Er “singt frischweg, Gefühl ist ihm alles, Intellekt nur Schall”. So charakterisierte der
Spiegel in einem Artikel von 1965 den natürlichen Gesangsstil von
Hermann Prey, der mit seiner lässigen Art als sängerischer Gegenpart des intellektuellen Romantikers
Dietrich Fischer-Dieskau gelten kann. Am 11. Juli 2019 wäre Hermann Prey 90 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass bringt Deutsche Grammophon jetzt ein digitales Album heraus, das 25 Essentials des großen Baritons versammelt. Die Kompilation feiert den charismatischen Sänger als einen begnadeten Verwandlungskünstler, der sich auf kokette Mozartrollen genauso glänzend verstand wie auf den oft tragischen Ernst des romantischen Kunstlieds.
Papagenos Stimme
Von unbezwingbarem Charme war sein Papageno, der zu seinen Paraderollen zählte. Kaum jemand verlieh Mozarts Zauberflöten-Arie “Der Vogelfänger bin ich ja” so viel Witz, so viel Seele, so viel echte Begeisterung. Aber auch ein lebendiger Figaro war Prey. Sein hinreißender Vortrag von Arien wie “Non più andrai” oder “Se vuol ballare, signor Contino” ist ein schlagender Beweis. Dass es neben dem tanzbesessenen, dem ewig flirtenden Prey, der ein Publikumsliebling par excellence war, auch den nachdenklichen Prey gab, zeigen seine atemberaubenden Interpretationen romantischer Kunstlieder, allen voran derjenigen Franz Schuberts, dem Lieblingskomponisten des Sängers.
Romantische Tiefen
Lieder wie “An Sylvia” oder “Der Wanderer” sind nie wieder mit solch einer natürlichen Energie, so leidenschaftlich wie unsentimental dargeboten worden. Selbiges gilt für Lieder von Ludwig van Beethoven, Robert Schumann, Johannes Brahms, Ludwig Spohr, Gustav Mahler, Hans Pfitzner oder Richard Strauss. Prey singt sie bar jeder Manier, vollkommen unaufgesetzt, als hätte er nie etwas anderes getan. In Weihnachtsliedern von Peter Cornelius nimmt seine romantische Gabe dann feierliche Dimensionen an, wohingegen im Duett mit Júlia Várady in der Fledermaus-Arie “Dieser Anstand, so manierlich” wieder der augenzwinkernde Entertainer hervortritt.
“Hermann Prey Essentials” steht ab dem 5. Juli 2019 auf Spotify, iTunes und Apple Music zum Download und Stream bereit.