"Sie atmeten diesen Duft mit einer wollüstigen und fahrlässigen Hingabe, pflegten sich damit wie egoistische Kranke, berauschten sich wie Hoffnungslose, verloren sich in Liebkosungen, die übergriffen und ein hastiges Getümmel wurden und zuletzt nur ein Schluchzen waren – " aus: Wälsungenblut
Die Novelle von 1905 erzählt die Geschichte von Siegmund und Sieglind Aarenhold, “zweier Luxuswesen, jüdischer Zwillinge des überfeinerten Berliner Westens”. Das Geschwisterpaar lebt mit seiner neureichen Familie in einer von Prunk und Realitätsfremde geschwängerten Traumwelt. Sie verachten ihre Eltern für deren Herkunft, eine “unmögliche Mutter” und der Vater “im Osten an entlegener Stätte geboren”.
Wegen der bevorstehenden Heirat Sieglinds mit einem christlichen Adligen, stehen die beiden vor dem Ende ihrer bis dahin exklusiven Gemeinschaft. Nach dem gemeinsamen Besuch in Richard Wagners “Walküre” besiegeln sie unwiderruflich den verletzten narzisstischen Kreis ihrer Ebenbürtigkeit, indem sie in den Spuren ihrer mythischen Vorgänger den Inzest vollziehen.
Souveräner und ironischer hat der junge Thomas Mann nie geschrieben als hier, wo es ihm meisterhaft gelingt, das Leitmotiv der Geschwisterliebe mit der Problematik des Künstlertums und seiner Wagner-Passion an einem exzentrisch exklusivem Ort zu vereinigen.