Das Pianotrio ist im Jazz eine feste Größe, man denke da an Bill Evans, Oscar Peterson, Keith Jarrett oder McCoy Tyner. Dass diese “klassische”, intime Besetzung aus Schlagzeug, Bass und Piano immer jüngere Musiker anzieht, belegen die Alben des norwegischen Tord Gustavsen Trios und eben auch das zweite des polnischen Marcin Wasilewski Trios.
Wasilewski, Bassist Slawomir Kurkiewicz und Schlagzeuger Michal Miskiewicz können – obwohl sie alle erst Anfang 30 sind – auf eine bewegte Karriere zurückblicken: als Trio sind sie auf den letzten drei Alben des “polnischen Miles Davis”, dem Trompeter Tomasz Stanko zu hören. Wasilewski und Kurkiewicz spielten überdies auf den grandiosen letzten beiden Alben von Manu Katché. Diesem Umstand ist zu verdanken, dass das zweite Album des Wasilewski Trios noch souveräner klingt, dass es mühelos eine noch größere stilistische Palette abdeckt als vor drei Jahren ihr von der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnetes ECM-Debüt “Trio”. Meilenweit entfernt von prätentiös-virtuosem Jazzergedaddel waren sie schon dort. In zehn Titeln schreiten sie nun auf dem neuen Album das gesamte Terrain ab, das sie geprägt hat. Ihr subtiles, um nicht zu sagen telepathisches Zusammenspiel entfaltet dabei immer wieder “diesen Sog”. | Neben Kompositionen Wasilewskis enthält der Anfang 2007 unter der Regie von Manfred Eicher aufgenommene Longplayer das Stück “Vignette” von Gary Peacock – unvergessen ist das Spiel von Keith Jarrett auf der Originalversion (1978), dem das Wasilewski Trio eine gemessene, tiefschürfende Hommage bietet. Noch so ein Beispiel: Tomasz Stanko nahm 1975 – im Geburtsjahr Wasilewkis – das Album “Balladyna” bei ECM auf. Wasilewskis dunkle Rubato-Version des Titeltracks rankt sich wissend um das Original, denn das Trio hat ihn oft live mit Stanko gespielt. Ihre eigene frühe musikalische Sozialisation spiegelt vielleicht am Meisten die Version von Princes “Diamonds and Pearls” wider, die das Trio entkernt, dabei haucht es der pathetischen Popballade neue Geheimnisse ein. Aus Ennio Morricones Titelmelodie für Giuseppe Tornatores 1988er Film “Cinema Paradiso” klopfen und wirbeln sie schließlich das Sahnehäubchen eines Albums, das mit zunehmendem Abspielen immer besser wird. Wohliger kann einem im Januar nicht mehr werden (und im Februar und März auch nicht).