Mit nur zwei YouTube-Videos und einer Handvoll Reime katapultierte sich Mohamed El Moussaoui im vergangenen Jahr aus dem tiefsten Aachener Untergrund in das kollektive Bewusstsein einer ganzen Nation. MoTrip ist das, worauf seine Szene so lange vergeblich gewartet hat: ein Rapper, der das Beste seiner Vorgänger in sich vereint – und dadurch etwas Ureigenes und auf überwältigende Weise Neues schafft. Nun erscheint sein Debütalbum „Embryo“.
Was hat dieser Mann, dass ihn Sido direkt bei der ersten Begegnung auf sein Album einlädt? Dass Kool Savas ihn auf Basis lediglich dreier Trackskizzen in sein berüchtigtes Trainingslager der Toptexter beordert. Dass ein waschechter Veteran wie Samy Deluxe zu Protokoll gibt, in ihm neue Motivation als Rapper gefunden zu haben?
Zunächst einmal fällt einem die unbändige Energie auf, die der junge El Moussaoui an den Tag legt. Selbst in beiläufigen Bemerkungen scheint er zu rappen, wie einst der große Mohammed Ali. Jeder Nebensatz ist eine Punchline, jede Bewegung eine Geste. Wie ein tänzelnder Boxer durchmisst er das Studio, bereit für den größten Kampf seines Lebens. Die Gesangskabine ist sein Hoheitsgebiet, seine Welt. Und tatsächlich: Sobald die erste Silbe aus den Boxen ballert, ist man in ihr gefangen. Willkommen auf dem MoTrip.
„Ohne arrogant klingen zu wollen: Coole Battletexte oder Wortspiele wie ‚Ich war noch ungeschickt wie ungeschriebene Emails’ schreibe ich dir in drei Sekunden mit links. Das ist keine Herausforderung. Ich will richtige Songs machen, über Themen, die die Leute berühren.“
So rappt MoTrip auf „Embryo“ von Familie und Freundschaft. Von Träumen und Glauben. Von gescheiterten Beziehungen und alltäglicher Unterdrückung und davon, warum man sich trotz allem nie davontragen lassen sollte wie eine Feder im Wind. Es sind klassische, große Themen. Aber MoTrip verzichtet dabei auf das hohle Pathos so vieler Kollegen. Die branchenübliche Herz/Schmerz-Logik ersetzt der bekennende Perfektionist durch tatsächlich prägnante Bilder, eine feine Singstimme und irr verschachtelte Reimstafetten: „Ich trag mein Herz am rechten Fleck, das hier ist mehr als rechter Rap / In erster Linie muss man ehrlich sein als Mensch / Denn wären wir alle ehrlich, wären wir mit der Arbeit hier schon lange fertig / Doch leider Gottes liegt die Wahrheit hier schon lang beerdigt / Ich schau’s mir an und merke, die Menschen sind verloren / Ich hab den Schlüssel hier, doch meine Hände sind erfroren.“ MoTrip selbst spricht von „blutenden Songs“: „Wenn man über wichtige Dinge im Leben spricht, dann muss man das auch spüren. Ich weiß, dass ich in meiner Musik viel von mir preis gebe, mich in gewisser Weise auch angreifbar machen. Aber das macht mir nichts. Viele Rapper vergessen durch den Erfolg, sie selbst zu bleiben. Aber ich will immer in erster Linie Mensch sein.“ Die Behauptung jedenfalls, er lebe, um aufs Blatt zu kritzeln – man glaubt sie ihm in jeder Sekunde.
Für ein Debütalbum klingt „Embryo“ erstaunlich ausgereift. Nachdenkliche Songs halten sich die Waage mit solchen, bei denen man einfach nur in den nächsten verfügbaren BMW springen, das Gaspedal durchdrücken und die Anlage bis zum Anschlag hochdrehen will. Mal löst MoTrip in seinen Hörern Gefühle aus, „die dich nachhaltig ändern wie der Frühling in arabischen Ländern“. Mal löst er sich selbst von der Schwerkraft und fliegt durch die Erdatmosphäre wie ein Astronaut auf einer Überdosis Adrenalin. Eindrucksvoll harmoniert dabei seine eindringliche, leicht nasale Stimme mit den ausgetüftelten Beats der Berliner Produzenten Paul NZA und Numarek.
„Und auch wenn du mich in die unterste Schublade packst, komme ich am Ende hoch / Ich schreibe bis die Fruchtblase platzt – Embryo.“
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