Ein doppelter Schicksalsschlag für alle Crusaders-Fans: Nachdem am 4. April dieses Jahres mit dem Posaunisten Wayne Henderson bereits eines der Gründungsmitglieder der Jazzfusion-Band The Crusaders gestorben war, folgte ihm nun der Keyboarder und Komponist Joe Sample in den Jazzhimmel. Sample erlag am vergangenen Freitag im Alter von 75 Jahren in seiner Heimatstadt Houston seinem Lungenkrebsleiden. Gemeinsam mit Saxophonist Wilton Felder und Schlagzeuger Nesbert “Stix” Hooper hatten die beiden 1954 in Houston eine Band gegründet, die zunächst unter den Namen The Swingsters, The Modern Jazz Sextet und The Nite Hawks auftrat. 1960 erhielt die Band, die einen Mix aus Hard-Bop und Soul-Jazz spielte, einen Plattenvertrag bei Pacific Jazz Records und taufte sich in The Jazz Crusaders um.
Mit der ungewöhnlichen Bläserbesetzung, die Hendersons Posaune und Felders Tenorsax bildeten, erregten die Jazz Crusaders schnell Aufsehen. Mit einer Reihe hochkarätiger Alben erwarben sie sich in den USA immer mehr Reputation und überlebten so relativ unbeschadet sogar die Dekade, in der der Jazz eine seiner ersten ernsthaften Krisen durchmachte und seine einstige Popularität fast vollkommen einbüßte. Doch Ende der 1960er Jahre begann auch der Stern der Jazz Crusaders zu verblassen. Die Band reagierte darauf mit einer stilistischen Umorientrierung:
Der Sound wurde funkiger und grooviger, tendierte nun mehr in Richtung Rhythm’n'Blues. Außerdem wurde das akustische Instrumentarium gegen elektrisch verstärktes Equipment ausgetauscht und die Grundformation durch Gitarristen erweitert: Den funky Bluesmann Arthur Adams, den Rhythmus-Crack David T. Walker und Wunderkind Larry Carlton. Die Rechnung ging auf: Schon das erste Album “1”, das 1972 erschien, konnte sich auf Anhieb in drei Billboard-Charts (Jazz, Black Music und Pop) plazieren. Die Erfolgskurve begann wieder steil in die Höhe zu schießen.
Den Gipfel erklommen die Crusaders 1979 mit dem Album “Street Life”. Der von Joe Sample und Will Jennings geschriebene gleichnamige Ohrwurm, der die Sängerin Randy Crawford featurete, landete in den Top 40 der Pop-Charts und war weltweit ein Hit. Sample war über Jahrzehnte hinweg nicht nur die treibende Kraft der Crusaders, sondern arbeitete nebenher als Studiomusiker auch mit Größen wie Joni Mitchell, Marvin Gaye, Tina Turner, B. B. King, Joe Cocker, Minnie Riperton, Steely Dan und Anita Baker.
Und natürlich nahm der Keyboarder unter seinem eigenen Namen eine Reihe von Soloalben auf. 2007 feierte er mit Randy Crawford auf dem Album “Feeling Good” Wiedervereinigung. Diese von Musikfans lange herbeigesehnte Reunion war nicht nur kommerziell, sondern auch musikalisch ein durchschlagender Erfolg. 2008 ließ das Gespann mit “No Regrets” eine weitere Kollaboration folgen, bevor es dann 2012 noch ein exzellentes “Live”-Album mit Drummer Steve Gadd und Joes Sohn Nicklas Sample am Kontrabass einspielte.