Marie Awadis | News | Pressemitteilung: Marie Awadis' DG Debüt "Études Mélodiques" - 13.9.2024 (VÖ) (DE/EN)

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Pressemitteilung: Marie Awadis' DG Debüt “Études Mélodiques” – 13.9.2024 (VÖ) (DE/EN)

05.02.2024
Neue Klänge
Im Wechselspiel von Chopin, Minimalismus und armenischem Flair
Die armenische Komponistin und Pianistin Marie Awadis veröffentlicht ihr Debüt bei Deutsche Grammophon
Études Mélodiques erscheint am 13. September 2024 
Hören Sie hier die erste Single des Albums – Étude No. 2: Breathless
»Für mich ist alles, wie es sein sollte, wenn sich beim Komponieren mein eigener intuitiver Ansatz mit der rhythmischen Präzision des amerikanischen Minimalismus, der Spiritualität seines europäischen Pendants und den Gefühlen der armenischen Musik verbindet.  Denn das bin ich – ich bin ein armenisch-libanesisch-deutsches Gewächs.«
Marie Awadis
Berlin, am 26. Januar 2024. Am vergangenen Montagabend eröffnete Marie Awadis im Berliner Säälchen die jüngste Yellow Lounge. Fünf der zwölf Stücke ihres kommenden Albums waren zu hören – Musik einer Frau, die eigene Wege geht. Die Komponistin, die sich am Konservatorium auch zur Pianistin schulen ließ, verweigert sich dem Kompromiss und lässt ihre Arbeit für sich sprechen. Ihre Klänge aber schlagen eine Brücke zwischen der klassischen und der zeitgenössischen Welt. Études Mélodiques, ihr Debüt bei Deutsche Grammophon, erscheint am 13. September 2024.
Die Studioeinspielung eines der Stücke, das sie in Berlin live aufführte, wird heute digital veröffentlicht. Étude No. 2: Breathless heißt es. »In dieser Etüde geht es um Dualität«, sagt Awadis. »Sie steht für den ständigen Wechsel der Gefühle – zwischen Freude und Enttäuschung, Hoffnung und Verzweiflung, dem Glück der Liebe und dem Zweifel, dass sie ewig währt.«
Awadis’ Weg zur Zusammenarbeit mit DG verrät etwas über die Musikerin und ihre persönliche und künstlerische Integrität. DGs A&R-Abteilung war ursprünglich an einem der Titel ihres damals unveröffentlichten Albums Una Corda Diaries interessiert. Doch eine Auskopplung schien der Komponistin falsch: »Ich wollte mir treu bleiben. Es wäre so gewesen, als hätte man ein Geschwisterchen aus seiner Familie gepflückt.« DG respektierte diese Entscheidung und wählte ein anderes Stück. 2021 erschien Alone auf Deutsche Grammophons zeitgenössischer Musikreihe »Project XII«. Awadis vollendete Études Mélodiques, sprach erneut mit dem Label und das Projekt nahm seinen Lauf.
»Ich vertraue darauf, dass Dinge ins Rollen kommen, wenn man ehrlich sagt, was man im Sinn hat und wie man es machen will«, erklärt Awadis. »Kompromisse sind in Ordnung, wenn man sie freiwillig macht, aber nicht, wenn man glaubt, dass man sie machen muss, um Anerkennung zu finden oder Erfolg zu haben. Risiken einzugehen ist Teil des Lebens und auch meines kreativen Prozesses. Ich habe riskiert, Nein zu DG zu sagen, und ich bin froh, dass das Label meine Musik um ihrer selbst willen schätzt.«
Viele Einflüsse kommen in der Musik von Marie Awadis zusammen, einer der wichtigsten ist ihr multikultureller und mehrsprachiger Hintergrund. Awadis kam im Libanon in einer armenischen Familie zur Welt und lernte die Sprache und Lebensart ihrer angestammten Herkunft kennen. Armenische Volksmusik war ebenso Teil ihres Alltags wie der Schrecken des Bürgerkriegs in der Wahlheimat.
»Ich habe miterlebt, wie Menschen selbst im Krieg heiraten und Kinder kriegen und Geburtstage feiern und so ihre Hoffnung bewahren«, sagt sie. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich Angst hatte – Bomben und Bunker waren normal. Musik aber war für mich eine Welt in sich, in der ich mich mit meinen Gefühlen und dem Leben verbinden konnte. Ein Zufluchtsort. Und Flucht ist für mich nichts Negatives. Eher ging es darum, einen eigenen Raum zu finden, einen Raum, in dem man sich sicher und gut fühlt.«
Nach ihrem Klavierstudium an der nationalen Musikhochschule in Beirut zog sie für ein Aufbaustudium nach Hannover und legte ihren Studienschwerpunkt aufs klassische Kernrepertoire. Überwältigt von dem Gefühl, nur eine von vielen begabten jungen Musikerinnen und Musikern zu sein, gab sie sowohl das Musizieren als auch das Komponieren auf. Doch die Welt des Klaviers fehlte ihr, sie kehrte auf die Bühne zurück. Das Komponieren aber blieb liegen.
Mit einem befreundeten Cellisten armenische Musik zu spielen brachte vor ein paar Jahren den Kritiker in ihr zum Schweigen. »In dem Augenblick, in dem man sich selbst akzeptiert, öffnen sich Türen«, sagt sie. »Una Corda Diaries war dieser Augenblick, in dem ich zu mir stand und sagte: ›Ich bin eine Komponistin.‹ Das war die Brücke, die zu Études Mélodiques führte.« Awadis hörte die unterschiedlichsten Werke, von Bach bis Kancheli über Jazz, Folk und Weltmusik. Verschiedene Stile flossen in ihre eigene Arbeit ein, deren Grundlage die klassische Musik war.
»Am Anfang«, sagt sie, »wollte ich eine neoklassische Komponistin sein, aber das hat nicht geklappt, genauso wenig wie mein Versuch, eine ›klassische‹ Komponistin zu werden. Immer wenn ich etwas sein wollte, was ich nicht war, hat es nicht funktioniert.« Heute vertraut Awadis auf ihre Intuition. »Wenn ich komponiere, habe ich Gefühle, Bilder, Geschichten und Orte im Kopf, aber keine Abfolge von Themen, die eine Struktur durchlaufen, die feststeht, noch bevor ich die erste Note zu Papier gebracht habe.«
Auch Études Mélodiques entstand so. Awadis hatte nicht vorgehabt, Etüden zu schreiben, aber dann erinnerten sie ihre neuen Stücke an Chopins Etüden. Schon seit ihrer Kindheit hat sie eine Beziehung zu seiner Musik – »ich mag ihren emotionalen Aspekt, der nah an der Oberfläche bleibt«. Chopin und Bach nennt sie ihre »musikalische Heimat«.
Der Minimalismus ist eine jüngere Entdeckung von ihr, aber ebenso einflussreich: Awadis erkundet gern dessen zwei Strömungen, die experimentelle Amerikas und die in jahrhundertealter Tradition verwurzelte Europas. »Ich habe eine Art intuitiven Minimalismus im Kopf, wenn ich komponiere, aber ich mag auch die harmonische Entwicklung, die es in der minimalistischen Musik meist nicht gibt. Meine Musik ist also repetitiv und zugleich wandelt sie sich.«
Das neu gewonnene Vertrauen, mit der Verbindung geliebter Stile und Genres zu experimentieren, ließ Awadis ihre eigene Stimme finden. »Meine Musik ist weder typisch klassisch noch neoklassisch noch avantgardistisch; sie liegt irgendwo dazwischen. Das hat mich oft verunsichert, weil ich nicht zum Mainstream gehörte. Aber ich habe nie aufgegeben, weil es genau das ist, was ich machen muss.«
 
 
Discovering the Next Generation of Music Minds
Armenian Composer and Pianist Marie Awadis announces her debut album on DG
Chopin meets Minimalism meets Armenian Flair
Études Mélodiques comes out on 13 September 2024
Listen to the first single from the album, Étude No. 2: Breathless, here
“For me, the ideal way to compose is to combine my own intuitive approach with the rhythmic precision of American minimalism, the spirituality of European minimalism and the emotions of Armenian music. Because that’s me – I’m an Armenian-Lebanese-German combination”
Marie Awadis
Berlin, 26 January 2024. On Monday night at Berlin’s Säälchen, Marie Awadis opened the latest Yellow Lounge event with a performance of five of the 12 tracks on her forthcoming Deutsche Grammophon debut album, Études Mélodiques. This inspired composer and conservatory-trained pianist has long followed her own path, refusing to compromise, and simply allowing her music, which bridges the classical and contemporary worlds, to speak for her.
The album version of one of the pieces performed live in Berlin – Étude No. 2: Breathless – comes out digitally today. “This étude is about duality,” explains Awadis. “It represents the constant change of feeling between joy and disappointment, hope and despair, the excitement of experiencing love and the doubt that it will be everlasting.” Études Mélodiques, meanwhile, is released on 13 September 2024.
Awadis’s route to working with DG says much about her personal and artistic integrity. The label’s A&R department was originally interested in one of the tracks from her then unreleased 2020 album Una Corda Diaries, but this felt wrong to the composer: “I wanted to stay honest to myself and knew that it would be like taking one sibling out of a family.” DG accepted her decision and in 2021 chose a different piece, Alone, to include in their “Project XII” contemporary music series. When Awadis completed Études Mélodiques, she discussed it with DG and the album project took off.
“I trust that things start to happen when you’re honest about what you want to do and how you want to do it,” says Awadis. “Compromise is fine if you do it willingly but not if you think it’s something you have to do to win approval or achieve success. Taking risks is part of life, and it’s also part of my creative process. I risked saying no to DG, but I’m happy that they appreciated my music on its own terms.”
Many influences flow into Marie Awadis’s music, one of the most profound being her multifaceted and multilingual background. Born into an Armenian family in Lebanon, she learned the language and culture of her ancestral homeland, growing up both immersed in the folk music of Armenia and surrounded by the horrors of civil war in her family’s adopted country.
“I saw how, even in war, people get married, have children, celebrate birthdays and keep hope alive by doing so,” she notes. “I don’t remember being afraid – bombs and bunkers were part of normal life. But music was my own world, where I could deal with emotions and connect with life. That was my escape! Escape isn’t a negative word for me. It’s more about finding my own space, like a room where you can be calm and feel good.”
Having studied piano at Beirut’s National Conservatory, she relocated to Hanover for postgraduate training, focusing on the core classical repertoire. Overwhelmed by the sense that she was just one of many talented young musicians, she gave up both playing and composing. Life without the piano felt incomplete and she soon returned to performing. Resuming her compositional career took longer.
Starting to play Armenian music with a cellist friend a few years ago finally silenced her inner critic. “The moment you accept yourself, doors open,” she explains. “Una Corda Diaries was the moment I said, ‘I am a composer’. That was the bridge that led to Études Mélodiques.” Awadis was listening to everything from Bach to Kancheli, via jazz, folk and world music, which led her to bring different styles to her own work, while always building on classical foundations.
“At first,” she says, “I wanted to be a neoclassical composer, but that didn’t work; neither did my attempts to be a ‘classical’ composer. Every time I tried to be something I was not, it didn’t work.” Now she trusts her intuition. “When I compose, I have feelings, pictures, stories or places in my mind, not a sequence of themes moving across a structure I’ve planned before creating a note.”
Awadis brought that same approach to Études Mélodiques – she did not set out to write studies, but began to think of her new works as such because they reminded her of Chopin’s études. She has related to his music since childhood – “I love the emotional aspect of his music, which is never far from the surface” – and calls him and Bach her “musical home”.
Minimalism is a more recent discovery, but equally influential: Awadis enjoys exploring the dual strands that have emerged from America and Europe, the former experimental, the latter rooted in centuries-old tradition. “I have a kind of intuitive minimalism in mind when I compose, but I also like harmonic development, which is not there in most minimalist music. So my music is repetitive but also changing at the same time.”
This new-found confidence to experiment with combinations of the styles and genres she loves has allowed Awadis to find her own distinctive voice. “I was often unsure where I belonged,” she recalls. “My music is not typically classical or neoclassical or avant-garde; it’s something in between. That used to make me feel insecure or small, because I was not part of the mainstream. But I never gave up, because I knew this was what I had to do.”
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