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EINE LEBENSLANGE REISE
- Nie zuvor hat Trevor Pinnock Teil I von Bachs Wohltemperiertem Klavier eingespielt, auf seiner ersten Aufnahme der Sammlung zeigt er nun die Vielfalt der Präludien und Fugen auf
- Die neue Veröffentlichung von Deutsche Grammophon erscheint im Kontext von Pinnocks zahlreichen herausragenden Katalogalben: In seinem Videoblog My Baroque gibt der Visionär der Alten Musik einen Einblick in seine Kunst
Entscheidend sei die Intuition beim Musizieren, sagt der Cembalist und Dirigent Trevor Pinnock. Für seine erste Aufnahme des Ersten Teils des Wohltemperierten Klavier von Johann Sebastian Bach schöpft er aus eben diesem Gespür und verknüpft es mit seiner tiefen Kenntnis der Werke. Das Album erscheint am 1. Mai 2020 bei Deutsche Grammophon.
Der heute 73-jährige Trevor Pinnock ist weltberühmt als Dirigent und virtuoser Cembalist, aber er ist auch bekannt als einer der Pioniere der historischen Aufführungspraxis. 1972 gründete Pinnock The English Concert, ein Kammerorchester, das sich von Beginn an der Aufführung Alter Musik auf historischen Instrumenten verschrieb und sich einen Namen als ihr Vorreiter machte. Pinnock leitete The English Concert über 30 Jahre lang. Es entstand eine Vielzahl bedeutender Aufnahmen für DG/Archiv Produktion, darunter Höhepunkte wie Händels Messiah, Bachs Brandenburgische Konzerte und Orchestersuiten sowie Vivaldis Le quattro stagioni.
Nun ist Pinnock seinen eigenen umfangreichen Katalog noch einmal durchgegangen: Auf seinem Videoblog
My Baroque diskutiert er die Facetten seiner Kunst, spricht beispielsweise über »Musik und Intuition« oder teilt seine Gedanken über die spirituellen und dramatischen Qualitäten von
Messiah. Die inspirierende und sich fortsetzende
Reihe von kurzen Filmen wird von Deutsche Grammophon gehostet und ist auch auf YouTube verfügbar.
Zu den jüngsten Folgen von My Baroque zählen Videos über Pinnocks neues Album, hier erklärt er seine Entscheidung, die 24 Präludien und Fugen des Ersten Teils des Wohltemperierten Klaviers aufzunehmen, erläutert die Wahl des Instruments oder vertieft sich in die Probleme im Hinblick auf Stimmton und Stimmung.
»Meine Reise mit dem Wohltemperierten Klavier dauert schon fast mein ganzes Leben lang«, sagt er. »Ich bin dem Werk erstmals begegnet, als ich vielleicht 12 Jahre alt war … Ein paar Jahre später dann habe ich im Radio sämtliche Präludien und Fugen auf dem Klavier gehört, ich war wie gebannt. In meinen Zwanzigern nahm ich selbst einige Präludien und Fugen für den Rundfunk auf, und ich wusste schon da, dass ich sie eines Tages alle spielen würde. Allerdings schien der Berg unüberwindbar … Wie könnte ich bloß in die dichte Struktur mancher Fugen eindringen oder sie überhaupt verstehen?«
Pinnock erstieg den Berg. Die Erkenntnis, dass Bach nicht nur große Freude an seinen kompositorischen Fähigkeiten hatte, sondern auch an seinem Können als Cembalist, half ihm dabei. Bach, sagt er, beweise seine meisterhafte Beherrschung der Fuge und seine Einfallskunst ebenso mit Leichtigkeit wie mit Gewicht. »Teil I hat eine große Spannbreite. Er umfasst sowohl unterhaltsame Musik, die einem Kind gefallen kann oder auch einem entspannten Hörer, als auch streng gesetzte Musik, in der Bach sein geistiges und kompositorisches Potenzial voll ausschöpft. Das macht seinen Reichtum aus: unterhaltsam und streng, traditionell und innovativ, ein Spektrum, das Himmel und Erde berührt.«
Das Titelblatt des Ersten Teils des Wohltemperierten Klaviers umreißt die Aufgabe des Werks: Es sei geschaffen »Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden«. Ausgehend von Berichten über Bachs eigene intuitive Behandlung der Stimmung, die sämtliche Tonarten auf einem Instrument spielbar machte, entschied sich Trevor Pinnock für eine »wohltemperierte« ungleichstufige Stimmung, die in allen Tonarten gut klingt, aber einige Unterschiede des Charakters einzelner Tonarten bewahrt.
Für diese Aufnahme wählte er einen treuen Gefährten – die Kopie eines Cembalos des französisch-deutschen Instrumentenbauers Henri Hemsch, so tief gestimmt, wie es zu Bachs Zeit in Köthen üblich war. Das Instrument hat, wie Pinnock sagt, »einen unvergleichlichen Klang, der Sanglichkeit mit so viel Klarheit verbindet, dass Bachs Stimmführung voll zur Geltung kommt«.
JOURNEY OF A LIFETIME
- Trevor Pinnock’s first ever recording of Book I of Bach’s Well-Tempered Clavier reveals its variety of moods and colours, lightness and weight
- New Deutsche Grammophon release backed by major focus on artist’s inspirational catalogue of period-instrument performances
- My Baroque videoblog gives access to insights of one of Early Music’s great visionaries
For British harpsichordist and conductor Trevor Pinnock intuition plays a central role in music making. He channels the formidable combination of instinctive understanding and in-depth knowledge of the scores into his first ever recording of Book I of Johann Sebastian Bach’s The Well-Tempered Clavier, set for international release by Deutsche Grammophon on 01 May 2020.
Pinnock, now 73, is not only renowned worldwide as both conductor and harpsichord virtuoso, but is revered as one of the pioneers of historically informed performance practice. He founded The English Concert in 1972 and together they spearheaded the revival of Early Music performance on period instruments. Pinnock directed The English Concert for over thirty years, during which time they made many highly acclaimed recordings for DG/Archiv Produktion, highlights including Handel’s Messiah, Bach’s Brandenburg Concertos and Orchestral Suites and Vivaldi’s The Four Seasons.
To celebrate the riches of this extensive recorded legacy, Pinnock has begun making a series of short films for a new videoblog,
My Baroque, in which he discusses everything from “Music and Intuition” to his thoughts on the enduring spiritual and dramatic qualities of
Messiah. Hosted by DG (
https://trevorpinnock-mybaroque.deutschegrammophon.com/), this ongoing series is also available on YouTube.
The latest additions to My Baroque include several videos about Pinnock’s new album for the Yellow Label in which he talks about his decision to record the twenty-four preludes and fugues of Book I of The Well-Tempered Clavier, the choice of instrument, and issues surrounding pitch and temperament.
“My journey with The Well-Tempered Clavier has been life-long,” he recalls. “I first encountered it at about 12 years old … A few years later, I heard all the preludes and fugues played on the piano on the radio, and I was hooked. In my 20s I myself recorded some preludes and fugues for radio broadcast, and I knew then that one day I would play them all. The mountain seemed insurmountable, however … How could I possibly delve into the density of some of those fugues, let alone understand them?”
Pinnock climbed that mountain helped by the realisation that Bach himself took great delight not only in his compositional skill but also in his prowess as a keyboard player. Bach, he explains, demonstrates his mastery of fugue and inventive genius with lightness as well as gravity. “The range of this book is very wide, comprising informal music which can delight a child or casual listener, and formal music in which Bach could explore the far reaches of his mind and inspiration in composition. This is his richness: informal and formal, traditional and innovative, reaching out to touch both earth and heaven.”
The title page of The Well-Tempered Clavier Book I outlines the work’s purpose: it was created for the “profit and use of musical young people who are curious to learn, and also as a special pastime for those already skilled in this study”. Following reports of Bach’s own intuitive approach to tuning which allowed an instrument to be used in all keys, Trevor Pinnock adopts a “well-tempered” unequal temperament which sounds well in all keys but retains some variation of key colour.
For his recording, he chose a trusted companion – a copy of a harpsichord by the Franco-German builder Henri Hemsch tuned to the low pitch prevalent in Köthen during Bach’s time there and which, Pinnock says, “has a unique voice which combines a singing quality with enough clarity to allow Bach’s part-writing to shine”.