Tony Allen
There Is No End
Blue Note/ Universal Music
CD 00602507345464 ÷ 2LP 00602507345471
VÖ: 07.05.2021
- Tony’s Praeludium
(Tony Allen/ Vincent Taeger/ Vincent Taurelle)
- Stumbling Down Sampa The Great (Sampa Tembo/ Tony Allen/ Vincent Taeger/ Vincent Taurelle)
- Crushed Grapes Lord Jah-Monte Ogbon
(Jah-Monte Ogbon/ Tony Allen/ Vincent Taeger/ Vincent Taurelle)
- Très magnifique Tsunami
(Antonio Coleman Jr/ Tony Allen/ Vincent Taeger/ Vincent Taurelle)
- Mau Mau Nah Eeto
(Nah Eeto/ Tony Allen/ Vincent Taeger/ Vincent Taurelle)
- Coonta Kinte Zelooperz
(Walter Williams/ Tony Allen/ Vincent Taeger/ Vincent Taurelle)
- Rich Black Koreatown Oddity
(Koreatown Oddity/ Tony Allen/ Vincent Taeger/ Vincent Taurelle)
- One Inna Million Lava La Rue
(Lava La Rue/ Tony Allen/ Vincent Taeger/ Vincent Taurelle)
- Gang On Holiday (Em I Go We?) Jeremiah Jae
(Jeremiah Jae/ Tony Allen/ Vincent Taeger/ Vincent Taurelle)
- Deer In Headlights Danny Brown
(Danny Brown/ Paul White/ Tony Allen/ Vincent Taeger/ Vincent Taurelle)
- Hurt Your Soul Nate Bone
(Nathaniel Bivins/ Tony Allen/ Vincent Taeger/ Vincent Taurelle)
- My Own Marlowe
(L’Orange/ Solemn Brigham/ Tony Allen)
- Cosmosis Ben Okri and Skepta
(Ben Okri/ Skepta/ Tony Allen/ Damon Albarn)
- There Is No End
(Tony Allen/ Vincent Taeger/ Vincent Taurelle)
Drum-Grooves für die Ewigkeit – Tony Allens letztes Aufnahmeprojekt
“There Is No End” ist ein einzigartiges Hip-Hop-Album, an dem Tony Allen bis zu seinem letzten Atemzug gearbeitet hat. Als der legendäre Afrobeat-Drummer am 30. April 2020 wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag in Paris verstarb, versetzte sein völlig überraschender Tod die Musikwelt in eine Schockstarre. Annähernd 60 Jahre lang war er der pulsierende Herzschlag des Afrobeat gewesen, den er in Fela Kutis Highlife-Jazz-Band Koola Lobitos und bei Africa ‘70 kreiert hatte und danach immer wieder verfeinerte und so variierte, dass er mit Künstlern der unterschiedlichsten Genres zusammenspielen konnte.
Bis kurz vor seinem Tod hatte der vor Energie sprudelnde Schlagzeuger unermüdlich an einem neuen Projekt mit jungen Rappern, Sängern und Produzenten gearbeitet, das den Titel “There Is No End” erhalten sollte. Doch dann starb er, bevor die meisten der von ihm auserwählten Künstler/innen Gelegenheit hatten, ihre Aufnahmen mit ihm zu machen. Glücklicherweise hatte er zu diesem Zeitpunkt mit dem französischen Produzenten Vincent Taeger (der selbst Schlagzeuger ist) bereits die Grooves aufgenommen, die nun die federnde Grundlage für sein letztes Album bilden.
“I play yours, you play mine. The music never ends.”
Die Weisheit von Tony Allens Worten war so tiefgründig wie seine Grooves, und diese beiden Sätze, die in “Tony’s Praeludium” das ihnen folgende Dutzend Songs ankündigen, fangen den Geist von “There Is No End” wirklich treffend ein. Tony Allen war ein Mann, der “in Rhythmen hineingeboren wurde”. Er spielte Tausende von Grooves für Alben ein und unzählige mehr auf Bühnen in aller Welt. So vielfältig wie seine Grooves waren auch seine Kollaborationen, seien es jene vor einem halben Jahrhundert mit Fela Kuti und Ginger Baker oder die in der jüngsten Vergangenheit mit Damon Albarn und Bernard Purdie. All das macht deutlich, dass das vorliegende Album, obwohl es die Coda einer legendären Karriere markiert, noch weitere Generationen von Musikern, Künstlern und Fans, die es hören, inspirieren wird.
“There Is No End” ist ein durch und durch einzigartiges Album. Bei der Erstellung des Konzepts wurde Tony Allen von dem Wunsch getrieben, mit jüngeren Künstlern und insbesondere Rappern der neuen Generation zusammenzuarbeiten und ihren Stimmen in einer Zeit globaler Unruhen Gehör zu verschaffen. Dabei wollte er diese Stimmen nicht unbedingt als “Waffe” für einen bessere Zukunft einsetzen, wie es einst Fela in seinen knallharten politischen Songs tat, sondern vielmehr als Medizin zur Heilung einer gespaltenen Welt. Und das ist vielleicht noch nie so wichtig gewesen wie gerade jetzt.
Der gefeierte nigerianische Schriftsteller und Dichter Ben Okri, dessen Worte und Stimme in dem hypnotisierenden Track “Cosmosis” zu hören sind, erklärt es auf diese Weise: “Wir waren mit Damon Albarn und Remi Kabaka im Studio, als Tony sagte: ‘Ich entwerfe dieses Universum, in dem Träume hervorkommen können'. Da verstand ich, dass für ihn der Beat, den er entwirft, wie eine textliche Landschaft ist. Sie hat eine seelische Struktur oder die DNA eines Musikuniversums, für das Tony in seinen elliptischen Beats eine Art mathematische Basis ausgearbeitet hatte. Und in diesem Rahmen lud er einen dann zum Träumen ein.”
Aber Tony Allens Reise, zumindest jene hier auf Erden, endete, bevor die meisten Rapper Gelegenheit hatten, ihre Aufnahmen zu machen. Glücklicherweise hatte er mit dem französischen Produzenten Vincent Taeger (der selbst Schlagzeuger ist) bereits die Grooves aufgenommen, bevor er uns verließ. “Tonys Idee war, den Rappern Raum zum Atmen und freien Gestalten zu geben”, erläutert Vincent. “Er wollte wirklich nicht einfach nur Afrobeat spielen, sondern vielmehr etwas Neues und Offenes schaffen, mit sehr unterschiedlichen Sounds für die Drums bei jedem Song sowie Stimmungen und Tempi, die im Kern wirklich im Hip-Hop verankert sind.”
Um diesen rhythmischen Wandteppich zu erschaffen, vertieften sich Tony und Vincent in einige der ikonischsten Songs des Hip-Hop-Kanons, wobei Tony im wahrsten Sinne des Wortes auf seinem Schlagzeug jammte, während er die Tracks über den Kopfhörer hörte. Er tat dies nicht, um die dort zu hörenden Beats zu kopieren, sondern um die elementareren Beats heraufzubeschwören, die nur jemand, der so tief wie er im Rhythmus verwurzelt ist, in ihnen entdecken kann. Er destillierte aus einigen dieser großartigen US-amerikanischen Hip-Hop-Grooves also die Essenz der westafrikanischen Rhythmen heraus, in denen sie ihren Ursprung hatten, und ließ so einmal mehr Magie entstehen. Auf diese Weise hatte Tony eine Kollektion von Beats und Grooves produziert, die selbst nach seinem Ableben noch ein ganzes Album inspirieren konnte. “Ich möchte etwas machen, das sehr in der Gegenwart fußt”, formulierte es Allen bei der Konzeption des Albums, “möchte die jungen Rapper aber auch nach Hause zurückbringen.” Das Ergebnis ist absolut zeitgenössischer Hip-Hop, der jedoch von Tony Allens einzigartiger spiritueller Persönlichkeit und seinem Flow geprägt ist.
Bei der Produktion jedes einzelnen Song des Albums, achteten Vincent Taeger und Vincent Taurelle (die gemeinsam mit Ludovic Bruni das bekannte französische Produktionstrio The Jazz Bastards bilden) darauf, Elemente der typischen Klänge der Städte, in denen die Stücke aufgenommen wurden, mit dem unbeschreiblichen westafrikanischen Herzschlag von Tonys Schlagzeugspiel zu verknüpfen. “Obwohl Tony vor seinem Tod nur die Grooves kreieren konnte, wählte er selber auch viele der Rapper und Sänger aus, die wir auf dem Album als Gäste präsentieren”, erläutert Vincent Taeger. “Als wir nach seinem Tod mit der Produktion begannen und die Grooves mit den Künstlern paaren mussten, stellte sich heraus, wie perfekt alles zusammenpasste. Nachdem die Tracks fertig waren, mischten wir das Album in Vincent Taurelles Studio in Paris ab. Dass die Stücke so lebendig klingen, zeigt einfach, wie viel Seele Tony hatte.”
Die Rapper/innen und Sänger/innen, die auf “There Is No End” ins Rampenlicht treten, kommen aus unterschiedlichen Winkeln der Welt und drücken den Songs ihren jeweils eigenen Stempel auf. Sampa The Great, die in “Stumbling Down” zu hören ist, stammt ursprünglich aus Sambia, ist aber heute ein Star in ihrer neuen Heimat Australien. MC Lord Jah-Monte Ogbon beweist in “Crushed Grapes”, warum er den Ruf hat, der beste Rapper von Charlotte/North Carolina zu sein. Aus North Carolina kommt auch das exzentrische Hip-Hop-Duo Marlowe, das “My Own” zu einem wahren Vergnügen macht. Der New Yorker Rapper Tsunami brilliert in “Très Magnifique”, während die Rapperin und Sängerin Nah Eeto “Mau Mau” ihr kenianisches Flavor verleiht. Der Detroiter Rapper Zelooperz glänzt in dem Stück “Coonta Kinte”, zu dem die in Paris lebende Sängerin Laetitia “Jaeguar” Bourgeois den eingänglichen Chorus beisteuerte. Die Französin ist in “Rich Black” auch noch an der Seite des in Los Angeles aufgewachsenen Rappers Koreatown Oddity zu hören. Aus West London meldet sich in “One Inna Million” die Indie-Rapperin Lava La Rue zu Wort, die jamaikanische Wurzeln hat. Im düsteren “Gang On Holiday (Em I Go We?)” setzt sich dann eindrucksvoll der Chicagoer Multiinstrumentalist MC Jeremiah Jae in Szene. Mit Danny Brown kommt in “Deer In Headlights” ein ebenso wortgewandter wie witziger Rapper aus Detroit zum Zuge, während in “Hurt Your Soul” mit Nate Bone aus Maryland erneut ein Vertreter des neuen East-Coast-Hip-Hop in Erscheinung tritt.
Bevor Tony Allen in “There Is No End” den Epilog des Albums spricht, ist mit “Cosmosis” noch eine ganz besondere Nummer zu hören, die einen plötzlich in eine ganz andere Dimension, wenn nicht gar in ein anderes Universum katapultiert. Denn hier hört man Ben Okri über einen vollkommen anderen, zugleich leichteren und tiefgründigeren Groove rezitieren. Die Nummer ist der einzige Song des Albums, bei dem die wesentlichen Instrumente von den Beteiligten live im Studio zusammen eingespielt wurden. Tatsächlich ergab sich der Groove, als Tony Allen mit Damon Albarn und dem nigerianisch-britischen Rapper Skepta gerade den Track “How Far?” für das Gorillaz-Album “Song Machine, Season One: Strange Timez” unter Dach und Fach gebracht hatte. Doch “Cosmosis” ist nur eines unter den vielen Highlights von dem Album “There Is No End”, mit dem der große und unsterbliche Tony Allen der Welt ein würdiges Vermächtnis hinterlassen hat, von dem noch etliche zukünftige Musikergenerationen zehren werden.
Radio-Kontakte
Media Promotion (Promotion Süd, West & Nord)
Rosita Falke
info@rosita-falke.de, Tel: 040 – 413 545 05