Steve Swallow | News | Zum 80. Geburtstag von Steve Swallow - ein E-Bassist wie kein anderer

Steve Swallow
Steve Swallow© Patrick Hinely, Work/Play

Zum 80. Geburtstag von Steve Swallow – ein E-Bassist wie kein anderer

07.10.2020
Seit rund 50 Jahren ist Steve Swallow nun schon einer der einflussreichsten und individuellsten E-Bassisten des Jazz. Als Kind hatte Swallow zunächst Klavier und Trompete gelernt, bevor er mit 14 Jahren im Musikraum seiner Highschool einen Kontrabass entdeckte und eine Offenbarung hatte: “Mir wurde schlagartig klar, dass der Bass und ich eine gemeinsame Zukunft haben würden.” Da er aber auch eine ausgesprochene Leidenschaft für Poesie hatte, schrieb er sich an der Yale University im Hauptfach Literatur ein und studierte Komposition nur im Nebenfach. Der Interessenschwerpunkt verlagert sich erst endgültig zur Musik, als der 19-jährige Steve Swallow 1959 einem Auftritt von Paul Bley am Bard College beiwohnte und sich zu ihm auf die Bühne gesellen durfte. Das Resultat: er ließ sein Studium sausen, reiste Bley nach New York hinterher, klingelte an dessen Haustür und verkündete dem verblüfften Pianisten, als dieser öffnete, selbstbewusst: “Dein neuer Bassist ist hier.”
Als Mitglieder des Jimmy Giuffre 3 sollten die beiden Freunde auf den Verve-Alben “Fusion” und “Thesis” schon bald zusammen Jazzgeschichte schreiben. Die Aufnahmen wurden von ECM 1992 noch einmal mit zusätzlichen Tracks unter dem Titel “1961” neu aufgelegt. 1963 erschien bei Savoy mit “Footloose!” ein weiterer moderner Jazzklassiker des Paul Bley Trios mit Steve Swallow und Pete LaRoca. Zur selben Zeit wurde der Bassist festes Mitglied der Band des Vibraphonisten Gary Burton, der ihm reichlich Gelegenheit gab, auch sein einzigartiges kompositorisches Talent ins Licht zu rücken. In Burtons Band griff Swallow außerdem 1969 bei der Aufnahme von “Country Roads & Other Places” erstmals zum E-Bass. Eigentlich hatte er eine reflexartige Abneigung gegen das Instrument gehabt, weil er es mit Rock’n'Roll-Musik assoziierte. Aber Burtons damaliger Gitarrist Jerry Hahn konnte ihn dann doch dazu überreden, es zu versuchen, und Swallow verliebte sich auf Anhieb in das Instrument. Da es im Jazz zu diesem Zeitpunkt nur wenige Vorbilder gab, an denen er sich hätte orientieren können, musste Swallow zwangsläufig seine eigene Stimme finden. “Ich empfand das als befreiend”, sagte er später. “Ich musste aus Notwendigkeit heraus meinen eigenen Stil und meine eigene Taktik entwickeln.”
Dank dieser unverkennbar eigenen Stimme auf dem E-Bass avancierte Swallow in den 1970er zu einem überaus gefragten Spielpartner, den man u.a. auf Aufnahmen von Chico Hamilton, Steve Kuhn, Pat Metheny, Paul Motian, Michael Mantler, Dave Douglas und  Rabih Abou-Khalil hören konnte. Und natürlich immer wieder zusammen mit der großartigen Carla Bley, mit der er inzwischen seit 30 Jahren verheiratet ist, und dem Gitarristen John Scofield. Letzterer hat ihm gerade zum 80. Geburtstag auf dem gemeinsamen ECM-Album “Swallow Tales” auf wunderbare Weise Tribut gezollt. Zu hören sind dort ausschließlich Kompositionen des Bassisten, deren verspielte Titel noch heute sein Faible für die Poesie verraten. Unter eigenem Namen hat der E-Bassist seit 1974 außerdem eine Reihe von ebenso hochkarätigen wie abwechslungsreichen Alben bei ECM Records und auf Carla Bleys Label Watt vorgelegt. Wie prägend Steve Swallows Einfluss ist, wird auch dadurch verdeutlicht, dass er seit den 1980er Jahren sowohl die DownBeat International Critics Pols als auch die DownBeat Readers Poll wie kein anderer E-Bassist dominiert hat.

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