Selbst für die Maßstäbe eines Arvo Pärt beinhaltet das 1991 erschiene Album Miserere außerordentliche Kühnheiten. Die Kunst der beredten Stille, der Entwicklung mystischer Größe aus nur scheinbar fragmentarisch angeordneten musikalischen Elementen hat der Komponist, jedenfalls im Rahmen seiner auf Tonträgern edierten Musik, nie zuvor so weit getrieben. Die Kontrastwirkung, die Pärt in der Gegeneinandersetzung extrem machtvoller und ganz leiser, diskreter Momente erzielt, ist gewaltig und wirkt im Zuhörer lange Zeit nach. Zwei groß angelegte Werke, Miserere von 1989 und Sarah Was Ninety Years Old von 1976, überarbeitet 1990, rahmen auf Miserere jene düster funkelnden fünf Minuten ein, die das dem ECM-Herausgeber Manfred Eicher gewidmete Instrumentalwerk Festina Lente dauert.
„Mit Pärts Werken tritt eine Musik in den Hörraum, die aus dem Geist der Fastenzeit geboren ist.“
Hermann Conen, aus dem Begleittext zu Miserere