Grigory Sokolov | News | Booklettext: Grigory Sokolov, Beethoven Brahms Mozart - 8.5.2020 (VÖ) (DE/EN/FR)

Grigory Sokolov
Grigory Sokolov

Booklettext: Grigory Sokolov, Beethoven Brahms Mozart – 8.5.2020 (VÖ) (DE/EN/FR)

03.04.2020
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EINE EINZIGARTIGE SICHT AUF DAS LEBEN UND DIE MUSIK
Seit einigen Jahrzehnten konzentriert sich Grigory Sokolov ganz auf Solo-Recitals und spielt zum großen Bedauern vieler Fans keine Konzerte mit Orchester mehr. Der große russische Pianist, der 1966 mit nur 16 Jahren den Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau gewann und danach schlagartig berühmt wurde, tritt ausschließlich in Mitteleuropa auf, weil er eine Abneigung gegen Langstreckenflüge und Jetlag hat. Und er verabscheut den Medienrummel und Marketingüberlegungen, die das Leben und Schaffen von Musikern im 21. Jahrhundert so oft bestimmen.
Da Sokolov selbst also keine Interviews mehr gibt, ist der beste Gesprächspartner, um mehr über ihn zu erfahren, sein Manager Franco Panozzo, der seit 30 Jahren eng mit dem Pianisten zusammenarbeitet. Das folgende Porträt basiert auf seinen Erfahrungen mit Sokolovs einzigartiger Sicht auf das Leben und die Musik.
Normalerweise legt Sokolov die erste Hälfte eines neuen Konzertprogramms im Oktober fest, die zweite Hälfte folgt im Februar des nächsten Jahres. Er nimmt keine Ratschläge an und lässt bei der Planung auch keinerlei Diskussionen zu: Die Werkauswahl ist allein von seinen eigenen Vorlieben und seinem persönlichen Geschmack bestimmt. Um zu verstehen, wie und warum er das vorliegende Programm aus frühen und späten Beethoven-Werken (Sonate op. 2 Nr. 3 und Bagatellen op. 119) und den späten Klavierstücken op. 118 und op. 119 von Brahms zusammengestellt hat, muss man es sich anhören. Zusätzliche Erläuterungen wird man von ihm nicht bekommen. Und jeder Kenner seiner Klavierabende weiß, dass dieser Pianist ein Programm an zwei verschiedenen Abenden nie ganz gleich spielt.
Ein Vierteljahrhundert lang hat Sokolov überhaupt keine Aufnahmen gemacht, bis er sich schließlich doch wieder dazu bewegen ließ, wenn auch mit strengen Auflagen. Sokolov lässt nur Live-Mitschnitte zu, und er scheut nicht nur das Aufnahmestudio, sondern auch jede Form der Nachbearbeitung: Nur mit Mühe kann man ihn davon überzeugen, Störgeräusche wie etwa ein Husten im Publikum eliminieren zu lassen.
Sokolov gibt 70 bis 80 Klavierabende pro Jahr. Dabei macht es für ihn keinen Unterschied, ob er in einem großen Saal wie der Berliner Philharmonie auftritt oder in der bescheidenen Kirche im italienischen Dorf Rabbi, in der nur knapp 300 Zuhörer Platz finden. In jeder Saison werden einige Recitals in klanglich günstigen Konzertstätten mitgeschnitten. Aus diesem Material wählt Sokolov später für jedes Stück die Version aus, die ihm am besten gefällt. Das vorliegende Album versammelt darum Aufnahmen aus drei verschiedenen Recitals vom Sommer 2019.
Den Anfang macht das Auditorio de Zaragoza mit seiner feinen, warmen Akustik. Den dortigen Flügel kennt Sokolov sehr gut; zudem konnte er den Saal volle 24 Stunden vor dem Konzert nutzen, um sich an das Instrument und die akustischen Gegebenheiten zu gewöhnen. Das bildete das Fundament für eine verinnerlichte, forschende Interpretation von Beethovens breit angelegter, geistreicher Sonate op. 2 Nr. 3. Eine Woche zuvor hatte Sokolov beim Klavier-Festival Ruhr gastiert, im akustisch herausragenden Großen Saal der Historischen Stadthalle Wuppertal. Dort wurden Beethovens Bagatellen op. 119 mitgeschnitten, und jede dieser Miniaturen wirkt wie ein perfekt geschliffenes Juwel.
Die außergewöhnlichste Konzertstätte ist sicher die hoch in den Bergen gelegene, von der Schönheit der Natur umgebene Chiesa di San Bernardo in Rabbi, in der Nähe von Trient. Der berühmte italienische Pianist Arturo Benedetti Michelangeli besaß dort ein Sommerhaus, weswegen ein treuer Verehrer ihm zu Ehren in Rabbi ein Musikfestival ins Leben gerufen hat. Beeindruckt von diesem Engagement spielt Sokolov dort jedes Jahr ein Benefizkonzert, und in dieser einzigartigen Umgebung entstand der Mitschnitt seiner entrückten, zutiefst berührenden Interpretation der späten Klavierstücke op. 118 und op. 119 von Brahms.
Ein Sokolov-Konzert wird erst komplett durch die diversen Zugaben, so auch das vorliegende Programm: Der Pianist präsentiert sieben Werke von Schubert und Brahms bis zu Rachmaninoff und Debussy, und jede der drei Konzertstätten ist dabei vertreten. Auch hier zeigt sich, dass Sokolov in seinen Konzerten einen großen und schlüssigen Bogen über Hauptprogramm und Zugaben spannt – die abwechslungsreiche, durchdachte Abfolge von Stücken ergänzt die Hauptwerke des Abends in idealer Weise.
Wenn bereits Audioaufnahmen mit Sokolov eine Herausforderung sind, so muss bei Filmaufnahmen ein noch strengerer Modus operandi befolgt werden: Mehrere Recitals pro Saison werden mit fünf oder sechs unauffällig auf der Bühne platzierten Kameras aufgezeichnet, und aus den verschiedenen Einstellungen wird später ein Video zusammengestellt, sofern Sokolov seine Einwilligung dazu gibt. Er selbst sieht sich das Material jedoch nie an. Sokolov stellt nur sicher, dass er mit seinem Spiel glücklich ist und wählt die zu veröffentlichenden Aufnahmen allein nach dem Ton aus.
Die vorliegende DVD (für deren Bildregie Nadia Zhdanova verantwortlich zeichnet) zeigt ihn bei einem Klavierabend in Turin und mit einem Programm, das von Mozarts vermeintlicher »Schülersonate« in C-Dur bis zu Beethovens letzter Sonate Nr. 32 in c-Moll reicht. Sokolov arbeitet dabei in seiner unnachahmlichen und oft atemberaubenden Art verschiedene Facetten beider Komponisten heraus. Als Zugaben gibt es Stücke von Rameau, Schubert, Schumann, Chopin und Debussy. Das Konzert wurde 2017 gefilmt, und die vorliegende Audio/Video-Veröffentlichung dokumentiert so gleich zwei Konzertsaisons.
Einige der größten Pianistinnen und Pianisten unserer Zeit reisen mit ihrem eigenen Instrument, was Sokolov jedoch nicht tun. Er ist ein versierter Kenner der Klaviermechanik und arbeitet bei der Einrichtung der Instrumente, denen er in den verschiedenen Konzertsälen begegnet, eng mit den Technikern von Steinway zusammen. Sokolov geht es nicht darum, in jedem Konzert seine musikalischen Ideen so exakt wie möglich zu reproduzieren; stattdessen genießt er es, wenn sich aus den Möglichkeiten des jeweiligen Instruments neue Varianten ergeben. Dass er ein Jahr lang ein festes Repertoire spielt, gibt ihm die Gelegenheit, jeden einzelnen Ton eines Stücks gewissermaßen von allen Seiten zu beleuchten – die unterschiedlichen Instrumente sind ein wesentlicher Bestandteil dieses langen Prozesses einer scheinbar unendlichen Erforschung und Ausdeutung der Musik.
Am Konzerttag selbst möchte Sokolov nicht reisen. In der Regel kommt er einen Tag vorher an, meist im Auto; wenn die Entfernung mehr als 500 Kilometer beträgt, nimmt er auch einmal das Flugzeug. Am Abend vor dem Konzert sollte ihm der Saal idealerweise von 18:00 bis 23:00 Uhr zur Verfügung stehen; in dieser Zeit macht er sich mit dem Instrument, der Akustik und dem Raum vertraut. Am nächsten Morgen ist er früh wieder vor Ort, um zu üben; dann geht er zurück ins Hotel, isst und ruht sich aus. Am Abend übt Sokolov noch einmal eine Stunde im Saal, bevor das Publikum eintrifft; das Konzert selbst dauert in der Regel etwas länger als drei Stunden – ein aufreibender, doch bis ins letzte Detail professionell durchgeplanter Ablauf.
Vor ein paar Jahren hatte ich nach einem Konzert in Barcelona ein einziges Mal das Glück, ihn zu interviewen; damals hatte er eine beeindruckende Zahl von Flugverbindungen verschiedener Airlines auswendig parat. Das ist typisch für einen fast schon überorganisierten Menschen wie ihn, für eine einzigartige Persönlichkeit mit einer riesigen Bandbreite verschiedener Interessen und einem stupenden Wissen. Je besser organisiert Sokolov jenseits der Tasten ist, so könnte man meinen, desto freier kann er sein, wenn er seine musikalischen Ideen vor dem Publikum ausbreitet. Und – wer weiß? – vielleicht ist es tatsächlich so: Je privater, introvertierter ein Mensch ist, desto offener und profunder tritt letztlich sein eigenes wahres Ich in seinem Spiel zutage.
Jessica Duchen
 
 
A UNIQUE APPROACH TO LIFE AND MUSIC
In recent decades Grigory Sokolov has elected to perform solo recitals only, eschewing concertos and probably frustrating some of his many admirers. The great Russian pianist, who rose to fame after winning the International Tchaikovsky Competition in Moscow in 1966, aged only sixteen, also restricts his activities to central Europe because he dislikes long flights and jet lag. Moreover, he shuns the media circus and commercial concerns that so often drive musicians’ lives and work in the 21st century.
As he now declines to give interviews, the closest one can get to him is talking with his manager, Franco Panozzo, who has worked closely with Sokolov for three decades. The following portrait is based on his insights into Sokolov’s unique approach to life and music.
Typically, one half of a Sokolov programme enters his concert repertoire in October, the other half in February. He takes no advice and brooks no discussion when planning it: his choices are directed simply by what he happens to find most interesting and suitable. The only way to find out how and why he compiled this programme of early and late Beethoven – the Sonata op. 2 no. 3 and the Bagatelles op. 119 – and two sets of late Brahms pieces is to listen to it. He is not going to reveal anything in words. Anyone familiar with his recitals, however, will know that no two performances of the same repertoire are ever quite alike.
He stayed away from recording for a quarter century before being persuaded back, though with strict conditions. All these performances were recorded live in concert. He avoids not only the studio but also any form of editing: he will scarcely even consent to the artifice of eliminating extraneous noises such as audience coughing.
Sokolov gives 70 to 80 recitals a year and makes no distinction in approach between performing in a large hall like the Berlin Philharmonie or, for instance, the small church in the Italian village of Rabbi, which seats slightly fewer than 300. Each season, some of his recitals are selected for recording in venues where the conditions are most favourable. From this material Sokolov selects his preferred performance of each piece. The present album comes from three different recitals given during the summer of 2019.
The first venue is the Zaragoza Auditorium, which is blessed with a fine, warm acoustic. The piano is one that Sokolov knows particularly well, and the hall gave him a good 24 hours before the concert to acclimatize himself to the instrument and the acoustic. This was the setting for Sokolov’s intimate, probing performance of Beethoven’s expansive and witty Sonata op. 2 no. 3. The Wuppertal Stadthalle recital took place about a week earlier, during the Ruhr Piano Festival, in the German town’s acoustically excellent Großer Saal. From this we hear Beethoven’s Bagatelles op. 119, each miniature piece emerging as a perfectly cut jewel.
The most remarkable of these venues is probably the Church of San Bernardo in Rabbi, high in the mountains close to Trento, surrounded by the splendours of nature. The great Italian pianist Arturo Benedetti Michelangeli had a summer house there, and a devoted local enthusiast has created the village’s Michelangeli Festival as a memorial to him. Sokolov, impressed by such dedication, has elected to play a recital there every year in support of the Michelangeli Cultural Foundation. It was in this unique ambience that his rapt, profoundly moving performances of the late Brahms Piano Pieces opp. 118 and 119 were recorded.
No Sokolov concert would be complete without plenty of encores, and this programme is no exception. The seven pieces here range from Rameau favourites through Schubert and more Brahms to Rachmaninov and Debussy, with each of the three venues represented. A Sokolov recital, encores included, often seems to form a long arc with its own internal logic – a concept that becomes palpable in this contrasted and thoughtful succession of pieces, ideally complementing the programme’s main works.
If recording Sokolov is a challenge, filming him is no easier. A modus operandi has been devised for this purpose. Several recitals per season are shot unobtrusively with five or six fixed cameras placed around the stage, and the angles are combined later to create a video if and when Sokolov agrees. Yet he himself never watches. He makes sure he is happy with his playing and chooses the performances to be released from the audio alone.
The present DVD, directed by Nadia Zhdanova, shows him in recital in Turin, playing repertoire that extends from Mozart’s supposedly “simple” C major Sonata to Beethoven’s last sonata, No. 32 in C minor, revealing multiple facets of both composers in an inimitable and often breathtaking fashion. The encores range from Rameau to Debussy by way of Schubert, Schumann and Chopin. The concert was filmed in 2017, allowing this audio/video release to reflect the content of two seasons rather than just one.
Some of today’s greatest pianists travel with their own instrument, but Sokolov prefers not to. He has an exceptionally thorough understanding of the piano mechanism and works closely with Steinway’s technicians on the instruments he encounters from hall to hall. Rather than attempting to reproduce his musical ideas with exactitude in every concert, he enjoys discovering fresh possibilities through each new instrument’s differing potential. Performing the same repertoire across a year gives him ample opportunity to view virtually every note as if from 360 degrees, and the various instruments become part and parcel of that ever-evolving process – one of apparently limitless exploration and enlargement.
Sokolov will not usually travel on the day of a recital. He arrives on location the day before, usually by road, although he flies if the distance is greater than 500 km. Ideally, he requires the hall to be available the night before the concert, from 6 pm to 11 pm, and spends this time accustoming himself to the piano, the acoustic and the ambience. The next morning he is early on stage to practise, before going back to his hotel to eat and rest. He then returns for an hour-long rehearsal before the audience arrives for his recital, which usually lasts a good three hours. It is a gruelling schedule, but a supremely well-organized one.
The only time I was lucky enough to interview him, after a concert in Barcelona some years ago, he seemed to know a startling range of airline timetables from memory. That is typical of his hyper-organized mind, and of a unique individual whose breadth of interests and depth of knowledge appear to know no bounds. It is almost as if the more organized Sokolov is away from the instrument, the freer he can be when expressing his musical vision in performance. And – who knows? – perhaps the more private the person, the more open and profound the ultimate revelation of his true self through his playing.
Jessica Duchen
 
 
UNE APPROCHE SINGULIÈRE DE LA VIE ET DE LA MUSIQUE
Dans les dernières décennies, Grigory Sokolov a choisi de renoncer aux concerts avec orchestre pour ne plus donner que des récitals de soliste, causant probablement la frustration de certains de ses nombreux admirateurs. Le grand pianiste russe, qui accéda à la notoriété en 1966 en remportant à tout juste seize ans le premier prix au Concours Tchaïkovski de Moscou, limite en outre ses activités à l’Europe par horreur des vols longue distance et du stress lié au décalage horaire. Pour couronner le tout, il fuit comme la peste le cirque médiatique et commercial qui constitue une grosse part de la carrière d’un musicien au XXIe siècle.
Sokolov refusant désormais toute interview, le meilleur moyen de se rapprocher de lui est de discuter avec Franco Panozzo, son manager et collaborateur depuis trente ans. Notre portrait de Sokolov s’appuie donc sur les déclarations de Panozzo concernant la manière singulière dont le pianiste conçoit la vie et la musique.
Lorsqu’il prépare un nouveau programme, Sokolov en introduit généralement une moitié dans ses concerts en octobre, et l’autre moitié en février. Il ne consulte personne et ne tolère aucune discussion quant à la sélection des morceaux : ses choix sont dictés uniquement par ce qui lui paraît le plus intéressant et le plus approprié à ce moment-là. Le seul moyen de savoir pourquoi et comment il a sélectionné les oeuvres de Beethoven (la précoce Sonate opus 2 n° 3 et les tardives Bagatelles opus 119) et les deux recueils de Brahms, c’est de les écouter. Ne comptez pas sur lui pour fournir le moindre commentaire à ce sujet. Mais tous ceux qui ont déjà assisté à ses récitals savent qu’il ne donne jamais deux lectures identiques du même répertoire.
Après avoir refusé d’enregistrer pendant un quart de siècle, Sokolov s’est laissé persuader de recommencer, mais à de sévères conditions. Toutes les interprétations présentées ici ont été captées sur le vif. Le pianiste refuse non seulement le studio mais toute forme de postproduction musicale : c’est à peine s’il consent à ce que soient éliminés les bruits parasites (les quintes de toux du public, par exemple).
Sokolov donne 70 à 80 récitals par an, sans faire de distinction notable entre la vaste Philharmonie de Berlin et la petite église du village italien de Rabbi, par exemple, qui accueille un peu moins de 300 spectateurs. Chaque saison, certains de ses récitals sont sélectionnés pour l’enregistrement selon les lieux qui offrent les conditions les plus favorables. Sur la base de ce matériau, Sokolov choisit ensuite son interprétation préférée de chaque morceau. Le présent album est issu de trois récitals différents donnés au cours de l’été 2019.
Le premier des lieux sélectionnés est l’auditorium de Saragosse, fameux pour son acoustique chaleureuse. Sokolov connaît fort bien le piano de cette salle, et a bénéficié en outre de plus de 24 heures avant le concert pour se mettre en harmonie avec l’instrument et l’acoustique. C’est dans ce cadre qu’il a donné une lecture intime et analytique de la Sonate opus 2 n° 3 de Beethoven, oeuvre de vastes proportions et pleine d’esprit. Les Bagatelles opus 119 proviennent quant à elles du récital donné une semaine plus tôt dans la nouvelle salle municipale (Stadthalle) de Wuppertal, également réputée pour son excellente acoustique, et se présentent chacune comme un bijou parfaitement ciselé.
Le plus remarquable des trois lieux est assurément l’église San Bernardo de Rabbi, village perché dans les montagnes de la province de Trente et entouré d’un somptueux écrin de nature. Le grand pianiste italien Arturo Benedetti Michelangeli y possédait une résidence d’été, et un villageois passionné a créé à sa mémoire le « Festival Michelangeli » de Rabbi. Sokolov, impressionné par ce dévouement, a décidé d’y donner chaque année un récital en soutien à l’Association culturelle Michelangeli. C’est dans cette atmosphère unique qu’a été captée sa lecture extatique, bouleversante, des pièces pour piano opus 118 et opus 119 de Brahms.
Un concert de Sokolov ne serait pas complet sans de nombreux rappels, et le présent programme ne fait pas exception. Les sept rappels couvrent la période de Rameau à Debussy, en passant par Schubert, Brahms et Rachmaninoff, et proviennent eux aussi des trois récitals cités plus haut. Un récital de Sokolov prend souvent la forme d’un long arc de cercle possédant sa propre logique interne – ce concept est ici évident dans la succession variée et réfléchie des rappels, qui complètent idéalement les oeuvres principales du programme.
S’il n’est pas facile d’enregistrer Sokolov, le filmer est tout aussi problématique. Un modus operandi a donc été développé à cet effet : chaque saison, plusieurs récitals sont filmés discrètement à l’aide de cinq ou six caméras fixes placées autour de la scène, puis, si Sokolov donne son assentiment, les prises de vue sont mixées pour créer une vidéo. Le pianiste ne visionne cependant jamais lui-même les images, et sélectionne les récitals destinés à la publication uniquement sur la base de la bande-son.
Le présent DVD, réalisé par Nadia Zhdanova, nous montre Sokolov en récital à Turin. Il interprète la Sonate en ut majeur dite « facile » de Mozart et la dernière sonate de Beethoven, n° 32 en ut mineur, éclairant à sa manière inimitable de nombreuses facettes de ces deux compositeurs. Les rappels vont de Rameau à Debussy en passant, entre autres, par Schumann et Chopin. Le concert a été filmé en 2017, si bien que cette publication audio/ vidéo documente le travail de Sokolov sur deux saisons plutôt qu’une seule.
Certains des plus grands pianistes d’aujourd’hui voyagent avec leur propre instrument, mais Sokolov cultive une autre attitude. Doué d’une connaissance approfondie de la mécanique du piano, il travaille en étroite collaboration avec les techniciens de Steinway sur les instruments auxquels il se voit confronté de salle en salle. Plutôt que de chercher à reproduire la même interprétation à chaque concert, il aime découvrir les possibilités inattendues que recèle chaque nouvel instrument. Le fait d’interpréter le même programme pendant un an lui donne l’occasion de considérer chaque note sous tous les angles, et la diversité des instruments sur lesquels il joue contribue à ce processus d’exploration et d’enrichissement constant.
Généralement, Sokolov ne voyage pas le jour d’un récital. Il arrive la veille, le plus souvent par la route, bien qu’il lui arrive aussi de prendre l’avion lorsque la distance outrepasse les 500 kilomètres. Dans l’idéal, il demande que la salle soit disponible de 18 à 23 heures la veille du concert, et consacre ce temps à se familiariser avec le piano, l’acoustique et l’environnement. Le lendemain, il monte sur scène dès le matin pour répéter, puis retourne à son hôtel pour manger quelque chose et se reposer. Il revient ensuite pour une répétition d’une heure avant l’arrivée du public, puis donne son récital qui dure généralement trois bonnes heures. C’est un emploi du temps exténuant, mais parfaitement calculé.
La seule fois où j’ai eu la chance d’interviewer Sokolov, après un concert à Barcelone il y a quelques années, il semblait avoir mémorisé un nombre impressionnant d’horaires de compagnies aériennes. C’est tout à fait typique de son esprit hyper-organisé et de sa personnalité, unique par ses innombrables centres d’intérêt et la profondeur de ses connaissances. On dirait que, plus Sokolov est organisé quand il est loin de son instrument, plus il est libre d’exprimer sa vision musicale en concert. Et – qui sait ? – il se pourrait aussi que, plus il préserve sa vie privée, et plus son Moi intime se révèle dans son jeu.
Jessica Duchen

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