Various Artists | News | Zum Tod von Marlena Shaw - markante Soul-Jazz-Ikone der 1970er Jahre

Marlena Shaw
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Zum Tod von Marlena Shaw – markante Soul-Jazz-Ikone der 1970er Jahre

22.01.2024
“Who Is This Bitch, Anyway?” lautete der provokante Titel eines Albums, das Marlena Shaw 1975 bei Blue Note Records veröffentlicht hatte. Eine berechtigte Frage. Schließlich zeichnete sich Shaw, seit sie ihre Karriere Mitte der 1960er Jahre in der New Yorker Jazzclub-Szene begonnen hatte, durch eine schillernde stilistische Vielseitigkeit aus. Mühelos wechselte sie auf ihren Alben zwischen Jazz, Rhythm’n’Blues, Soul, Blues und später auch Funk und Disco, ohne dabei je beliebig zu wirken. Deshalb gab sie auf der Rückseite des Covers von “Who Is This Bitch, Anyway?” auch die lakonische Empfehlung: “I’ll leave it to your ears to be the judge of… who this bitch is, anyway.” Und die sollte sich jeder zu Herzen nehmen.
Die 1942 in New Rochelle, New York als Marlina Burgess geborene Marlena Shaw landete ihren ersten Erfolg 1967 mit einer aufregenden Vokalversion des Joe-Zawinul-Stücks “Mercy, Mercy, Mercy”, die von Cadet Records als Single veröffentlicht wurde. Mit “Out Of Different Bags” und “The Spice Of Life” folgten dann zwei Alben für das Label , auf denen sich ikonische Eigenkompositionen wie “Woman Of The Ghetto” und “Liberation Conversation”, aber auch fabelhaften Interpretationen des von Ashford & Simpson geschriebenen Motown-Hits “California Soul” und von Carole Kings “Go Away Little Boy” befanden.
1972 holte sie der Produzent Dr. George Butler zu Blue Note, wo sie mit “Marlena”, “From The Depths Of My Soul”, “Marlena Shaw Live at Montreux”, Who Is This Bitch, Anyway?” und “Just A Matter Of Time” einige ihrer besten Alben herausbrachte. Ab den 1980ern nahm sie nur noch sporadisch neue Alben auf, darunter 1987 das gefeierte Verve-Album “It Is Love (Recorded Live At Vine St.)”. Ihr letztes Album, “Lookin’ For Love”, erschien 2004. Danach konnten sie ihre Fans bis fast zuletzt nur noch live auf der Bühne erleben, sei es in kleinen Clubs oder auf großen internationalen Jazzfestivals.
Ihre alten Aufnahmen stießen indes immer wieder bei einem jüngeren Publikum, das sie oft zunächst durch Samples und Remixe (u.a. auf der Compilation “Verve Remixed: The First Ladies”) kennenlernte, auf reges Interesse. Zuletzt zollte ihr die New Yorker Sängerin Melanie Charles auf ihrem Verve-Debütalbum “Y’all Don’t (Really) Care About Black Women” mit modernen Neuinterpretationen von “Women Of The Ghetto” und “Go Away Little Boy” auf wunderbare Weise Tribut.
Am 19. Januar 2024 ist Marlena Shaw nun friedlich im Kreis ihrer Familie verstorben, während sie, wie eine ihrer Töchter mitteilte, ein letztes Mal ihre Lieblingslieder hörte.

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