Durch soviel Formen geschritten,
durch Ich und Wir und Du,
doch alles blieb erlitten
durch die ewige Frage: wozu?
Gottfried Benn
Gottfried Benn, den wir zu den Großen nicht nur der deutschen Lyrik unseres Jahrhunderts zählen, hat wie kein anderer um die narkotische Sogkraft der Dinge gewusst. Und in wunderbarer Korrelation zu diesem Wissen haben auch seine Gedichte eine einzigartige auf Zeitgenossen und Nachwelt ausgeübt. Wie süchtig hat eine ganze Generation nach dem Kriege seine Verse inhaliert und aus ihnen poetische Bestätigung gezogen.
Benns Gedichte haben seit seinem Tod im Jahr 1956 nichts von ihrer zynischen Schärfe und dem Reiz ihrer Querständigkeit verloren. Benn mit einer repräsentativen Auswahl zu seiner Gedichte zu ehren, heißt denn auch nichts anderes, als ihm noch einmal seine Klassizität und seien fortdauernde Aktualität zu bescheinigen. Eine Klassizität, die mit Formbewusstsein allein nicht umschrieben ist und doch daraus ihre einzigartige Faszination bezieht.
“Trunkene Flut,/ trance- und traumgefleckt,/ o Absolut,/ das meine Stirne deckt…”
Man muss Benns Gedichte tatsächlich laut gesprochen hören, um sich ihrer ebenso mächtigen wie geschmeidigen Strömungsbewegung und ihres geballten Taktschlags voll bewusst zu werden.