Rolf Kühn ist die Eminenz der Jazzklarinette, nicht nur in Deutschland, sondern mindestens europaweit. Am 29.September feiert er seinen 80.Geburtstag und im Vorfeld hat ihm die Jury des Preises der Deutschen Schallplattenkritik die Referenz erwiesen und ihm den diesjährigen Ehrenpreis zugedacht. In der Begründung heißt es: “Ein deutscher Jazzmusiker vom Weltformat – das war und bleibt eine Rarität. Rolf Kühn zählt zu dieser Königsklasse des Jazz. […] Wie nur ganz wenigen gelang es Rolf Kühn, einen Bogen von der Jazztradition zu zeitgenössischen Ausdrucksformen zu schlagen und die im Jazz oftmals eine Randexistenz fristende Klarinette ins Zentrum zu rücken, indem er ihr neue Ausdrucksmöglichkeiten erschloss. Mit einem untrüglichen Sinn für Klangästhetik, Form und Struktur wagte er als Improvisator mutige Ausflüge in innovative Gefilde, die er mit musikalischer Sensibilität und gestaltender Kraft auszumessen weiß. Es ist bezeichnend für Rolf Kühn, dass er, der so oft mit anderen stilprägenden Musikern des Jazz zusammengearbeitet hat, in jüngster Zeit ein kreatives Bündnis mit wesentlich jüngeren Berliner Musikern eingeht und sich auch auf diese Weise eindrücklich zum Band der Generationen im Jazz bekennt.”
Den Jahrespreis für die beste Jazzaufnahme hingegen kann ein norwegischer Musiker entgegennehmen, der inzwischen weltweit zu den wichtigsten Künstlern des gattungsübergreifenden modernen Jazz zählt: der Pianist und Komponist Jon Balke. Grund für die Auszeichnung ist sein ungewöhnliches und international hochgelobtes Album “Siwan”, zu dem die Jury des Deutschen Schallplattenpreises meint: “In Zeiten des postmodernen Crossovers, der Weltmusik und des musikalischen ‘Anything goes’ zeigt der Norweger Jon Balke auf faszinierende Weise, was mit einem offenem Blick auf historische Konstellationen wirklich möglich ist. Denn seine Komposition ‘Siwan’ (was soviel wie ‘im Gleichgewicht’ bedeutet) vereint klanglich, kulturell und geographisch Disparates zu einer neuen Welt voll intensiven Ausdrucks und verblüffender Querbezüge. Auf der einen Seite stehen Texte und Melodien der Gharnati-Musik, die ihre Wurzeln in der maurischen Epoche der iberischen Halbinsel hat, auf der anderen Seite ein Ensemble, das mit fahlem Gamben-Sound und harmonischen Konstellationen an die Musik des ausgehenden 17. Jahrhunderts anknüpft. Und dennoch wirkt nichts gewollt, sondern nach allen Seiten hin auf subkutane Bezüge ausgehorcht.”