Dieses Album hat das Zeug, zu einer der Überraschungen des Jahres zu avancieren! Nicht nur wegen des spannenden Konzeptes, sondern vor allem auch wegen eines der aufregendsten jungen Talente auf den internationalen Dirigentenpulten – dem jungen spanischen Maestro PABLO HERAS-CASADO!
Carlo Broschi – besser bekannt unter seinem Künstlernamen Farinelli – war der gefeiertste Kastrat der Musikgeschichte. In seinem berühmten Film Farinelli von 1994 zeichnete Gérard Corbiau ein fantasievolles Bild der Jugendzeit und des kometenhaften Aufstiegs dieses Sängers. Farinelli wurde 1705 in Apulien geboren und in Neapel von Nicola Porpora ausgebildet. Schon als 17-jähriger sang er in Rom Primadonna-Partien und avancierte bald zu einem Megastar des 18. Jahrhunderts: Er eroberte die Bühnen der großen Städte Italiens ebenso wie jene Londons. In der englischen Hauptstadt erhielt er eine Einladung an den Hof von Madrid, wo er für den schwermütigen König Philipp V. singen sollte. Farinelli nahm an und sang fortan nur noch für seinen königlichen Gönner: Bis zum Tod des Monarchen im Jahre 1746 sang der Kastrat jeden Abend mehrere Arien für ihn. Als Ferdinand VI. Philipp auf den Thron folgte, wurde Farinelli zum Künstlerischen Direktor der Theater am Palacio del Buen Retiro in Madrid sowie am Palacio Real von Aranjuez ernannt. Damit begann seine neue Karriere als Impresario, die bis zum Tod Ferdinands 1759 währen sollte.
Für die Wiederbelebung ihres Archiv-Produktion-Labels lud die Deutsche Grammophon den spanischen Dirigenten Pablo Heras-Casado ein, Musik der Farinelli-Zeit zusammenzustellen und zu dirigieren. Für Heras-Casado krönt dieses Projekt seine persönlichen Bemühungen um die Alte Musik, eine Mission, der er sich nun schon seit 20 Jahren widmet. 1994, im Alter von 17 Jahren, war er Mitbegründer seines ersten Ensembles für Alte Musik. 2007 fungierte Heras-Casado schließlich als Mitbegründer der Compañía Teatro del Principe. Dieses Ensemble mit historischen Instrumenten operiert passenderweise von Aranjuez aus: Im Zentrum seines Schaf-fens steht die Wiederentdeckung von Opern und Zarzuelas (die Zarzuela ist die traditionelle spanische Spielart der Oper), wie sie am Hofe von Ferdinand VI. aufgeführt wurden.
Dieses Album soll Farinellis Leistungen als Impresario unterstreichen und zeigen, wie groß sein Einfluss auf die Musik Spaniens war. Doch es wäre nicht vollständig ohne etwas von dem Balsam, mit dem der Sänger Farinelli die Leiden des spanischen Königs zu lindern versuchte – Porporas Arie »Alto Giove« zum Beispiel, hier gesungen von Countertenor Bejun Mehta, war eines der Stücke, die bei jenen Musikabenden zu hören waren.