Jan Lisiecki | News | Pressetext: Jan Lisieckis dritte Chopin-Aufnahme für DG mit sämtlichen Nocturnes - 13.8.2021 (VÖ) (DE/EN)

Jan Lisiecki
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Pressetext: Jan Lisieckis dritte Chopin-Aufnahme für DG mit sämtlichen Nocturnes – 13.8.2021 (VÖ) (DE/EN)

01.06.2021
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Nocturne Time
»Lisieckis Mischung aus jugendlicher Brillanz, Raffinesse und Anmut
ist schlichtweg vollkommen für diese Musik«
Rezension von Chopin: Works for Piano & Orchestra, New York Times, 30. Juni 2017
»Diese bemerkenswerten Stücke laden dazu ein, zu denken und zu fühlen, was immer man will. Es gibt kein ›Richtig‹ – nur das, was sie in einem auslösen.«
Jan Lisiecki
Jan Lisiecki präsentiert seine dritte Chopin-Aufnahme für Deutsche Grammophon
Das neue 2-CD-Album des Pianisten enthält sämtliche Nocturnes
Für sein achtes und jüngstes Deutsche-Grammophon-Album kehrt der kanadische Pianist Jan Lisiecki zur Musik von Frédéric Chopin zurück. Nach Chopin: Études (2013) und Works for Piano & Orchestra (2017) erscheint am 13. August 2021 Chopin: Complete Nocturnes – zutiefst persönliche Interpretationen einiger der schönsten und beliebtesten Stücke, die für Soloklavier geschrieben wurden.
Jan Lisiecki wird oft für seine meisterhaft sensiblen und ausgefeilten Lesarten gefeiert. Seine neueste  Veröffentlichung – im vergangenen Oktober im historischen Meistersaal in Berlin aufgenommen – fängt nicht nur den Geist von Chopins Tastenkunst ein, sie ist zugleich ein Dokument der Zeit, in der sie entstand: »Ich bin der Erste, der hinterfragt, warum wir etwas aufnehmen, das schon so unendlich viele Male eingespielt worden ist«, sagt Lisiecki. »Doch Musik lebt nur, wenn sie gespielt wird und sie ist immer neu, wenn wir sie hören, das gilt selbst für eine Aufnahme. Ich hatte mit diesem Album noch etwas zu sagen, glaube ich. Und es reflektiert auch auf das letzte Jahr und meine Gedanken darüber – über die Zuflucht und das Begreifen, die uns Musik schenken kann.«
Chopin filterte die Essenz des Lieds in seine Nocturnes. Die Ausdruckskraft der italienischen Oper und die Freiheit der polnischen Volksmusik inspirierten ihn dabei. Das Charakterstück für Klavier, das John Field zugeschrieben wird, entwickelte Chopin weiter in einer überaus vielgestaltigen Reihe von Werken, die seine gesamte Karriere umspannt. Diese Miniaturen zeigen nicht nur die Originalität seines Komponierens – schon in den frühen Stücken –, sondern auch wie sich sein Stil im Lauf der Zeit wandelte.
Eben diese Nocturnes waren es, durch die Lisiecki das Werk Chopins entdeckte. Als Kind verzauberte ihn die sehnsüchtige Melodie von Opus 9 Nr. 1. Das Stück – das erste von 21, die der Komponist zwischen den späten 1820er-Jahren und 1847 schrieb – erlaubte einen Blick in ein gewaltiges Universum von Gefühlen, musikalischen Gesten und Klangfarben. Es bereitete den Weg für den brillanten Schüler, die lyrische Seite seines Instruments zu erforschen.
Es war das eine für den jungen Jan, den Noten der einfacheren Nocturnes zu folgen, doch etwas ganz anderes, deren Gehalt zu verstehen. Den Unterschied lernte er durch eine Aufforderung seines Lehrers, er solle die drei Elemente der Musik benennen. Melodie und Harmonie fielen Jan sofort ein, doch damit hatte es sich. »Ich grübelte und rief schließlich ›Linie‹«, erinnert sich Lisiecki. »Auf Rhythmus kam ich nicht! Mit elf oder zwölf war Rhythmus für mich nicht von Belang. Das ist seither natürlich anders: Der Rhythmus dient der melodischen Linie.«
Chopin, fügt er hinzu, habe die Grenzen dessen, was seine Zeitgenossen auf dem Klavier für möglich hielten, weit überschritten, vor allem in Bezug auf die Gesangslinie. Im Gegensatz zur menschlichen Stimme kann das Klavier die längste Melodie spielen – ohne Atempause; wie ein großer Sänger muss der Pianist Phrasierungen gestalten und den Melodien ein emotionales Hell und Dunkel geben. »Chopins Musik fließt in gewisser Weise von selbst, aber man muss instinktiv spüren, wie etwas gesetzt wird«, sagt Lisiecki. »Es geht darum, die Balance zu finden zwischen dem natürlichen Fluss der Musik und dem subtilen Gespür für die Richtung, die sie nehmen soll.«
Die Situation, in der die Aufnahme entstand, kam diesem Suchen entgegen. Aufnahmesessions während des Konzertbetriebs seien etwas ganz anderes als während des Lockdowns, sagt Lisiecki, die Arbeit im Studio sei nicht zu vergleichen: »Einige meiner Aufnahmen sind bei Liveauftritten entstanden, andere im Studio mussten sich meinem vollen Terminkalender fügen. Es ist sehr selten, dass ich mir für eine Aufnahme eine ganze Woche nehmen kann. Aber durch die Pandemie kam alles zum Stillstand, dadurch konnte ich die Zeit und die Arbeit anders wertschätzen und einen anderen Blickwinkel auf meine Beziehung zur Musik finden. Es war ein Geschenk, im letzten Oktober im Studio zu sein. Ich war vollkommen entspannt, ohne Druck. Das waren die angenehmsten Aufnahmesitzungen, die ich je erlebt habe, perfekt für die Nocturnes. Ich konnte mich jedem Stück in meinem eigenen Tempo widmen und mit allen auf ganz selbstverständliche Weise sein.
Außerdem hatte ich das große Glück, ein fantastisches Klavier zu haben und einen meiner liebsten Klaviertechniker an meiner Seite – Daniel Brech, den ich sehr schätze. Er versteht mich und die Farben, die ich vom Klavier brauche. Das war immens wichtig. Stephan Flock, der Produzent, ist jemand, mit dem ich ebenfalls seit Langem zusammenarbeite, er kann mir gegenüber in Worte fassen, was er empfindet. All das zusammen war einfach phänomenal.«
Lisiecki begeisterte zuletzt mit seinem preisgekrönten Beethoven-Lieder-Album, das er im vergangenen Jahr gemeinsam mit Matthias Goerne veröffentlichte. Neben seiner Nähe zur Musik Chopins hat sicher auch dieses Eintauchen in die Welt des Lieds seine Interpretationen der lyrischen, bekenntnishaften Nocturnes geprägt, von Werken, die seiner Meinung nach für das intime Zuhören gemacht sind und wohl am besten nachts allein gehört und wahrgenommen werden. »Diese bemerkenswerten Stücke laden dazu ein, zu denken und zu fühlen, was immer man will. Es gibt kein ›Richtig‹ – nur das, was sie in einem auslösen«, sagt der Pianist.
 
 
Nocturne Time
“Lisiecki’s blend of youthful brilliance, refinement and grace are perfect for this music”
review of Chopin: Works for Piano & Orchestra, New York Times, 30 June 2017
Jan Lisiecki presents his third Chopin recording for Deutsche Grammophon
Pianist’s new double-disc album features the complete Nocturnes
“These remarkable pieces invite you to think and feel whatever you want. There’s no ‘right’ response to them, other than the one you’re having.”
Jan Lisiecki
For his eighth and latest Deutsche Grammophon album, Canadian pianist extraordinaire Jan Lisiecki has chosen to return to the music of Frédéric Chopin. Following on from Works for Piano & Orchestra (2017) and Chopin: Études (2013), Chopin: Complete Nocturnes is now set for international release on 13 August 2021 and features profoundly personal interpretations of some of the most beautiful and best-loved pieces ever written for solo piano.
Lisiecki is perhaps most celebrated for his masterfully sensitive and refined interpretative approach. His newest release – recorded last October at Berlin’s historic Meistersaal – not only captures the spirit of Chopin’s pianism, but also represents the time and circumstances in which it was made, as the pianist himself explains: “I’m the first to question why we should record something that has been recorded many times before. But music only lives through performance and is different every time we hear it, even when it’s a recording. I think there was something for me to say with this album. It reflects on the last year and my thoughts on that as well as on the escape and understanding that music gives us.”
Frédéric Chopin distilled the essence of song into his Nocturnes, drawing inspiration from the expressive force of Italian opera and the freedom of Polish folk music. Taking a form whose name had been coined by the Irish composer John Field, he developed and elevated it to create a richly varied series of works that would span his entire career. His miniatures reveal not only the originality of his writing – even in the earlier pieces – but also the way in which his style evolved over time.
And it was through the Nocturnes that Jan Lisiecki first discovered Chopin – he recalls falling in love with Op.9 No.1 as a child and being enchanted by its yearning melody. The piece, the first of twenty-one nocturnes the composer wrote between the late 1820s and 1847, offered a glimpse of a vast universe of emotions, expressions, musical gestures and tonal colours. It also prepared the way for the brilliant student to explore the piano’s lyrical side.
It was one thing for the young Jan to play the notes of the simpler Nocturnes, quite another for him to understand their ethos. A turning point came when his teacher asked him to name the three elements of music. Melody and harmony instantly sprang to mind. But the third eluded him. “I thought about it and eventually said ‘line’,” remembers Lisiecki. “Rhythm had completely escaped me! It was the least important thing for me when I was eleven or twelve. Since then, of course, I’ve come to appreciate just how vital it is: rhythm serves the melodic line.”
Chopin, he adds, far exceeded the boundaries of what his contemporaries considered possible on the piano, especially in terms of the singing line. Unlike the human voice, the piano can play the longest melody without the need to take a breath; like a great singer, the pianist has to shape phrases and give emotional light and shade to melodies. “Chopin’s music flows by itself in a sense, but you need to feel instinctively where things are placed,” comments Jan Lisiecki. “It’s about striking the balance between allowing the music to flow naturally and knowing subconsciously where it should go.”
Reminiscing on the recording sessions that took place amid a busy concert schedule and between lockdowns, Lisiecki recalls that the experience of being in the studio was a very different one. “Some of my recordings have been made during live performances while others in the studio have been fitted around my schedule. It is rare that I get to dedicate an entire week to a recording. Because the pandemic brought everything to a halt, I think I gained a fresh appreciation of time and work and a different understanding of my relationship with music. Being in the studio last October was a gift. I felt completely at ease and free from pressure. These were the most pleasurable and relaxed recording sessions I’ve known; they were perfect for the Nocturnes. I could spend time with each piece at my own pace and live with them all in a way that felt completely natural and organic.”
“I was very privileged to have a fantastic piano and one of my favourite piano technicians – Daniel Brech, whom I adore. He understands me and the colours I want from the piano. That was immensely important. Stephan Flock, the producer, is someone with whom I also have a long relationship and who knows how to communicate what he feels with me. Having all those elements together was phenomenal.”
Lisiecki was highly acclaimed for the award-winning Beethoven Lieder album he and Matthias Goerne released last year and – together with his widely renowned affinity for Chopin – that immersion in the world of song has surely helped inform his new readings of the lyrical, confessional Nocturnes, works he feels are made for intimate listening, arguably best heard and contemplated alone at night. “These remarkable pieces invite you to think and feel whatever you want,” concludes the pianist. “There’s no ‘right’ response to them, other than the one you’re having.”

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