Ein Tonträger der Pussycat Dolls ist eigentlich nur eine unzureichende Erfahrung. Nicht, dass ihr griffiger, moderner, Tanzflächen-kompatibler R’n'B nicht kicken würde, aber selbst eine ordentliche Stereoanlage vermag es leider nicht, auch die visuelle Komponente der fünf Ladies rüberzubringen. Und die ist – und war von Anfang an – eigentlich ein entscheidender Teil des Gesamtkonzepts. Die DVD “Live From London” ist daher eine sinnvolle Ergänzung, um dieses internationale Chartphänomen zu verstehen. In der perfekt durchchoreographierten Show sieht man die Dolls, wie man sie aus ihren Musikvideos (die ebenfalls auf der DVD zu finden sind) kennt: “Sassy and classy”, wie sie es nennen. Unverschämt – aber mit klasse. Sexy – aber mit Stil. So grooven und räkeln sie sich durch Hits wie “Beep”, “I Don’t Need A Man” oder natürlich “Don’t Cha”. Sehr interessant wird es im Bonusmaterial, wo man sie alle in Kurzporträts noch mal kennen lernt: Nicole (das “Lead Girl”), Kimberly (der “Pussycat-Punk”), Melody (das kleine Nesthäkchen mit der großen Stimme), Jessica (das “Girly-Girl” mit dem “Housekeeping”-Faible), Ashley (außen “sweet” innen “dirrty”) und das erfahrenste Doll Carmit. Auch das ursprüngliche Konzept der Pussycat Dolls wird endlich einmal ausführlich erklärt, und zwar von der Gründerin Robin Antin. Sie habe die Pussycat-Dolls-Show schon 1994 erfunden. Für eine Show, die vom Burlesque-Cabaret des frühen 20. Jahrhunderts inspiriert war. “Die Leute rannten uns die Bude ein. Also versuchten wir, dem Konzept einen kleinen Schubs Richtung Mainstream zu geben.” Trotzdem wird deutlich, dass die Band über die Jahre zusammengewachsen ist – und man sie nicht für den schnellen Erfolg zusammencastete. Dass die Aktien der Pussycat Dolls dann so durch die Decke gingen, hatte wohl keiner erwartet. Aber wie man bei dem London-Auftritt gut ablesen kann: Die Ladies sind Profis. Die können auch damit umgehen.