Van Morrison | Musik | The Healing Game

The Healing Game 0600753087574
The Healing Game
01. Juli 2008
Van Morrison

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Produktinformation

Gut fünfundzwanzig Soloalben und doppelt so viele Lenze hatte Van Morrison auf dem Buckel, als »The Healing Game« im Jahr 1997 erschien. Kurz zuvor hatten Elizabeth II ihn zum Order of the British Empire ernannt und die Rock’n'Roll Hall Of Fame ihn aufgenommen. Drei allseits geschätzte Jahrhundertalben hatte er Ende der Sechziger aufgenommen, »Astral Weeks« taucht seitdem in jeder Bestenliste auf. Welchen ehrgeizigen Zielen sollte der bekannteste nordirische Musiker also noch folgen? Das verwackelte Foto auf der Hülle verleiht »The Healing Game« etwas Geheimnisvolles. Van Morrison und sein Saxofonist Pee Wee Ellis im Profil – oder ist das Flügelhornist Haji Ahkba? -, beide elegant dunkel gekleidet. Das Bild hat etwas Dokumentarisches, die Männer tragen schwarze Hüte, Morrison eine Sonnenbrille. »Einen Mafia-Boss und seine rechte Hand auf dem Weg, eine Rechnung zu begleichen«, sah Greil Marcus in dem Foto, als »The Healing Game« erschien. Morrisons Gesicht ist kalt, fast wie Stein.

Man legt die CD ein und wird umfangen von einer ungeheuren Wärme, die aus den Lautsprechern strömt. Man staunt, wie beseelt Van Morrison zu Werke geht. »The Healing Game« atmet den Geist Wilson Picketts. Die Melodien sind samtweich, Van Morrisons unvergleichliche Stimme trägt sie, mal kraftvoll, mal verführend. Dicht und wandelbar wie ein Instrument ergötzt sie sich hier in James Brown’schem Raunen, dort in kindlicher Atemlosigkeit. Bei manchen Liedern sind ein Dutzend perfekt gespielter Instrumente zu hören – so feinsinnig sind sie arrangiert, dass keines im gemeinsamen Klang untergeht. Immer wieder ist Platz für Pee Wee Ellis' betörendes Bariton-Saxofon, für Robin Asplands sanftes Streicheln der Tasten, selbst für Katie Kissoons soulige Hintergrundstimme.

Die Lieder sind Geschichten. Der Erzähler scheint einer nie endenden Straße zu folgen, immer geradeaus, vollkommen gelassen. Erzählt, was sich rechts und links des Weges ereignet. Er spendet die Worte, im Kopf entstehen Bilder. Wovon er erzählt, geht einem nah. In »The Burning Ground« ist es der ausbeuterische Jute-Handel des Vereinigten Königreichs mit Indien. Wie Flammen schlagen die rauen Töne der Saxofone aus dem Refrain. In »Rough God Goes Riding« erscheint Gott keinen Deut besser, als der vermeintliche Mafiaboss auf der Plattenhülle. Menschen schlagen sich die Köpfe ein, die Welt duldet keine Helden. Die scheinbar teilnahmslose Geschmeidigkeit, mit der Van Morrison und Katie Kissoon in den Refrain gleiten, macht das Erzählte nur eindringlicher. »The Healing Game« und »The Waiting Game« beziehen sich auf das IRA-Drama »The Crying Game« und setzen sich mit dem nordirischen Widerstand und dem Trauern auseinander.

Es passiert das Unerwartete: »The Healing Game« zeigt Van Morrison in erstaunlicher Form, hungrig nach dem Saft, der ihm Leben spendet. Er brilliert als einzigartiger Erzähler und genialer Dirigent eines Orchesters virtuoser Musiker. So gerecht die Aufmerksamkeit für seine frühe Werke »Astral Weeks«, »Moondance« und »Tupelo Honey« ist, so ungerecht wäre es, dieses warmherzige, berührende Album zu vergessen. Greil Marcus befand damals, »The Healing Game« sei die beste Aufnahme Morrisons seit zwanzig Jahren. Recht hatte er.
Veröffentlichung
1.7.2008
Format
CD
Label
Polydor
Bestellnummer
00600753087572

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