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Von Kritikern gefeiert und von Musikliebhabern in der ganzen Welt verehrt, gehört Rudolf Buchbinder zu den großen Pianisten unserer Zeit. Seine Interpretationen entstehen aus der einzigartigen Verbindung von geistigem Verständnis mit intellektueller Strenge und Spontaneität mit technischer Kontrolle. Ein unermüdliches Studium und eine lebenslange Begeisterung für die Meisterwerke der Klavierliteratur lassen seine künstlerischen Fähigkeiten immer noch zunehmen.
Buchbinder lässt sich leiten von dem, was die Musik ihm sagt und nicht von Forderungen der Mode oder der Suche nach persönlichem Ruhm. Der einflussreiche Kritiker Joachim Kaiser nannte ihn »das größte pianistische Naturtalent, dem ich in meinem Leben begegnet bin« und rühmte seine Fähigkeit, im Moment der Aufführung neue Ideen zu enthüllen. »Ich strebe an, am Ende meines Lebens den Höhepunkt meiner pianistischen Laufbahn zu erleben«, sagt Buchbinder in seiner Autobiografie. »Natürlich weiß ich nicht, wann das sein wird … Eigentlich schade! In meinem Beruf hat man nämlich in Wahrheit niemals etwas erreicht – es gibt immer noch Steigerungen.«
Das neueste Kapitel in seiner mehr als 60 Jahre andauernden Karriere begann Rudolf Buchbinder im April 2019, als er einen Exklusivvertrag mit Deutsche Grammophon unterzeichnete. Gepriesen auch für seine Haydn- und Mozartaufnahmen, verbindet man seinen Namen allerdings vor allem mit Beethovens Klavierwerken. Dessen Gesamtzyklus der 32 Klaviersonaten hat Rudolf Buchbinder mehr als 60 Mal aufgeführt, oft an sieben aufeinanderfolgenden Tagen. »Ich bin mit dieser Musik nie fertig«, sagte er dem Guardian (London) vor einigen Jahren. »Ich lerne jedes Mal dazu. Es ist jedes Mal eine Herausforderung.« So erschienen seine ersten Projekte beim gelben Label denn auch im Rahmen der Feiern von »Beethoven 2020« anlässlich des 250. Geburtstags des Komponisten.
Seine erste Veröffentlichung kreiste um Beethovens Diabelli-Variationen. Buchbinder stellte eine bei elf führenden Komponisten unserer Zeit in Auftrag gegebene neue Serie von Reaktionen auf Diabellis Thema vor. Er nahm auch das originale Walzerthema auf, dazu Beethovens monumentale Variationenreihe und eine Auswahl der anderen Variationen, um die Diabelli seinerzeit gebeten hatte. The Diabelli Project wurde im März 2020 veröffentlicht, fast zeitgleich mit dem Recital im Wiener Musikverein, bei dem Buchbinder die Uraufführung der elf eigens in Auftrag gegebenen Stücke spielte.
Seine zweite DG-Aufnahme vom Oktober 2020 koppelte Beethovens Klavierkonzert Nr. 1 mit den Variationen über ein eigenes Thema in F-Dur op. 34. Das Konzert ist der Mitschnitt einer Aufführung von 2016 mit den Berliner Philharmonikern und Christian Thielemann, die Variationen op. 34 wurden zusammen mit den Diabelli-Variationen im August 2019 aufgenommen.
Beethoven: Piano Concertos, im September 2021 veröffentlicht, dokumentierte Buchbinders historisch zu nennenden Zyklus im Wiener Musikverein mit fünf der weltbesten Orchester und Dirigenten. Er nahm das Konzert Nr. 2 mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und Mariss Jansons auf, es war die letzte Konzertaufnahme des Dirigenten vor seinem Tod Ende 2019. Andris Nelsons und das Gewandhausorchester Leipzig eröffneten den Zyklus mit dem Klavierkonzert Nr. 1, die Konzerte Nr. 3, 4 und 5 wurden mit den Münchner Philharmonikern und Valery Gergiev bzw. der Staatskapelle Dresden und Christian Thielemann sowie den Wiener Philharmonikern und Riccardo Muti aufgenommen. Tatsächlich konnten nur vier der Konzerte wie ursprünglich geplant im Musikverein gespielt werden, die Abschlussveranstaltung mit dem Konzert Nr. 4 fand im Oktober 2020 in Dresden zwischen zwei Lockdowns statt.
Zeitgleich wurde Buchbinders (bisher dritte) Einspielung der Complete Beethoven Sonatas veröffentlicht, entstanden bei sieben Konzerten, die der Pianist bei den Salzburger Festspielen 2014 gab. Dabei wurde erstmals der gesamte Zyklus von einem einzigen Künstler während einer Salzburger Spielzeit dargeboten.
Im November 2022 erschien das Album Soirée de Vienne. Mit Musik von Beethoven, Chopin, Schubert, Schumann und Strauss fängt es die verlorene Welt der Salons ein und ist eine Hommage an das reiche kulturelle Leben im Wien des 19. Jahrhunderts.
Für seine jüngste Veröffentlichung bringt Buchbinder sein Fachwissen und seine künstlerische Einsicht in einen außer Acht gelassenen Bereich des deutsch-österreichischen Repertoires ein – Max Regers sensible Transkriptionen für Klavier solo von 28 Liedern von Johannes Brahms (darunter Liebestreu, Wiegenlied, Nachtigall and Ständchen). »Ich wünsche meinen Hörern die Muße und Neugierde, in jedes einzelne Lied einzutauchen und die Intensität dieser Kunstwerke – ganz ohne Worte – zu erleben.« Brahms · Reger – Song Transcriptions, im vergangenen Jahr zum 150. Geburtstag von Reger eingespielt, erschien am 22. März 2024.
Buchbinders Kalender ist so voll wie eh und je. Er spielt alle fünf Klavierkonzerte von Beethoven in der Budapester Müpa (6./7. April), Mozarts Klavierkonzert Nr. 24 in der Tonhalle Zürich (10./11. April), Beethovens Konzert Nr. 5 in Münchens Isarphilharmonie, im Wiener Musikverein und im NDR Landesfunkhaus in Hannover (13./17. April und 16./17. Mai) und dazwischen geht er Ende April und Anfang Mai auf Tournee durch China. Zu den weiteren Höhepunkten dieser Saison gehören Aufführungen von Brahms‘ Klavierkonzert Nr. 1 in der Suntory Hall in Tokio (22./23. Mai), Mozarts Konzert Nr. 20 in Tel Aviv und Haifa (2. bis 8. Juni) und einem weiteren Beethoven-Konzertzyklus im Seoul Arts Center (26./30. Juni).
Rudolf Buchbinder wurde am 1. Dezember 1946 in Leimeritz geboren, einem Marktflecken in der damaligen Tschechoslowakei. Er machte solche Fortschritte auf dem Klavier seiner Eltern, dass er mit fünf Jahren als jüngster Student aller Zeiten an der Hochschule für Musik in Wien zugelassen wurde. Fünf Jahre später spielte er im Musikverein vor dem österreichischen Bundeskanzler. Mit 12 Jahren wurde er in die Meisterklasse von Bruno Seidlhofer aufgenommen.
Als Jugendlicher absolvierte Buchbinder eine Recital-Tournee durch Nord- und Südamerika, 1966 kehrte er in die USA zurück, wo er einen Sonderpreis beim 2. Internationalen Van-Cliburn-Wettbewerb gewann. In den 1970er-Jahren waren seine Aufnahmen sämtlicher Klaviersonaten und anderer Klavierwerke von Haydn international erfolgreich. Sein Ruf als Künstler von größter Integrität und Urteilskraft wuchs schon bald durch die Veröffentlichung der ersten seiner drei Gesamtaufnahmen von Beethovens Klaviersonaten.
Im Laufe der letzten 50 Jahre ist er mit den internationalen Spitzenorchestern und vielen der größten Dirigenten aufgetreten und war regelmäßig auf fünf Kontinenten in Konzerten, Kammermusik und Recitals zu hören. Er ist Künstlerischer Direktor des niederösterreichischen Grafenegg Festivals seit dessen Gründung 2007 und etablierte es zu einem bedeutenden Fixpunkt im Kalender der klassischen Musik. Buchbinder ist Ehrenmitglied der Wiener Philharmoniker, der Wiener Symphoniker und des Israel Philharmonic Orchestra und erhielt als erster Solist die Goldene Ehrennadel der Staatskapelle Dresden. Im Oktober 2020 wurde ihm der OPUS KLASSIK für die »Würdigung des Lebenswerks« verliehen.
Musikalische Freiheit steht im Mittelpunkt von Rudolf Buchbinders künstlerischem Credo. Er studierte zahllose handschriftliche Quellen, frühe Ausgaben und spätere Überarbeitungen, um ein möglichst tiefes Verständnis für den jeweiligen Ausdruck gewinnen zu können, der von Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Brahms oder ihren Zeitgenossen vorrangig geschätzt wurde. Je mehr man über ihr Werk wisse, so Buchbinder, desto spontaner könne man bei der Aufführung sein.
3/2024
Admired by fellow performers, acclaimed by critics and revered by music-lovers worldwide, Rudolf Buchbinder stands among the great pianists of our time. His interpretations flow from a unique fusion of spiritual insight and intellectual rigour, expressive spontaneity and technical control, refined over the course of a career spanning more than sixty years. The irresistible power of his artistry continues to grow, reinforced by tireless study and a lifelong passion for the masterworks of the piano literature.
Buchbinder is always guided by what the music tells him, never by the demands of fashion or the pursuit of personal glory. The influential critic Joachim Kaiser described him as the “greatest natural pianistic talent”, praising his innate ability to reveal fresh ideas and mine rich seams of expression in the moment of performance. “I aspire to experience the pinnacle of my pianistic career at the end of my life,” notes Buchbinder in his autobiography. “Of course, I do not know when that will be … which is a shame, in a way! Because in my profession you have never actually accomplished something – there is always more to be achieved.”
Rudolf Buchbinder opened the latest chapter in a long and distinguished career in April 2019 when he signed an exclusive contract with Deutsche Grammophon. While hailed for his recordings of the music of Haydn and Mozart, he is most closely associated with the keyboard works of Beethoven. He has performed the complete cycle of thirty-two piano sonatas over sixty times, often on seven consecutive days. “I am never finished with this music,” he told the Guardian (London) a few years ago. “I learn every time. It is a challenge every time.” Appropriately enough, therefore, his initial collaborations with the Yellow Label formed part of the Beethoven 2020 celebrations, marking the 250th anniversary of the composer’s birth.
His first DG release was based on the Diabelli Variations and featured a newly commissioned set of responses to Diabelli’s theme from eleven contemporary composers, the original waltz theme, Beethoven’s own monumental set of variations and some of the other variations commissioned by Diabelli. The Diabelli Project was released in March 2020 to coincide with the Vienna Musikverein recital at which Buchbinder premiered the eleven new commissions.
His second DG recording (October 2020) paired the First Piano Concerto with the Variations on an original theme in F major, op. 34. The former was recorded (live) in 2016 with the Berliner Philharmoniker and Christian Thielemann, the latter in August 2019.
Issued in September 2021, Beethoven: Piano Concertos documented Buchbinder’s historic Vienna Musikverein cycle with five of the world’s finest orchestras and conductors. He recorded Concerto No. 2 with the Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks and Mariss Jansons, the conductor’s last concert recording before his death in late 2019. Andris Nelsons and the Gewandhausorchester opened the cycle with the First, while Nos. 3, 4 and 5 were recorded with the Münchner Philharmoniker and Valery Gergiev, Dresden Staatskapelle and Christian Thielemann, and Wiener Philharmoniker and Riccardo Muti respectively. The final concert, featuring No. 4, took place in Dresden in October 2020, during the interval between lockdowns.
Buchbinder’s Complete Beethoven Sonatas, his third recording of the cycle, was also released in September 2021. The works were recorded during seven concerts given by the pianist at the Salzburg Festival in 2014, the first time the cycle had been performed in full by one artist in a single Salzburg season.
Issued in November 2022, the pianist’s next recording was Soirée de Vienne. Featuring music by Beethoven, Chopin, Schubert, Schumann and Strauss, it captures the lost world of the salon and pays tribute to the rich cultural life of 19th-century Vienna.
For his latest album, Buchbinder brings his intellectual expertise and interpretative insight to a neglected corner of the Austro-German repertoire – Max Reger’s lovingly crafted transcriptions for solo piano of 28 songs by Brahms (including Liebestreu, Wiegenlied, Nachtigall and Ständchen). “I hope that my listeners will … have the time and the curiosity to explore each individual song and to experience the intensity of these works of art entirely without words,” says the pianist. Recorded in 2023, the 150th anniversary of Reger’s birth, Brahms · Reger – Song Transcriptions came out on 22 March 2024.
As busy as ever, Buchbinder’s forthcoming schedule includes a complete cycle of the Beethoven Piano Concertos at Müpa, Budapest (6/7 April); Mozart’s Piano Concerto No. 24 at the Zürich Tonhalle (10/11 April); Beethoven’s No. 5 at Munich’s Isarphilharmonie, the Vienna Musikverein and the NDR Landesfunkhaus Niedersachsen in Hanover (13/17 April and 16/17 May), these performances bookending a tour of China in late April and early May. Among other highlights of the current season are performances of Brahms’s First Piano Concerto at Suntory Hall in Tokyo (22/23 May); Mozart’s Concerto No. 20 in Tel Aviv and Haifa (2–8 June); and a further Beethoven concerto cycle at the Seoul Arts Center (26/30 June).
Rudolf Buchbinder was born on 1 December 1946 in Leitmeritz, a market town in Czechoslovakia. He made meteoric progress on his parents’ piano and, at the age of five, became the youngest student ever to be admitted to the Vienna Academy of Music; five years later, he performed for the Austrian Chancellor at the Musikverein. His interpretations of the Viennese Classical and Romantic repertoire rest on technical foundations established during his studies with Bruno Seidlhofer in Vienna.
In his teens Buchbinder gave a recital tour in North and South America, and returned to the United States in 1966 to win a special prize at the Second Van Cliburn International Piano Competition. In the 1970s he received international acclaim for his recordings of Haydn’s complete piano sonatas and other keyboard works. His reputation as an artist of the utmost integrity and discernment was soon enhanced with the release of the first of three complete recordings of Beethoven’s piano sonatas.
Over the past half century he has performed with the world’s leading orchestras, worked with many of the finest conductors, and performed regularly as concerto soloist, chamber musician and recitalist on five continents. He has been artistic director of the annual Grafenegg Festival, near Vienna, since its foundation in 2007, and has overseen its development as a major event in the classical music calendar. Buchbinder is an honorary member of the Wiener Philharmoniker, Wiener Symphoniker and Israel Philharmonic Orchestra, and was the first soloist to be awarded the Goldene Ehrennadel by the Staatskapelle Dresden. In October 2020 he was presented with the Opus Klassik Lifetime Achievement Award.
Musical freedom lies at the heart of Rudolf Buchbinder’s artistic creed. He has studied countless manuscript sources, early editions and later revisions to gain a deep understanding of the expressive priorities valued most highly by Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Brahms and their contemporaries. The greater one’s knowledge of their work, he observes, the more spontaneous one can be in performance. Above all, he notes, the learning process never stops.
3/2024