Krystian Zimerman | Biografie

Biografie

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Für Krystian Zimerman ist Musik die Kunst, Emotionen zur rechten Zeit zu organisieren. Ob er Werke von Beethoven oder Chopin, Schubert oder Szymanowski spielt, die Interpretationen des polnischen Pianisten zeigen unzählige Ausdrucksnuancen und enthüllen die Klarheit seines musikalischen Erzählens. Dass Zimerman als einer der größten Künstler unserer Zeit gilt, beruht nicht zuletzt auf der Frische und Originalität seiner Aufführungen, die sehr persönlich und sorgfältig bis ins Detail vorbereitet sind. Manchmal studiert er ein Werk jahrzehntelang, erforscht jeden Aspekt und den Sinngehalt, bevor er es ins Programm seiner Recitals einführt oder im Aufnahmestudio spielt. Sein Ansatz ist Teil eines lebendigen Prozesses schöpferischer Entwicklung, in dem Selbstkritik, intensives Nachdenken und Intuition eine wichtige Rolle spielen. »Der letzte Touch – der die Kunst ausmacht – kommt im Konzertsaal«, stellt er fest.
Zimermans erste Aufnahme für Deutsche Grammophon, ein Chopin-Recital, erschien 1977. Zu seiner Diskografie als Exklusivkünstler des gelben Labels zählen viele Meilensteine der Schallplattengeschichte, darunter die Klavierkonzerte von Beethoven und Brahms mit den Wiener Philharmonikern und Bernstein; die Konzerte von Grieg und Schumann mit den Berliner Philharmonikern und Karajan; Debussys Préludes; und die beiden Chopin-Konzerte mit dem Polish Festival Orchestra, einem handverlesenen Ensemble mit jungen polnischen Musikern, das Zimerman 1999 anlässlich Chopins 150. Todestag ins Leben rief.
Krystian Zimerman hat zwei Aufnahmen von Lutosławskis Klavierkonzert gemacht, das für ihn geschrieben wurde und ihm gewidmet ist. Die erste davon, 1992 bei DG veröffentlicht, dirigierte der Komponist. 2015 erschien dann eine Live-Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern und Rattle. Zu seinen weiteren Einspielungen gehören kammermusikalische Werke von Grażyna Bacewicz (2011), Brahms’ Klavierkonzert Nr. 1 mit Rattle und den Berliner Philharmonikern (2006) und Bartóks Klavierkonzert Nr. 1 mit dem Chicago Symphony Orchestra und Boulez (2005).
Zimermans erstes Solo-Album nach mehr als 25 Jahren, eine Aufnahme von Schuberts späten Klaviersonaten D 959 und D 960, kam im September 2017 heraus. Es folgte ein Tribut an seinen Freund Leonard Bernstein zu dessen 100. Geburtstag: eine Liveaufnahme von Bernsteins Symphonie Nr. 2 »The Age of Anxiety« mit den Berliner Philharmonikern und Sir Simon Rattle, die im August 2018 erschien.
Im Dezember 2020 arbeitete der Pianist unter den schwierigen Umständen der Pandemie wiederum mit Rattle zusammen, um anlässlich von Beethovens 250. Geburtstag sämtliche Klavierkonzerte des Komponisten mit dem London Symphony Orchestra aufzunehmen. Die Liveaufführungen im LSO St Luke’s wurden auf DG Stage gestreamt und erhielten viel Beifall. Das Konzert Nr. 1 wurde am 17. Dezember 2020, dem Jahrestag von Beethovens Taufe, digital veröffentlicht. Das ganze Album erschien in allen Formaten im Juli 2021 und erhielt begeisterte Rezensionen (»… der Vollkommenheit so nah, dass ich wohl nie eine bessere Darbietung hören werde. Krystian Zimerman … wird mit den Jahren immer besser« – BBC Music Magazine).
Mit seinem nächsten Album, Karol Szymanowski: Piano Works, erwies Zimerman seinem Landsmann zu dessen 140. Geburtstag seine Reverenz. Im September 2022 erschienen, enthält es eine Reihe sehr unterschiedlicher Solowerke: von einigen der frühen Préludes op. 1 und den Variationen über ein polnisches Thema op. 10 bis zu Masken op. 34 und vier der Mazurken op. 50. Der Guardian urteilte: »ein wunderbares Album eines wahrlich außergewöhnlichen Künstlers«. Es bescherte dem Pianisten seinen siebten Gramophone Award.
Seiner Liebe zur Kammermusik widmet Zimerman sich auf seinem jüngsten Album, das im April 2025 veröffentlicht wurde. Gemeinsam mit Maria Nowak (Violine), Katarzyna Budnik (Viola) und Yuya Okamoto (Cello) spielt er Brahms Klavierquartette Nr. 2 und 3. Die Financial Times lobte Zimerman und seine Kollegen:innen für ihre »luziden« Interpretationen: »Die Klarheit ihres Denkens ist durchweg ein Genuss.«
Im Januar 2025 war Zimerman mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 4 mit dem LSO und Sir Simon Rattle in der Philharmonie Paris zu hören (»Der dynamische und chromatische Umfang von Krystian Zimermans Klavierspiel scheint grenzenlos« – ConcertoNet). Im Sommer wird er Recitals in der Tonhalle Zürich, im Konzertsaal Luzern und im Concertgebouw Amsterdam (15., 20. und 22. Juni) geben.
Krystian Zimerman kam 1956 im südpolnischen Zabrze als Sohn einer musikalischen Familie zur Welt. Schon als Kleinkind wurde er durch die vielen Musiker, die bei seinen Eltern zu Gast waren, mit der Aufführung von Kammermusik vertraut. Als Fünfjähriger erhielt er ersten Klavierunterricht bei seinem Vater, der selbst Pianist war, und studierte später privat sowie am Konservatorium von Katowice bei Andrzej Jasiński. Sein Durchbruch erfolgte, als er 1975 den ersten Preis beim Chopin-Wettbewerb in Warschau gewann. Der 18-Jährige war der jüngste Sieger in der Geschichte des renommierten Wettbewerbs und er wusste, dass er noch Zeit brauchte, um seine künstlerischen Fähigkeiten voll zu entwickeln. 1976 lud ihn der legendäre Artur Rubinstein ein, mit ihm in Paris zu arbeiten. Diese Phase der engen Zusammenarbeit mit einem der größten Pianisten des 20. Jahrhunderts brachte ihm neue künstlerische und psychologische Erkenntnisse, ebenso wie die Arbeit mit Claudio Arrau, Emil Gilels, Svjatoslov Richter und Arturo Benedetti Michelangeli.
Seither ist Krystian Zimerman mit vielen internationalen Spitzenmusikern aufgetreten. Kammermusik spielte er unter anderem mit Gidon Kremer, Kyung-Wha Chung und Yehudi Menuhin, und er arbeitete mit Dirigenten wie Leonard Bernstein, Pierre Boulez, Bernard Haitink, Herbert von Karajan, Zubin Mehta, Riccardo Muti, André Previn, Seiji Ozawa, Sir Simon Rattle und Stanisław Skrowaczewski.
Krystian Zimermans künstlerische Arbeit ist untrennbar verbunden mit seiner Kenntnis der Mechanik und Bauweise seines Instruments. In seiner Jugend erwarb er handwerkliche Fähigkeiten als Klavierbauer und -techniker, die er seither in enger Zusammenarbeit mit Steinway & Sons in Hamburg weiter perfektioniert hat.
Im September 2022 wurde Zimerman der Praemium Imperiale für Musik verliehen. Die 1989 ins Leben gerufenen Preise werden alljährlich von der Japan Art Association unter Schirmherrschaft seiner kaiserlichen Hoheit Prinz Hitachi vergeben. Sie zählen zu den wichtigsten Auszeichnungen für Künstler in den Kategorien Malerei, Bildhauerei, Architektur, Musik und Theater/Film.
4/2025
 
 
Music for Krystian Zimerman is the art of organising emotions in time. The Polish pianist’s interpretations of everything from Beethoven and Chopin to Schubert and Szymanowski reveal infinite expressive subtleties and the underlying clarity of his story-telling through music. Zimerman’s place among today’s greatest artists rests not least on the freshness and originality of his performances, always intensely personal and prepared in meticulous detail. He may study a work for decades, exploring every facet and contemplating its meaning before introducing it to his recital repertoire or taking it into the studio. His approach belongs to a dynamic process of creative evolution, one in which self-criticism, deep reflection and intuition play significant parts. “The final thing – that which art is made of – happens in the concert hall,” he notes.
Zimerman’s first recording for Deutsche Grammophon, a Chopin recital, was released in 1977. His discography as an exclusive DG artist includes many landmark recordings, among them the piano concertos of Beethoven and Brahms with the Wiener Philharmoniker and Bernstein; the Grieg and Schumann concertos with the Berliner Philharmoniker and Karajan; Debussy’s Préludes; and Chopin’s two piano concertos with the Polish Festival Orchestra, a hand-picked ensemble of outstanding young Polish musicians created by Zimerman to mark the 150th anniversary of Chopin’s death in 1999.
He has made two recordings of Lutosławski’s Piano Concerto, a work written for and dedicated to him. The first, issued by DG in 1992, was conducted by the composer. It was followed in 2015 by the release of a live recording made with the Berliner Philharmoniker and Rattle. Other recording highlights include an album of chamber works by Grażyna Bacewicz (2011), Brahms’s Piano Concerto No.1 with Rattle and the Berliner Philharmoniker (2006), and Bartók’s Piano Concerto No.1 with the Chicago Symphony Orchestra and Boulez (2005).
Zimerman’s first solo album for over 25 years, a recording of Schubert’s late Piano Sonatas D959 and D960, was issued in September 2017. He followed this with a centenary tribute to his friend Leonard Bernstein: a live recording of the composer’s Symphony No.2 “The Age of Anxiety”, recorded with the Berliner Philharmoniker and Sir Simon Rattle and released in August 2018.
In December 2020 the pianist reunited with Rattle in challenging circumstances to record the complete Beethoven piano concertos with the London Symphony Orchestra as part of the Beethoven 250 celebrations. Their live performances from LSO St Luke’s were streamed on DG Stage and received widespread acclaim. Concerto No. 1 was issued digitally on the anniversary of Beethoven’s baptism, 17 December 2020. The full album was released in all formats in July 2021 to rave reviews (“these performances are as near definitive as I ever expect to hear. Krystian Zimerman … just gets better with the years” – BBC Music Magazine).
Zimerman’s next album – Karol Szymanowski: Piano Works – saw him go back to his Polish roots to pay tribute to his compatriot on the 140th anniversary of the composer’s birth. Released in September 2022, it features a series of richly varied solo works, ranging from some of the early Preludes Op. 1 and Variations on a Polish Folk Theme Op. 10 to Masques Op. 34 and four of the Mazurkas Op. 50. Summed up by The Guardian as “a marvellous disc from an utterly exceptional artist”, the album won the pianist his seventh Gramophone Award.
For his latest release Zimerman has returned to his love for chamber music, recording Brahms’s Piano Quartets Nos. 2 and 3 with Maria Nowak (violin), Katarzyna Budnik (viola) and Yuya Okamoto (cello). The album was issued by DG on 4 April 2025. The Financial Times praised Zimerman and his colleagues for their “lucid” performances, saying “their clarity of thinking is a constant pleasure”.
In January 2025 Zimerman teamed up once more with the LSO and Sir Simon Rattle for a performance of Beethoven’s Piano Concerto No. 4 at the Philharmonie de Paris (“The dynamic and chromatic range of Krystian Zimerman’s piano seems boundless” – ConcertoNet). He gives solo recitals later this season at the Zürich Tonhalle, Lucerne Konzertsaal and Concertgebouw Amsterdam (15, 20 and 22 June respectively).
Krystian Zimerman was born into a musical family in Zabrze in southern Poland in 1956. He was introduced to chamber music-making as an infant by the many musicians who visited his home, received his first piano lessons at the age of five from his pianist father and subsequently studied privately and at the Katowice Conservatory with Andrzej Jasiński. Zimerman made his breakthrough in 1975 when he won First Prize at the International Fryderyk Chopin Competition in Warsaw. Although the 18-year-old emerged as the prestigious competition’s youngest ever winner, he recognised that he needed time to develop his artistry. In 1976 he was invited by the legendary Artur Rubinstein to work with him in Paris. Fresh artistic and psychological insights arose from his consequent period of close study with one of the 20th century’s greatest pianists, as well as from time spent with Claudio Arrau, Emil Gilels, Sviatoslav Richter and Arturo Benedetti Michelangeli, among others.
Since then, Zimerman has collaborated with many of the world’s leading musicians. He has performed chamber music in partnership with, among others, Gidon Kremer, Kyung-Wha Chung and Yehudi Menuhin, and worked with such conductors as Leonard Bernstein, Pierre Boulez, Bernard Haitink, Herbert von Karajan, Zubin Mehta, Riccardo Muti, André Previn, Seiji Ozawa, Sir Simon Rattle and Stanisław Skrowaczewski.
Krystian Zimerman’s artistry, unlike that of most other pianists, is inextricably linked to his knowledge of the mechanics and structure of his instrument. He developed practical skills as piano builder and keyboard technician during his formative years and has refined them since in close cooperation with Steinway & Sons in Hamburg.
In September 2022 Zimerman’s exceptional musicianship was recognised by the award of the prestigious Praemium Imperiale for music. Founded in 1989, these awards are given annually by the Japan Art Association under the honorary patronage of His Imperial Highness Prince Hitachi, and are among the world’s most important prizes for artists working in the fields of painting, sculpture, architecture, music and theatre/film.
4/2025
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