleiter, Generalmusikdirektor und Staatsopernchef, Gründer des West-Eastern Divan Orchestra und der Barenboim-Said-Akademie an einem Stück noch nie zur Verfügung stand. »Seit 50 Jahren gab es keine Phase, in der ich die Zeit gehabt hätte, drei Monate lang nur Klavier zu spielen«, erzählt Barenboim.
Daniel Barenboim spricht bewusst vom »Lesen« eines Notentextes, den üblichen Begriff der »Interpretation« lehnt er für sich ab. Lesen, das bedeutet für ihn, die vielfältigen Verbindungen zu erkennen und zu verstehen, die das musikalische Gewebe eines Werkes ausmachen. Das betrifft zunächst die harmonischen Zusammenhänge, die für ihn die Basis darstellen, sodann motivische, melodische und rhythmische Entwicklungen, aber auch Korrespondenzen auf der Ebene der Dynamik, der zeitlichen Entwicklung und des Klangs. Ausgehend von diesen »Verbindungen«, so erklärt Barenboim, gelte es dann, das Werk pianistisch zum Leben zu erwecken. Der Begriff »Interpretation« suggeriert für ihn hingegen, man spiele das Werk anders, als man es gelesen habe. Und das sei eigentlich sehr arrogant, findet er: »Wer bin ich, dass ich behaupten könnte, ich interpretiere Beethoven? Beethoven braucht keinen Übersetzer.«
Tatsächlich beginnen Beethovens Sonaten unter Barenboims Fingern auf eine so intime, facettenreiche und vielfältig verschlungene Weise zu sprechen, dass viele Hör-Klischees, die sich im Laufe der Jahrhunderte auf ihre Rezeption gelegt haben, wie weggefegt scheinen. Barenboims Überzeugung, musikalische Werke seien wie lebendige Existenzen, die aus dem Nichts auftauchen und »mit dem Tod enden«, wird hier unmittelbar erlebbar. Zahllose Details, die Barenboim im Notentext entdeckt, werfen ein neues Licht auf scheinbar Altbekanntes. So schnurrt etwa die Sechzehntelbewegung im Schluss-Allegretto der Sturm-Sonate op. 31/2 nicht in der gewohnten, widerstandslosen Glätte ab. Barenboims Spiel macht stattdessen die Synkope hörbar, die von Anbeginn des Satzes im Bass versteckt liegt – und die im weiteren Verlauf, angefangen vom Sforzato der Takte 23 und 27, eine zunehmend wichtigere Rolle spielen wird.
Ein anderes Beispiel dafür, wie das sorgfältige Lesen des Notentextes den Ausdrucks- und Beziehungsreichtum der Musik im Spiel lebendig werden lässt, betrifft Barenboims dynamische Balancierung größerer Akkorde. Ein weitverbreitetes pianistisches Ideal lautet ja, alle Töne eines Akkordes gleich laut zu spielen. Barenboim bemüht sich hingegen auch als Pianist um jene differenzierte Klangbalance, die für ihn als Dirigenten selbstverständlich ist. Er fragt sich: Welcher Ton ist im Zusammenhang der harmonischen oder der melodischen Entwicklung dominant? Welcher muss hervortreten, welcher ist nachgeordnet? Solche Überlegungen sind es, die Beethovens Sonaten, von denen jede quasi ihr eigener Planet ist, jenseits der populären Oberflächenbrillanz in einer unbeschnittenen Ausdrucksfülle vor unseren Ohren erstehen lassen.
»Beethovens Musik hat alles«, begeistert sich Barenboim. »Sie ist ein Universum, wie keine andere Musik. Er war ein unglaublich mutiger Komponist, der immer an die Grenzen gegangen ist, und darüber hinaus. Ängstlich kann man ihn darum nicht spielen. Dieser Drang, bis zur Kante zu gehen, das erzeugt in seiner Musik eine ganz besondere Spannung. Bei Beethoven spüre ich auch all das, was man als Mensch nicht erleben kann, den Tod zum Beispiel. Beethovens Musik ist immer mehrdimensional; wenn sie lacht, lacht und weint sie gleichzeitig.« Daher sei Beethoven für ihn seit seinem Studium lebenslang einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Komponist überhaupt gewesen. Von Daniel Barenboims kontinuierlicher Beschäftigung mit Beethoven gibt auch seine neue Aufnahme von Beethovens letztem großen Klavierwerk, den Diabelli-Variationen op. 120, ein eindringliches Bild. Die Klaviersonaten sind es jedoch, die in Beethovens Schaffen, wie Barenboim erklärt, eine Sonderstellung einnähmen. Im Oeuvre aller Komponisten, die für mehrere Gattungen komponiert haben, gäbe es ein Genre, das für sie wie eine Art Tagebuch funktioniert habe. Bei Mozart seien dies die Klavierkonzerte und die Da Ponte-Opern, bei Beethoven die Klaviersonaten und die Streichquartette: »Dort war er total offen und hat sich am natürlichsten ausgedrückt.«
Eine letztgültige Aufführung solch immenser Werke kann es trotz noch so genauer Notentextanalyse selbstverständlich niemals geben. Es sei wie bei einem Berg, den man betrachte, erklärt Barenboim: »Eine Seite bleibt immer versteckt. Man muss um ihn herumgehen, um ihn ganz zu erkennen, aber dann verliert man wieder eine andere Seite aus dem Blick.« Man darf also davon ausgehen, dass Barenboim auch künftig nicht aufhören wird, Neues im Universum Beethoven zu entdecken. Die Neugier hat ihn jedenfalls auch nach dieser jüngsten Aufnahme, die im Berliner Pierre Boulez Saal aufgezeichnet wurde, nicht verlassen – im Gegenteil: Gerade durch die Erfahrung dieser intensiven Beschäftigung mit Beethoven habe er wieder neue Lust bekommen, die Sonaten zu spielen, erzählt Barenboim.
DANIEL BARENBOIM AND LUDWIG VAN BEETHOVEN
Anne-Sophie Mutter
Beethoven appeals to our sense of humanity – the musician has a chance to become a humanist through the intermediary of Beethoven. Beethoven truly recognized what life is all about: it is about the peaceful coexistence of us humans and about being there for each other. For me, this idea – the idea that we should live together as brothers and sisters – is ultimately the essence of Beethoven’s whole life, an idea that turns him into an ambassador who, for all that he lived in the past, can still point the way forward to a better future.
There is no other musician today who exemplifies and embodies Beethoven’s humanistic philosophy as much as Daniel Barenboim. He lays the foundations for that philosophy and shows us what a sense of humanity means. And there is no other musician who uses the instruments of his art as passionately and as intelligently in pursuit of the social changes that are so vitally necessary.
“The art of playing music”, says Daniel Barenboim, “is the art of simultaneous playing and listening, one enhancing the other. This takes place on both an individual and a collective level: the playing is enhanced by the listening and one voice is enhanced by another.”
This brief paragraph is taken from Daniel Barenboim’s book Everything is Connected: The Power of Music. It not only explains how a good orchestra functions, it also reveals how music can change the world for the better. Music creates a unifying framework. There is nothing tangible or calculable about music, and yet it can enrich us and make all of us – performers and music-lovers alike – citizens of a world that speaks a universal language.
Daniel Barenboim’s early engagement with Beethoven’s music and philosophy, especially with the works of Beethoven’s final years, including the Diabelli Variations – an unorthodox, forward-looking piece that resembles nothing so much as the Atlas Mountains – has clearly left its mark on the rest of his life.
At the end of the vocal score of Fidelio Beethoven wrote “O Man, help thyself”, preferring this exhortation to the usual expression of formulaic gratitude “completed with the help of God”. Barenboim has accepted this invitation, which we may also regard as a challenge: it is one that has accompanied him throughout his life, functioning as a kind of leitmotif. Beethoven’s music has been a constant thread in Barenboim’s existence: dissonance and harmony condition each other, as in the living dialogue between the musicians of the West-Eastern Divan Orchestra.
When the Palestinian literary scholar Edward Said and Daniel Barenboim summoned the West-Eastern Divan Orchestra into life in 1999, they set out from the assumption that the young musicians from Israel, Palestine and other Arab countries would be able to agree on how each note should be played and that, as soon as they had succeeded in engaging in a musical dialogue, it would be easier for them to exchange words with one another in the form of a spoken conversation.
Following the West-Eastern Divan Orchestra’s legendary concert in Ramallah in 2005 – the first such appearance in the occupied territories – a young girl said to Barenboim: “You are the first thing I’ve seen from Israel that is not a soldier or a tank.” This sentence sums up the whole subversive thrust of this project.
A good pianist can hear the final note of Beethoven’s Op. 111 in his inner ear before he begins the cycle of thirty-two sonatas. Ever since the West-Eastern Divan Orchestra made its debut in Weimar in 1999, Barenboim has, as it were, guided his players through a score that attests to the strategic thinking of a great musician. But at the same time it attests to his profound humanity, since he regards a catastrophe not as something inevitable but as something to be fought against with every ounce of his strength, undismayed and undeterred by every obstacle.
Barenboim’s Beethoven is uncompromising and filled with hidden depths, contrapuntally stirring, while at the same time rhapsodizing about the “distant beloved” with the tenderness of the gentlest of breaths.
Where does he find all this energy and all this confidence? “Music isn’t work” is his reply. “Otherwise even half of what I do would be too much. Music isn’t a profession, it’s an attitude to life.”
With this attitude to life, Barenboim is a beacon and a model for all musicians: a model of the way in which, thanks to the power of music, we can change the world for the better. Very much in the spirit of Beethoven!
“BEETHOVEN’S MUSIC HAS GOT EVERYTHING”
Julia Spinola
Few musicians have engaged with Beethoven’s music as intensively and over such a long period as the pianist and conductor Daniel Barenboim. The first Beethoven sonata that he played at a concert was Op. 14/2. Already acclaimed as a child prodigy, he was just ten years old at this time. By the age of fifteen the spectacularly gifted youth had already recorded a number of the most famous sonatas: the “Pathétique”, the “Moonlight”, the “Appassionata”, the “Waldstein”, the “Hammerklavier” and the composer’s final contribution to the medium, his Op. 111 (these recordings are included in this box as a bonus). A year later Barenboim performed a complete cycle of the sonatas for the first time in public in Tel Aviv. Since then he has played individual sonatas and complete cycles on countless occasions. “Most pianists already have a certain experience of life when they start to appear in public,” Barenboim looks back on his exceptional journey, “and this experience flows into the music. For my own part, conversely, I first learnt from the music and especially from Beethoven and only then tried to take the experiences gleaned from the music and apply them to my own life. So I took the opposite course.”
Even today Barenboim still remembers an astute comment by his father, his most important and, strictly speaking, his only teacher, who advised his young son “to think in and with the music”. “I don’t know if it’s true that you’re a child prodigy,” his father went on, “but if it is true, you need to forget about the prodigy part very quickly and remain a child vis-à-vis the music.” It is not least Barenboim’s ability to internalize this advice that explains the exceptional vitality, clarity, subtle differentiation and precision of his most recent Beethoven cycle, qualities that help him to probe the music’s unfathomable depths. He recorded earlier cycles in the 1960s, 1980s, 1990s and 2000s, making this his fifth complete cycle of all thirty-two sonatas. And it goes without saying that the experiences that Barenboim has accumulated during a career lasting more than six decades play a role that cannot be overestimated. For his most recent recording, however, Barenboim has reimmersed himself in the scores of these sonatas, while building on all of his past experiences. With his typical inquisitiveness and obstinacy he has – in his own words – tried to interpret everything “with virginal freshness and to start again from scratch”.
The enforced break from conducting resulting from the coronavirus pandemic has offered Barenboim a good deal of time and leisure for this voyage of rediscovery. Indeed, never before has he been able to stand back for so long from his otherwise relentless round of restless activities as a conductor, orchestral administrator, general music director and head of the Berlin State Opera, to say nothing of his commitments as the founder of the West-Eastern Divan Orchestra and of the Barenboim-Said Academy. “At no point during the last fifty years has there been a period when I’ve had time to spend three whole months just playing the piano,” Barenboim explains.
Barenboim speaks consciously of “reading” a score and rejects the usual term “interpretation”. For him, “reading” means recognizing and understanding the manifold connections that make up the musical fabric of a work. This affects the harmonic relationships first and foremost: for Barenboim, these are fundamental. Then come the motivic, melodic and rhythmic complexities. But there are also correspondences on the level of the dynamics, of the way in which the music develops over time and, finally, of the work’s sonorities. Barenboim explains that, on the strength of these “connections”, it is his task as a pianist to breathe life into the piece. To his mind, conversely, the term “interpretation” implies that the performer plays the work in a way that is different from the way in which he or she reads it. He finds this arrogant in the extreme: “Who am I to claim to be interpreting Beethoven? Beethoven doesn’t need an interpreter.”
In Barenboim’s hands Beethoven’s sonatas do indeed begin to speak in such an intimate, multifaceted and complex way that many of the clichés that listeners associate with these works and that have left their mark on our responses to them in the course of the last two centuries appear to be swept away. We have an opportunity to experience for ourselves the truth of Barenboim’s conviction that works of music are living entities that emerge from nothingness and “end in death”. Numerous details that Barenboim has discovered in these scores throw a new light on works that we thought were familiar. Take the final Allegretto of the “Tempest” Sonata op. 31/2. Here the semiquaver motion is not rattled off in its usual unresistingly sleek way. Instead, Barenboim’s playing makes the syncopation clearly audible, a syncopation that lies hidden in the bass from the very beginning of the movement and that plays an increasingly important role in its subsequent course, starting with the sforzato in bars 23 and 27.
Another example of the way in which a careful reading of the score can breathe new life into the expressive and allusive richness of the music in performance is Barenboim’s ability to bring a sense of dynamic balance to chords made up of several notes. A widespread ideal among pianists is to ensure that all the notes of a chord are played equally loudly. Barenboim, conversely, tries to create a more subtle balance of a kind that is self-evident to him as a conductor. He asks himself which note is dominant in the harmonic or melodic argument. Which note needs to be emphasized and which is subordinate? It is considerations like these that allow Beethoven’s sonatas – each of which is a planet unto itself – to emerge before our ears with an undiminished wealth of expression that takes them far beyond their popular superficial brilliance.
“Beethoven’s music has got everything,” Barenboim waxes enthusiastic. “It’s a universe like no other. He was an incredibly bold composer who invariably pushed the boundaries to their very limits and beyond. So you can’t feel afraid or anxious when you play these works. This urge to go to the very brink creates a particular tension in this music. In Beethoven I also sense all that we’re unable to experience as human beings – death, for example. Beethoven’s music is always multidimensional: whenever it laughs, it laughs and cries at the same time.” This is why, ever since he was a student, Barenboim has always regarded Beethoven as one of the most important, if not the most important, of all the composers in his life. Barenboim’s continuous preoccupation with Beethoven is also reflected in his new recording of the composer’s last great work for the piano, the Diabelli Variations op. 120. But, as he himself notes, it is the piano sonatas that occupy a privileged place in Beethoven’s output. In the works of all composers who have written for several genres, there is – according to Barenboim – always one particular medium that serves as a kind of diary. With Mozart it was his keyboard concertos and the Da Ponte operas, whereas with Beethoven it was his piano sonatas and string quartets. “Here he was completely open and expressed himself most naturally.”
However detailed the performer’s analysis of these vast scores may be, there can never, of course, be any such thing as a definitive performance of them. As Barenboim puts it, it is like looking at a mountain: “One side is always hidden. You have to go round to the other side to see all of it, but you then lose sight of the first side.” And so we may assume that in the future, too, Barenboim will continue to discover new elements in Beethoven’s universe. Even after his most recent recording of these sonatas in the Pierre Boulez Hall in Berlin, he remains as inquisitive as ever. Indeed, his experience of re-engaging so intensively with Beethoven’s world has rekindled his desire to play these sonatas all over again.