“Die Redaktion der Fischerschen ‘Neuen Rundschau’ brachte zu meinem fünfzigsten Geburtstag eine Festnummer heraus und wollte darin auch einen erzählerischen Beitrag des Geburtstagskindes haben. So entstand ‘Unordnung und frühes Leid’, eine Geschichte, die ich so gern habe, dass ich geneigt bin, sie zu meinen besten zu rechnen.” Thomas Mann
Thomas Manns Erzählung handelt von einer Nbrachmittagsgesellschaft, die der Geschichtsprofessor Abel Cornelius für seine “Großen” – Tochter Ingrid und Sohn Bert – abhält. Unverkennbar sind die Parallelen zu Thomas Manns eigener Familie. Und Thomas Mann versucht gar nicht erst ein Geheimnis daraus zu machen, dass sich die beschriebenen Ereignisse in seinem Münchner Heim im Jahre 1923 vermutlich eben so abgespielt haben. Seine Tochter Erika behauptet später: “Genau so hat es sich zugetragen.” Sie wird er vor Augen gehabt haben, als er Ingrid beschreibt: “Achtzehnjährig und braunäugig, ein sehr reizvolles Mädchen, das zwar vor dem Abiturium steht und es wahrscheinlich auch ablegen wird, wenn auch nur, weil sie den Lehrern und namentlich dem Direktor die Köpfe bis zur absoluten Nachsicht zu verdrehen gewusst hat.” Auch ihr Bruder Bert ist ein Abbild von Thomas Manns Sohn Klaus: “Blond und siebzehnjährig, der die Schule um keinen Preis zu beenden, sondern sich so bald wie möglich ins Leben zu werfen wünscht und entweder Tänzer oder Kabarett-Rezitator oder aber Kellner werden will: dies letztere unbedingt in Kairo.”