Albrecht Mayer im Interview mit Axel Brüggemann über seine musikalischen Erfahrungen in der Kindheit und die Aufnahmen seines Kinderklassik Albums:
AB: Welche Erwartungen hattest Du an das Treffen mit den Kindern – und wie war Dein Eindruck nach dem Treffen?
Albrecht Mayer: Meine Erwartungen wurden weit übertroffen, die Kinder waren so konzentriert und bildungshungrig, dass ich mir um die Zukunft unserer Jugend weniger Sorgen mache.
AB: Die Oboe ist keine Geige oder kein Klavier – was macht sie für Kinder spannend?
Albrecht Mayer: Die Oboe ist ein sehr physisches Instrument, je mehr Energie man in sie hineinsteckt, desto größere Erfolge erzielt man. Die Oboe ist eigentlich genau das richtige Instrument für hyperaktive Kinder!
AB: Im Kleinen Hörsaal redet Ihr über “Peter und der Wolf”, wo die Oboe eine träge Ente verkörpert – Du erklärst, dass hier ein vollkommen falsches Bild Deines Instruments gegeben wird. Warum?
Albrecht Mayer: Erstens ist die Oboe ein sehr energetisches Instrument, eben etwas für Leute, die unter Hochspannung stehen, nichts für Wesen mit “low batteries”. Zweitens sind Enten ja auch gar nicht wirklich träge.
AB: Kein anderes Unterrichtsfach fällt in Deutschland so oft aus wie der Musikunterricht. Warum ist das wohl so?
Albrecht Mayer: Das liegt leider an der verbreiteten Haltung, dass Musik und Theater Nebensache und eigentlich überflüssiger Luxus seien. In Wahrheit machen aber genau diese Künste unsere Kultur aus, alles andere wäre eine erschreckende Reduzierung unseres Kulturbegriffs.
AB: Musikalische Erziehung auf Augenhöhe ist die Idee des Kleinen Hörsaals – findest Du, dass das möglich war?
Albrecht Mayer: Absolut! Musikalische Erziehung auf Augenhöhe hat sich hier als möglich erwiesen! Natürlich waren die Kinder, die ich im Kleinen Hörsaal kennen gelernt habe, auch sehr gut vorbereitet und motiviert. Ich war – ebenso wie meine Mitstreiter Hilary Hahn und Thomas Quasthoff, “positiv erschrocken” über das große Interesse, die Phantasie und Bildung dieser Kinder.
AB: Im Kleinen Hörsaal habt Ihr gemeinsam die Oboe gespielt, Worte wie Kontrapunkt debattiert. Hast Du Dich ein bisschen wiedererkannt in den Kindern? Wie waren Deine musikalischen, ersten Schritte?
Albrecht Mayer: Meine ersten musikalischen Schritte erfolgten ebenfalls im Kindesalter. Als Mitglied im Bamberger Domchor hatte ich schon als Kind eine erste intensive Begegnung mit symphonischer Musik. Die frühe musikalische Praxis in einem guten Jugendorchester oder Chor vermittelt ein musikalisches Erlebnis, welches durch Theorie oder instrumentalen Einzelunterricht kaum zu ersetzen ist.