Es klingt immer etwas abgedroschen, wenn bei einem Künstler das Authentische, das Ehrliche herausgestellt wird. So Typen wie Springsteen oder Young, Guru oder KRS One sind mit dem Ticket gut gefahren, aber mittlerweile ist bei vielen vom Mythos der Glaubwürdigkeit doch nicht mehr als eine Floskel geblieben.
Einigen wir uns doch gleich mal darauf, dass Musik in dem Moment, in dem sie auch nur irgendeinen Wert hat, automatisch spürbar und unmittelbarer Ausdruck des Interpreten ist. Auch von
Lukas Graham wird oft behauptet werden, er sei besonders authentisch, seine Musik sei ergreifend ehrlich. Das liegt zum einen natürlich daran, dass jede Menge seelenlose, konstruierte Musik da draußen in die Charts und Airplay-Rotationen gepresst wird und
Grahams Nummern im Vergleich dazu einfach auffallen. Das liegt zum anderen daran, dass er mit seiner Band aus dieser Bedingung für gute Musik ein Prinzip macht. Er reißt sich in seinen Songs die Brust auf und lässt seine Hörer nicht nur an den euphorischsten und traurigsten Momenten seines Lebens teilhaben, er nimmt seine Hörer auch dorthin mit, wo sie ihre eigenen Höhen und Tiefen hatten. Und wenn er auf der Bühne steht, dann macht seine Band genau das gleiche. Und das alles mit Anfang Zwanzig. Es ist gut möglich, dass unter den jüngeren Songschreibern keiner so nah am Leben ist wie
Lukas Graham.
Woher aber nimmt dieser Typ seine Zwanglosigkeit, sein Selbstbewusstsein und seinen unverkennbaren Charme? Eine ganz wesentliche Antwort auf diese Frage ist sicher in Christiania zu suchen, dieser legendären Hippie-Enklave im Zentrum Kopenhagens. Dort wuchs
Lukas auf, als Sohn eines irischstämmigen Vaters, der ihn von Anfang an aus seiner Plattensammlung heraus mit den großen Meistern, den Beatles oder The Who versorgte. Seine Mutter wiederum war Musiklehrerin. Nüchtern betrachtet ist der Künstler
Lukas Graham also ein Produkt seiner Umwelt. Er begann als Kind zu singen, war Mitglied des Kopenhagener Knabenchors, ließ sich zum klassischen Sopran-Solisten ausbilden, spielte Theater, spielte als Jungdarsteller in einer dänischen Filmreihe, arbeitete als Synchronsprecher. Und das alles unter dem weiten, freigeistigen und von der einen oder anderen Weed-Wolke eingenebelten Himmel Christianias. Dort, wo man auch moralische Fragen gern mal den anderen überlässt. Wer mehr dazu erfahren möchte, der soll sich das Stück „
Moving Alone“ auf diesem Album anhören. Es eröffnet wie die meisten Songs des Albums einen unverstellten Blick in
Lukas’ Seele. In diesem Fall kreist es um Treue und Betrug, in anderen um Trennungschaos („
Ordinary Things“), um das schwierige Verhältnis zu einem engen Freund („
Criminal Mind“) oder den Tod („
Before The Morning Sun“) – nicht unbedingt Kleinkaliber unter den Popsong-Sujets, aber dafür croont er in der anderen Hälfte seines Materials umso alberner und dreister von den typischen coming-of-age-Geschichten, von der Sauferei, dem Sex und der flüchtigen Liebe. Höhen und Tiefen eben.
Und wie er croont. Wann kam denn jemals eine Stimme aus Skandinavien, die man problemlos gegen Jamiroquai, John Legend oder Robin Thicke ins Rennen schicken könnte? Und überhaupt, wann gab es denn so etwas schon mal, aus diesem eher auf elektronische oder Gitarren-lastige Pop-Phänomene spezialisierten Breitengrad? Eine Band ganz ohne Gitarre, dafür aber mit einem Bassisten, der den Funk gefressen hat, mit einem überagilen Drummer, einem Harmonie-schmelzenden Mann an den Tasten und eben diesem Sänger, der auf der Bühne nicht nur singt, sondern lebt? Wann gab es ein Album, das derart ausgefuchst live-Komposition und Vinyl-knisternde Sample-Ware, das klassische Funk- und Soulgesten und zeitgeistigste Pop-Innovation so schlüssig zusammen führt, dass Mark Ronson grün vor Neid werden dürfte? Also wann gab es das schon mal? Die Antwort ist ganz einfach: Schon viel zu lange nicht.
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