Es ist eine eigenartige, eine merkwürdige Zeit. In mehrfacher Hinsicht. Wir bemerken, dass sich vieles auf eine Art ändert und eine Dynamik entwickelt, die vor 10 Jahren so noch undenkbar gewesen wäre und uns ratlos macht. Und: “Merken” in Form von gespeicherter Erinnerung mündet in der Erkenntnis, dass Erfahrung nicht unbedingt mit Lernfähigkeit Hand in Hand gehen muss. Ja eh. Gert Steinbäcker hatte sich in seinem Leben, seinen Liedern, dann, wenn es auch darum ging Haltung zu zeigen, stets von diesem “ja eh” ferngehalten. Gert war und ist ein Mann klarer Worte und die flossen immer auch in Songs ein. Es waren nie gesungene Botschaften, sondern Empfindungen die es da zu hören gab. Szenen ergaben Texte. Jetzt ist da das letzte Lebensdrittel und es ändert sich was. Zeitenwende? “Es macht grad weniger Spaß, in jeder Beziehung”, sagt Gert und so wie ihm, geht es vielen Menschen. Steinbäcker: “Das Grundgefühl des Seins ist ein wesentlich anderes als früher”. Bedrohungs-Szenarien. Dieser Ausdruck von Verachtung und Wut, die Menschen dazu bringt sich immer und überall in die Luft zu sprengen und viele andere dabei mitzunehmen.
Wenn es einen Schlüsselsong auf “Ja eh” gibt, dann ist das “Alles hat sei‘ Zeit”. Es ist das Servus von STS. Das Finale nach Jahrzehnten. Alle drei – höchstwahrscheinlich – zum letzten Mal gemeinsam im Studio. “Was vorbei ist vorbei” heißt es. Jetzt ist es amtlich und in Vinyl gegossen. Wird doch “Ja eh” stilecht auch als Doppelalbum erscheinen. Den Fans wird das Herz schwer. Mit Sicherheit, aber die Titelzeile sagt es: “Alles hat sei‘ Zeit”. Daher wird es ein Album wie “Ja eh” von Gert Steinbäcker nicht mehr geben. Doch keine Bange: Ans Aufhören als Kreativer denkt er nicht. Er wird auch in Zukunft auf der Bühne stehen, an Projekten arbeiten und wer weiß schon, was an neuen Ideen noch alles kommen wird… und die werden kommen, aber der Singer-Songwriter im Stil der 80er Jahre, der hat nun endgültig seinen Platz in der Musikgeschichte eingenommen. Und dort bleibt er. Gert freut sich umso mehr auf die Tour, die im nächsten Jahr stattfinden wird. Alles hat eben seine Zeit und da es da doch noch diesen einen oder anderen bislang unerfüllten Wunsch gab, hat er sich mit Christian Kolonovits noch dieses erlaubt: “Großvater” und “Mach die Aug‘n zu” in einer symphonischen Version – aufgenommen mit dem Max Steiner Orchester in den Wiener Rosenhügel Studios.
Aber bevor jetzt der Schlussvorhang fällt: Hier an dieser Stelle noch diese Geschichte: “Irgendwann bleib i dann dort”. Das Lied des letzten Urlaubstages. Himmel… wie oft hatten wir alle es schon in unseren Köpfen, wenn wir unsere Sachen packen mussten. Zum letzten Mal die Zehen ins Meer stecken. Das Salz in der Luft schmecken und dann ist da diese Textzeile. Sie verspricht uns Unerfüllbares, aber sie tut uns gut. Jetzt ist diese Textzeile verschwunden und das Lied kommt rustikal instrumental daher: In der Fassung der Omonoia Brass Band aus Gastouri, Corfu. Was dahinter steckt, soll ihnen Gert selbst erzählen. So authentisch kriegt nur er das hin. Wir, die Adressaten von seinen Songs, bleiben mit einer Träne im Knopfloch zurück. Da geht was zu Ende. Aber was Neues beginnt. Und wenn man den Gert beim Wort nehmen darf, dann steckt in “Alles was i kann” ja auch eine Art Versprechen für die Zukunft! “Ja eh”.
Tourdaten Steinbäcker 2017
25. April 2017 Altötting Raiffeisen Saal
26. April 2017 Regensburg Kolpinghaus
28. April 2017 München Carl-Orff-Saal Gasteig
29. April 2017 Bamberg Hegelsaal im Konzerthaus
30. April 2017 Würzburg/Veitshöchheim Mainfrankensäle
02. Mai 2017 Fürth Stadthalle
Gert Steinbäcker steht am 17. November 2016 in München für Interviews zur Verfügung.