“Experimentelles, Ungewohntes und Innovatives bleibt, auf ‘Besser geht nicht’ vollkommen aus”, befindet der Hamburger Musikkritiker! Warum G.G. trotzdem die Note “1” von ihm bekommt…:
Der aus dem nordost-hessischen Eschwege stammende Sänger, Komponist, Produzent und Arrangeur Gerd Grabowski, uns Schlagerfreunden besser bekannt als “G.G. ANDERSON”, gilt als einer der beständigsten, langlebigsten, gefragtesten und erfolgreichsten Vertreter der leichten Muse in der BR Deutschland.
Das knapp 62jährige Multitalent begeistert seit rund 30 Jahren mit romantischem Popschlager, stets eingängig, gefühlvoll, liebenswert arrangiert und intoniert, die Anhänger gefühlsbetonter Klänge zum Träumen und Mitsingen. Neben z.B. Andy Borg, Tommy Steiner, Christian Franke oder Nino der Angelo, zählte “der doppelte G-Punkt des deutschen Schlagers” (© Smago.net) zu den neuen Gesichtern des Genres, als die Neue Deutsche Welle 1981/82 drauf und dran war, den klassischen teutonischen Schlager den Bach runter gehen zu lassen. G.G. Anderson und genannte Kollegen erneuerten die Stilistik mit viel Schwung und Elan und kreierten auf diese Weise diejenige des sog. ‚Neuen Deutschen Romantikschlagers’, der sich als profunde Antwort auf die nicht selten viel zu schrillen und grellen Klangspielereien der NDW-Kollegen von Hubert Kah und Markus über Frl. Menke und Peter Schilling bis hin zu "UKW "und Andreas Dorau erweisen sollte.
In den 80er und 90er Jahren schuf Gerd Grabowski, der übrigens auch für zig andere Künstler – z.B. Roland Kaiser, Laura Branigan, Engelbert, Mireille Mathieu, Tony Christie oder Rex Gildo – zur Feder griff, einen leckeren Tophit nach dem anderen. Zunächst sang Gerd zwischen 1980 und 1983 auf Englisch, bevor er 1984 zur deutschen Sprache zurück kehrte und seitdem nicht mehr aus dem einheimischen Schlagerleben wegzudenken ist. Traumhafte, romantische, durchwegs wohlklingende Melodien, wie z.B. “Am weißen Strand von San Angelo” (1984), “Sommernacht in Rom”, “Santa Lucia – versunken im Meer” (beide 1985), “Die Sonne von St. Helena”, “Mädchen, Mädchen” (beide 1986), “S.O.S. mein Herz ertrinkt” (1988), “Sommer, Sonne, Cabrio” (1989), “Rosalie” (1992) oder “Memories of Love” (1994) trugen ein ums andere Mal gefühlvolle Urlaubsstimmung in die bundesdeutschen Wohnzimmer.
Im Spätherbst 2007 überraschte der gelernte Elektriker mit dem phänomenalen Winteralbum “Zwei Herzen im Schnee”; letztes Jahr erschien die wunderschöne Romantik-Schlager-CD “Alle Liebe dieser Welt” – die mit der ironischen Ode auf eine betagte Sommerliebe namens “Lena” sogleich wiederum einen unvergesslichen Radiohit mit im Programm hatte.
Nun veröffentlichte der Ehrenbürger von Eschwege kürzlich sein aktuelles Opus “Besser geht nicht” (KOCH/Universal). Vorab gab’s bereits im Februar diesen Jahres die erste Single aus dem 14-Track-Werk zu hören: “Schäfchen zählen” wurde in den einschlägigen Schlagerforen heftigst und kontrovers diskutiert. Nun gut, den Literaturnobelpreis wird G.G. für die ziemlich banalen Reime nicht erhalten – trotzdem handelt es sich bei “Schäfchen zählen” um einen ansprechenden, tanzbaren Disco-Fox, rhythmisch, mitsingbar – nach den immensen Erfolgen von Bernhard Brink, Jürgen Drews und anderen Genrevertretern, wollte halt auch Gerd G. mal einen spezifischen Disco-Fox-Titel abliefern. Dies ist ihm mit den zu zählenden Schäfchen zweifelsohne gelungen, selbst, wenn die Nummer absolut untypisch für ihn ist und er im romantisch/melancholischen Ambiente doch besser zu Hause ist, als in den lauten, krachenden Welten des tanzflächen-füllenden Discoschlagers.
Aufbauend, ermunternd, schlicht mitreißend. ertönen traditionelle Romantikschlager der Sorte “Deine Wunden heilt die Zeit”; gleichsam gibt’s fetzige, positive Ohrwürmer zu hören (“Komm und tanz mit mir”, “Die Liebe ist wie ein Heißluftballon”, Eine Nacht"), elitäre Edelschlager im Sinne der unschuldigen 50er Jahre (“So nah am Paradies” – qualitativ Eins zu Eins auf einer Ebene mit “San Angelo” oder “Sommernacht”, “Komm mit mir nach Venedig” – hymnisch, einprägsam, höchstgradig verliebt, “Juanita” – prallgefüllt mit ehrlicher Liebe, enormer Zuneigung und ultraromantischem Flair!) kommen ebenso zum Einsatz.
Auch mit hoch emotionalen Balladen und sympathischen Mid-Tempo-Kreationen wartet der zweifache Familienvater anno 2010 auf: Freundliche Liebeslieder a la “Bleib heute Nacht” überzeugen auf ganzer Linie – und der Titelsong hier analysierter CD, “Besser geht nicht”, macht seinem Namen wahrhaftig alle Ehre. “Oh Mamy” ist nicht mehr und nicht weniger, als eine äußerst gelungene, atmosphärische Superschnulze. Pure, locker-leichte Sommergefühle vermittelt der swingende, temporeiche, von trefflichen E-Gitarren untermauerte Popschlager bester Güteklasse, “Gib Deinen Traum niemals auf”, sachte Rock’n’Roll-Tendenzen a la “Spider Murphy Gang” weist der zickige Akkordeon-Zydeco-Verschnitt “Warum willst Du jetzt schon heim?” auf. Als große Abschiedsballade fungiert der aufgedonnerte Schleicher “Schau mir in die Augen”.
Gerd Grabowski setzt auch 2010 gänzlich auf Nummer Sicher. Experimentelles, Ungewohntes und Innovatives bleibt, auf “Besser geht nicht” vollkommen aus. Wozu sollte Gerd auf seine ‚alten Tage’ auch unnötig Neues ausprobieren? Wir lieben ihn seit weit mehr als einem Vierteljahrhundert für seine so einschmeichelnden, wie dralle Liebe ausstrahlenden Romantikschlager – und hiervon hat er gleichsam in diesem Jahr 14 prägnante Hitaspiranten auf der Liste, von denen nicht wenige in aller Kürze Kult- bzw. Evergreenstatus erreichen dürften. “Besser geht nicht” ist eine Topproduktion, die im wahrsten Sinne des Wortes ‚nicht besser geht’. Daumen nach oben! Ein überbordender Erfolg dieses hier vorgestellten Silberlings scheint vorprogrammiert!
Gesamtwertung: 1