Hermann Prey | News | Sensationeller Fund in Köln

Fritz Wunderlich und Hermann Prey © Deutsche Grammophon
Fritz Wunderlich und Hermann Prey © Deutsche Grammophon© Deutsche Grammophon

Sensationeller Fund in Köln

09.10.2009
Köln ist immer für eine Überraschung gut: An einer Stelle lässt man Weltkulturerbe in Grund und Boden versinken, an andere Stelle werden Schätze ausgegraben: Im Archiv der Kölner Oper entdeckte man unlängst sämtliche Premieren-Mitschnitte aus den ersten Jahren nach der Eröffnung des neuen Hauses am 18. Mai 1957.

Und darunter befindet sich eine Aufnahme, von deren Existenz nicht einmal die beteiligten Künstler wussten: der Mitschnitt der „Don Giovanni“-Premiere vom 20. März 1960.

Diese Premiere markierte in mehrfacher Hinsicht einen Neustart. In der Kölner Oper hatte gerade ein neues Führungsteam begonnen: Intendant war der Regisseur Oscar Fritz Schuh, Generalmusikdirektor der 36jährige Wolfgang Sawallisch. Der „Don Giovanni“ war ihre erste gemeinsame Premiere in Köln, und sie präsentierten in den Hauptrollen vier Debütanten: Hermann Prey (Giovanni), Fritz Wunderlich (Ottavio), Franz Crass (Komtur) und die 22jährige Edith Mathis als Zerlina. Hinzu kamen renommierte Kollegen: Elisabeth Grümmer (Anna), Hildegard Hillebrecht (Elvira) und Georg Stern (Leporello). Im Gegensatz zur Inszenierung, die damals auf Unverständnis stieß, wurde das Ensemble von Publikum und Presse gefeiert.

Wie Anfang der 1960er Jahre üblich, wurde deutsch gesungen. Das mag für heutige Ohren manchmal holprig klingen, hat aber in diesem Fall einen unüberhörbaren Vorteil: Man versteht über weite Strecken jedes Wort.

Wolfgang Sawallisch, damals der Shooting Star unter den deutschen Dirigenten, animiert das Gürzenich Orchester zu markantem Spiel mit viel „Drive“. Giovannis Arie „Auf denn zum Feste“ ist mit einer Dauer von 1:15 eine der rasantesten Versionen auf CD. Die Artikulation des Orchesters klingt für damalige Zeiten sehr modern: akzentuierte Klangrede, kompromisslos bis zum „Aufschrei“ (etwa wenn Donna Anna in Don Giovanni den Mörder ihres Vaters erkennt).
 
Die Klangqualität ist für einen hauseigenen Mitschnitt dieses Alters erstaunlich klar. Da die Neuinszenierung von Oscar Fritz Schuh viel Bühnenaktion erforderte, sind Bühnengeräusche und Balance-Verschiebungen natürlicher Teil des Gesamteindrucks; Man sitzt als Hörer quasi mitten drin im Kölner Opernhaus.

Fast 50 Jahre sind seither vergangen – und für Wolfgang Sawallisch war das Wiederhören nach so langer Zeit eine freudige Überraschung: „Diese Aufführung war wirklich ein Glücksfall“, sagte der Dirigent nach dem Abhören der Bänder, „vor allem, was die Homogenität des Ensembles betrifft. Deshalb freue ich mich sehr, dass der Mitschnitt veröffentlicht wird. Er dokumentiert nicht nur eine einzigartige Besetzungskonstellation, sondern auch eine Ensemble-Qualität, die seither immer seltener geworden ist.“

Mehr Informationen über Fritz Wunderlich und Hermann Prey sowie über das Album Don Giovanni finden Sie bei KlassikAkzente.
 

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