28 Jahre sind The Cure nun dabei. In der Grauzone zwischen Punk und New Wave gestartet, erweiterten ihre melancholisch-vorantreibenden Gitarrensongs ab 1979 den Krawallrock der Londoner Kollegen. Seitdem hat sich nicht nur das Körpergewicht von Cure-Chef Robert Smith verändert, sondern auch die Sounds und die Video-Ästhetik der Band durchliefen eine stetige Zeitreise. So gesehen lassen sich die 18 Videos auf dieser DVD als Schnellkurs der jüngeren Pophistorie betrachten. Zumal Regisseur Tim Pope den Wandel von der strubbligen Kurzhaarband in strengen Herrenhemden zur schwarz gewandeten Ikone späterer Gothic-Bands treu begleitet hat. Bis 1997 war Pope sozusagen der Haus-und-Hof-Filmer von The Cure. Und so wirken die frühen Videos noch wie minimalistische Akademie-Arbeiten, wenn etwa eine kajaläugige Kinderband “Boys Don´t Cry” nachempfindet oder elegische Naturaufnahmen “A Forest” zeichnen. Die Groß-Etats für die Hochzeiten der Clip-Sender sollten erst später kommen. Mit “Lovecats” und “In Between Days” wird das Szenario ab Mitte der Achtziger dann mystischer und die Ausstatter können sich austoben. Robert Smith trägt sein pechschwarzes Zottelhaar-Nest und die geschminkten Lippen, mit denen er sich ins kollektive Pop-Gedächtnis eingebrannt hat. “Close To Me” wirkt dann wie ein erster Höhepunkt der düsteren Cure-Phase, wenn die gesamte Band in einem klaustrophobischen Albtraum in einen Schrank gequetscht ist, der am Rande einer Klippe steht. Doch keine Angst, Smith hat das Ruder bis heute oft genug herumgerissen. “Just Say Yes” aus dem Jahre 2002 etwa ist knallbunt und die (rothaarige) Saffron von Republica hat einen (blonden) Gastauftritt. Das (schwarz-weiß gefilmte) Bonus-Feature zeigt die aktuelle Cure-Besetzung bei sechs konzentrierten Akustik-Nummern im Studio, die wiederum eine musikalische Linie von “A Forest” bis “Just Say Yes” ziehen.