Martha Argerich | News | Booklettext: Martha Argerich: Chopin - Complete Recordings on DG - CD & Blu-ray Audio - 7.5.2021 (VÖ) (DE/EN/FR)

Martha Argerich
Martha Argerich

Booklettext: Martha Argerich: Chopin – Complete Recordings on DG – CD & Blu-ray Audio – 7.5.2021 (VÖ) (DE/EN/FR)

29.03.2021
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VORWÄRTS! ÜBER DIE CHOPIN-INTERPRETATIONEN  VON MARTHA ARGERICH
Wolfram Goertz
Das Jahr 1978 war für das Klaviermusikweltbild des Autors dieser Zeilen von entscheidender Bedeutung. Zuerst hörte er bei Jugend musiziert, Regionalgruppe Mönchengladbach, eine bildhübsche, scheue, fast von einem anderen Stern an den Niederrhein geschwebte Fee namens Eva. Sie war 17 Jahre alt und spielte die Ballade Nr. 1 g-Moll von Frédéric Chopin. Die ist als Klavierstück alles zugleich: geistig grandios erhebend, technisch höchst anspruchsvoll und fast biografisch wild. Die Fee am Klavier war jedenfalls zum Verlieben.
Drei Monate später wurden alle Erinnerungen an Eva auf spektakuläre Weise gelöscht. Da gastierte ebenfalls in Mönchengladbach die damals 37-jährige Pianistin Martha Argerich. Andere Hausnummer, andere Liga. Wie die Veranstalter dieses Engagement bezahlt haben? Keine Ahnung. Die Künstlerin galt längst als mythische Windsbraut, als Amazone, als eigenwillige Bacchantin des Klaviers; wo sie auftrat, verbreiteten sich Legenden. Sie hatte beim großen Friedrich Gulda und beim nicht ganz so großen Stefan Askenase gelernt, und sie hatte die exklusiven Wettbewerbe in Bozen und Warschau gewonnen. Man riss sich um sie. Und jetzt spielte sie in der Stadthalle im Mönchengladbacher Stadtteil Rheydt ein Programm mit Werken von Bach, Ginastera, Liszt und Chopin – und von letzterem jene Ballade g-Moll.
Was Argerich mit dem Stück machte, glich dem Besuch auf jenem anderen Stern, von dem die Fee bei Jugend musiziert hereingeschwebt war. Argerich zeigte uns an diesem Abend, worum es bei Chopin wirklich geht. Sie demonstrierte uns, wie Chopin neben seinen vielen anderen Eigenschaften fortwährend an der Klimaanlage der Musik dreht, wie kühle melodische Einsamkeit von Wärmeschüben übermächtigt wird, wie er Brunnenkälte und Hitzewallungen ineinander münden lässt. Der Vortrag war ein Ereignis – und ich völlig erschlagen.
Bevor sich in der Ballade das finale Presto con fuoco in die Klaviatur stürzt, gibt es schier noch auf den Klippen einen Überleitungstakt, in dem sich die Energie dermaßen staut, dass die Zeit ihren eigenen Atem anhält. Als Martha Argerich diese Stelle spielte, konnte der Hörer glauben, in den Adern der Musik koche Adrenalin. Und als sie am Ende den Oktavenabgang in die Klaviatur nagelte, schien mir, dass allein nach diesem Stück der Steinway im Saal mindestens eine sofortige Stimmung, möglicherweise sogar eine Generalüberholung nötig hatte.
Seitdem ist Argerichs Chopin für mich eine Referenz, das Maß aller Dinge. Natürlich können wir gerade bei dieser g-Moll-Ballade zahllose tolle Einspielungen vergleichen, nennen wir nur Arturo Benedetti Michelangeli, Krystian Zimerman, Murray Perahia, Stephen Hough, Adam Harasiewicz, Samson François oder Alfred Cortot. Aber Argerich erspielte sich ihre eigene Welt, die nicht klassizistisch getäfelt, nicht romantisch versonnen, nicht abgründig verdunkelt ist. Bei ihr herrscht der Geist des Risikos, des offenen Enthusiasmus, ohne dass sie das Werk auf dem Schlachtfeld der Brillanz opfert. Nein, sie ist der Inbegriff des weiblichen Musketiers, eine Verfechterin des unaufhaltsamen Vorwärts, eine Draufgängerin, die doch nie die Eleganz verliert. Das Unbedingte ihres Spiels kommt aus einer überwältigenden Stilsicherheit, wobei sie den Parcours des Stils gern bis an die Grenzen erforscht – und diese Grenzen gelegentlich auch verschob. Immer wusste man: Da hören wir eine Getriebene, die gleichwohl in jeder Sekunde reflektiert, was sie tut. Dieses scheinbare Paradoxon erinnert an einen Ausspruch, den Martha Argerich der Welt mal als Blitzlicht ihrer Ästhetik spendierte: »Nur wenn ich spiele, zweifle ich nicht. Sonst zweifle ich immer. Das ist meine Spezialität.« Auf der Bühne lebt sie bis heute stets einen emphatischen Freiheitsbegriff, auch wenn sie ja nun seit vielen Jahren keine Soloauftritte mehr riskiert (doch Peter Tschaikowskys Klavierkonzert b-Moll spielt sie immer noch – Leib-und-Magen-Stücke verlernt man nicht, und die Kondition hat sie sich bewahrt). Die Basis dieses Spiels ist eine schier unanfechtbare Technik und Griffsicherheit, Geläufigkeit und Nuancierungskunst, was manchen Kritiker zu der Bemerkung veranlasste, bei ihrem Musizieren handle es sich um Hexerei, bei der man vom Glauben abfallen könne. Um bloße Donnerei als Kulissenzauber handelt es sich jedoch in keinem Moment.
Ich habe jenen Auftritt in Mönchengladbach wie eine Initiation für dieses Stück und für Chopin gespeichert. Argerichs Lesart wirkte ungeheuer spontan, wie auf dem Podium entzündet, keinesfalls wie auf dem Denkersofa oder im Labor sortiert. Ihr fiel – so schien es uns Hörern – der Schlüssel für die brandigen Gefühle dieses Stücks, in dem viel politische Revolution der Zeit und Entbehrungen des Polen-Flüchtlings Chopins stecken, schier in diesem Moment in die Hand. Doch solche Suggestivkräfte pulsierten in ihr auch, wenn sie ins Aufnahmestudio eilte; es war ihr unmöglich, auf Nummer sicher zu gehen. Bei ihrer Einspielung der g-Moll- Ballade hört man das fasziniert.
Auf der anderen Seite glückte ihr auch jenseits des glitzernden oder schäumenden Oberflächen-Drives, den es bei Chopin ja auch gibt, eine Differenzierung ins Unendliche. Hört man ihre Version des Scherzos cis-Moll, merkt man sofort das Fiebrige, das anfangs noch im Vagen, Unheimlichen lauert. Gerade diesen Beginn mit seinen leichtfingrigen Oktavpassagen spielt sie so leise, als sei das die Nervosität vor dem Sturm. Auch das ist keineswegs gepflegt musiziert, sondern existenziell, und im Anfang steckt gewissermaßen die Gefährlichkeit der Unwissenheit, was da noch kommt. Später öffnet sich das Stück zu seinen wahren Erkenntnissen, und dann brät Argerich dieses Stück wie ein Steak auf den Punkt.
Bei alledem ergründet Martha Argerich – wie etwa ihre Einspielungen der Préludes, der Polonaisen, der Mazurken und auch der beiden großen Sonaten zeigen – das tiefe Geheimnis der Musik Chopins. Dessen Kunstwerke sind variabel, Formen gehorchen sie widerwillig, eher schuf Chopin sie sich als lebendige Organismen selbst, nur selten spürt man das Diktat formaler Matrizen. Dass Chopins Kompositionen so oft wirken, als seien sie improvisatorisch entstanden, nimmt nicht wunder: Chopin liebte es, ganze Tage am Klavier zu sitzen und vor sich hin zu spielen – George Sand wird das später etwas lieblos dieses »ewige Gedudel« nennen –, und es gelang ihm, den Anschein von Spontaneität ins fertige Werk zu übertragen. Martha Argerich ist dieser Kompositionsmethodik eine maximal einfühlsame Vertraute.
Das Emotionale in Chopins Musik ist bei allem Pathos, das sie zuweilen mit sich führt, immer human geadelt. Das macht sie gerade in Argerichs Interpretationen so sprechend, so physiologisch, so gewaltig in ihrer Wirkung. Die Sprachmacht von Chopins Musik ist unmissverständlich und interkontinental gültig. Deswegen gibt es auf der Erde so viele exzellente Chopin-Interpreten, aber nur eine Martha Argerich.
Wolfram Goertz studierte Musikwissenschaft, Kirchenmusik und Medizin und ist Redakteur der Rheinischen Post in Düsseldorf.
 
 
THE IRRESISTIBLE THRUST –  MARTHA ARGERICH’S READINGS OF CHOPIN
Wolfram Goertz
1978 was a watershed year in my perception of piano music. First, he heard a deliciously pretty and bashful 17-year-old elf named Eva playing Chopin’s G minor Ballade in the Mönchengladbach chapter of Germany’s youth competition, Jugend musiziert. It was as if she had floated down to the Lower Rhine from another star. The Ballade had everything one could want in a piano piece all at once: it was spiritually uplifting on the grandest scale, supremely challenging in technique and almost savagely autobiographical. In any case, the elf at the piano stole my heart away.
Three months later every memory of Eva was spectacularly swept aside when Martha Argerich, then 37 years old, made a guest appearance, likewise in Mönchengladbach. It was a different league altogether, and I haven’t a clue how the organizers financed the concert. The artist had long been considered a mythical whirlwind, an amazon, a headstrong bacchante of the piano, spawning legends wherever she appeared. She had studied with the great Friedrich Gulda and the not-quite-so-great Stefan Askenase, and she’d won the coveted Bolzano and Warsaw competitions. Everyone wanted her. And now there she was, playing in the municipal auditorium in the Rheydt district of Mönchengladbach, with a programme of Bach and Ginastera, Liszt and Chopin – and with the very same G minor Ballade!
What Argerich did with the piece was like a visit to that other star from which the elf had descended three months earlier. Argerich showed us what Chopin is all about. She demonstrated how this composer, along with his many other features, continually twisted the dials of music’s air-conditioning system, overwhelming cool melodic solitude with surges of warmth and intermingling cold wellsprings with hot flashes. Her performance was a sensation – and I was completely stunned.
Before the Ballade crashes the final Presto con fuoco into the keyboard there is a bar of transition, poised at the edge of a precipice, in which the energy gathers up to such an extent that time itself seems to hold its breath. When Martha Argerich played this passage, the listener felt he heard adrenaline boiling in the veins of the music. And at the end, as she nailed the descending octaves into the keys, I felt that after this piece the auditorium’s Steinway would need at the very least immediate retuning, and perhaps a complete overhaul.
Since then Argerich’s Chopin has been my benchmark, the measure of all things. We could, of course, compare countless superb recordings of the G minor Ballade; I need only mention those by Arturo Benedetti Michelangeli, Krystian Zimerman, Murray Perahia, Stephen Hough, Adam Harasiewicz, Samson François or Alfred Cortot. But Argerich conquered a world of her own, one without classicist embroidery, romantic daydreaming or obscure chasms. Her playing was dominated by a spirit of danger, of headlong rapture, yet without sacrificing the music on the battlefield of virtuosity. No, she is the female musketeer par excellence, a champion of the irresistible thrust, a daredevil who never loses her elegance. The axiomatic nature of her playing comes from an overwhelming stylistic self-assurance. She gleefully probed the obstacle course of style to its very limits – and occasionally even shifted those limits. We always knew we were hearing a driven woman who nevertheless ponders what she does in every instant. This seeming paradox recalls a saying she once gave to the world as a fleeting glimpse into her aesthetic: “The only time I’m not in doubt is when I’m playing. Otherwise I’m always in doubt. That’s my specialty.” She has always embodied a strong concept of liberty on the concert platform, even though for many years now she hasn’t ventured any solo performances (except for Tchaikovsky’s B flat minor Concerto, which she still plays: one never forgets bread-and-butter pieces, and she’s kept herself physically fit). The bedrock of her playing is an incontestable and ever-dependable technique and a culture of dexterity and nuance that has prompted many a critic to conclude that her performances are acts of witchcraft capable of destroying one’s faith. At no time does it have to do with thunderclaps and stage magic.
I cherish this Mönchengladbach recital as my initiation both to the piece and to Chopin as a whole. Argerich’s reading seemed so ferociously spontaneous, as if it had caught fire on stage rather than being sorted out in an armchair or a laboratory. To us listeners it seemed as if the key to the piece’s searing emotions, abounding in the political revolutions of the era and the hardships of a Polish refugee, had been dropped into our hands. But the same fiery powers throbbed in her when she rushed to the recording studio. It was impossible for her to take a safe path. We hear this, spellbound, in her recording of the G minor Ballade.
On the other hand, beyond all the glittery and frothy drive that also exists on the surface of Chopin’s music, she managed to create limitless subtleties. Listening to her version of the C sharp minor Scherzo, we immediately note the febrile quality lurking in the uncanny vagueness of the opening. Precisely this opening, with its feathery octaves, she plays so softly as if it were the moment of dread before the storm. This is more than just cultivated playing, it’s existential, and in this opening lurk the perils of uncertainty about what is yet to come. Only later does the piece unveil its true revelations, at which point she broils it down to the pith like a steak.
Yet, for all this, Martha Argerich, as in her recordings of the Préludes and the Polonaises, the Mazurkas and even the two great Sonatas, explores the deep mystery of Chopin’s music. His masterpieces are malleable and resist falling into standard forms. Instead, he created them as living organisms: rarely do we sense the tyranny of formal matrices. That his music so often sounds as if improvised is unsurprising: he loved to sit at the piano the whole day long and play for himself (later George Sand would uncharitably call this his “eternal twiddling”). And he succeeded in transforming the semblance of spontaneity into a finished work of art. Argerich is infinitely empathetic to this compositional method.
Despite all the pathos it is sometimes made to bear, the emotionalism of Chopin’s music is always humanly ennobled. This is what makes it so eloquent in Argerich’s readings, so visceral, so powerful in its impact. The linguistic force of his music is unmistakably valid beyond the boundaries of nations and continents. That’s why there are so many excellent Chopin players on this earth, but only one Martha Argerich.
Wolfram Goertz studied musicology, church music and medicine, and is currently an editor at the Rheinische Post in Düsseldorf.
 
 
EN AVANT ! SUR LES INTERPRÉTATIONS DE CHOPIN PAR MARTHA ARGERICH
Wolfram Goertz
L’année 1978 fut d’une importance décisive pour l’image que se fait l’auteur de ces lignes de l’univers de la musique pour piano. Dans un premier temps, il entendit dans le cadre du concours Jugend musiziert (La jeunesse musicienne), section régionale de Mönchengladbach, une fée de grande beauté, un peu effarouchée, venue comme d’une autre étoile sur les bords du Rhin inférieur, prénommée Eva. Elle avait 17 ans et joua la Ballade no 1 en sol mineur de Frédéric Chopin. Celle-ci, en tant que morceau de piano, est tout à la fois : d’une grandiose élévation spirituelle, d’une extrême exigence technique, et d’une sauvagerie presque biographique. En tout cas, la fée au piano avait tout pour que l’on s’embrase pour elle.
Trois mois plus tard, tous les souvenirs concernant Eva furent effacés d’une manière spectaculaire. C’est alors que vint donner un concert, toujours à Mönchengladbach, la pianiste invitée Martha Argerich, âgée de 37 ans. Autre adresse, autre ligue. Comment les organisateurs ont-ils financé cet engagement ? Aucune idée. Depuis longtemps déjà l’artiste passait pour une mythique fiancée du vent, pour une amazone, pour une bacchante du piano qui n’en faisait qu’à sa tête, et, où qu’elle se produise, les légendes se diffusaient aussitôt. Elle avait étudié avec le grand Friedrich Gulda et avec le pas tout à fait aussi grand Stefan Askenase, et elle avait remporté les compétitions très « sélect » de Bolzano et de Varsovie. On se l’arrachait. Et voici qu’elle jouait dans la salle municipale de Rheydt, un quartier de Mönchengladbach, un programme composé d’oeuvres de Bach, de Ginastera, de Liszt et de Chopin – y compris cette fameuse Ballade en sol mineur.
Ce qu’Argerich fit avec cette pièce s’apparentait à une visite de l’étoile dont était venue l’elfe de Jugend musiziert. Argerich nous montra ce soir-là ce dont il s’agit réellement chez Chopin. Elle nous démontra comment Chopin, outre ses nombreuses autres particularités, ne cesse de dérégler le climatiseur de la musique, comment la fraîche solitude mélodique est submergée par des poussées incandescentes, comment il fait déboucher les unes dans les autres la froideur des puits et les bouffées de chaleur. Le récital fut un événement dont je ressortis tout à fait assommé.
Avant que, dans la Ballade, le « Presto con fuoco » final ne se précipite sur le clavier, il y a, comme sur le fil de la falaise, une mesure de transition, dans laquelle l’énergie s’accumule à tel point que le temps retient son propre souffle. Au moment où Martha Argerich joua ce passage, l’auditeur put croire que de l’adrénaline bouillait dans les artères de la musique. Et lorsque, à la fin, elle eut cloué sur le clavier la descente en octaves, il me sembla qu’après ce seul morceau le Steinway de la salle avait au minimum besoin d’un accordage immédiat, si ce n’est d’une révision générale.
Depuis lors, le Chopin d’Argerich est pour moi une référence, la mesure de toutes choses. Naturellement, nous pouvons, précisément pour cette Ballade en sol mineur, comparer d’innombrables enregistrements de grande classe – mentionnons seulement Arturo Benedetti Michelangeli, Krystian Zimerman, Murray Perahia, Stephen Hough, Adam Harasiewicz, Samson François ou Alfred Cortot. Mais Argerich a conquis, en jouant, son monde à elle, qui n’est pas lambrissé de classicisme, ni romantiquement pensif, ni abyssalement obscurci. Chez elle règne l’esprit du risque, de l’enthousiasme ouvert, sans qu’elle sacrifie l’oeuvre sur le champ de bataille de la brillance. Non, elle est la quintessence du mousquetaire féminin, un séide de l’« en avant ! » irrésistible, une battante qui, pour autant, ne perd jamais l’élégance. Le caractère inconditionnel de son jeu provient d’une étourdissante sûreté de style, sachant qu’elle a toujours aimé explorer le parcours du style jusqu’à ses limites – et parfois même déplacé ces dernières. On savait toujours qu’on entendait là une femme propulsée par une énergie secrète, qui n’en réfléchit pas moins, à chaque seconde, à ce qu’elle fait. Cet apparent paradoxe rappelle une déclaration que Martha Argerich a un jour offerte au monde en guise de flash sur son esthétique : « Ce n’est que quand je joue que je ne doute pas. Le reste du temps, je doute toujours. C’est ma spécialité. » Sur la scène, elle incarne constamment, jusqu’à ce jour, un concept emphatique de liberté, même si cela fait désormais bien des années qu’elle ne se risque plus au récital soliste (mais elle continue à jouer le Concerto pour piano en si bémol mineur de Piotr Tchaïkovski – on n’oublie pas ses morceaux de prédilection, et elle a gardé la forme physique nécessaire). La base de ce jeu est une technique quasi inattaquable, alliant sûreté du geste, vélocité et art des nuances, ce qui inspira à maint critique la remarque selon laquelle sa musique relevait de la sorcellerie, et qu’on y courait le risque de l’hérésie. En tout cas, il ne s’agit à aucun moment de simple tonnerre pour faire des effets de scène.
Pour ma part, j’ai conservé le souvenir de cette soirée dans ma ville d’origine comme une initiation à ce morceau et à Chopin. La lecture d’Argerich me fit l’effet d’une formidable spontanéité, comme allumée sur la scène, nullement mise au point sur le canapé des penseurs ni au laboratoire. Il nous semblait, à nous auditeurs, que la clé des sentiments incendiaires de ce morceau, qui contient tant de révolutions politiques de l’époque et tant de privations endurées par Chopin fuyant la Pologne, lui tombait dans la main comme à ce moment précis. Mais de telles forces suggestives pulsaient aussi en elle lorsqu’elle se hâtait au studio d’enregistrement ; il lui était impossible de jouer la carte de la sécurité. Dans son enregistrement de la Ballade en sol mineur, c’est ce qu’on entend, non sans fascination.
D’un autre côté, au-delà de l’étincelante ou bouillonnante énergie de surface, qui certes existe aussi chez Chopin, elle réussit également à pousser les différenciations jusqu’à l’infini. Lorsqu’on entend sa version du Scherzo en ut dièse mineur, on repère immédiatement la fièvre qui, au début, se tapit encore dans le vague et l’inquiétant. Précisément ce commencement, avec ses passages en octaves pour doigts déliés, elle le joue si doucement qu’on croit entendre la nervosité précédant la tempête. Là encore, c’est faire de la musique d’une manière non pas soignée, mais existentielle, et ce début recèle en quelque sorte le danger de l’ignorance de ce qui vient. C’est plus tard que le morceau s’ouvre à ses véritables révélations, et c’est alors qu’Argerich le fait, comme un steak, cuire à point.
En tout cela, Martha Argerich – comme le montrent par exemple ses enregistrements des Préludes, des Polonaises, des Mazurkas et aussi des deux grandes Sonates – sonde le profond mystère de la musique de Chopin. Les oeuvres de cet artiste sont variables, ne se plient qu’à contrecoeur à des formes, il semble plutôt que Chopin les ait créées pour lui-même en tant qu’organismes vivants, tant on y sent rarement le diktat de matrices formelles. On ne s’étonnera pas que les compositions de Chopin font si souvent l’effet d’avoir vu le jour par improvisation : Chopin aimait à s’asseoir au piano pendant des journées entières, et à jouer pour son propre plaisir – George Sand parlera plus tard, fort peu obligeamment, du « pianotage sempiternel » –, et il réussit à incorporer l’apparence de la spontanéité dans l’oeuvre achevée. Pour cette méthode de composition, Martha Argerich est une confidente douée d’une empathie maximale.
L’élément émotionnel dans la musique de Chopin, malgré tout le pathos qu’elle véhicule parfois, est toujours ennobli par l’humanité. C’est ce qui la rend, précisément dans les interprétations d’Argerich, si parlante, si physiologique, si puissante dans son effet. L’éloquence de la musique de Chopin est valide, sans malentendu possible, sur tous les continents. C’est pourquoi il y a sur terre tant d’excellents interprètes chopiniens, mais une seule Martha Argerich.
Wolfram Goertz, après des études de musicologie, de musique d’Église et de médecine, est rédacteur à la Rheinische Post à Düsseldorf.

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