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Voces8 veröffentlichen “Lux”

11.02.2015
Wärme, Helligkeit, Orientierung und Trost: Ob als matter Schimmer des Mondes und der Sterne oder als gleißende Sommersonne — Licht stand zu allen Zeiten für die Erfüllung grundlegender menschlichen Bedürfnisse, sowohl physischer als auch spiritueller Art. Als wir die Stücke für dieses Album auswählten, stellten wir fest, dass wir immer zu dieser Vorstellung des in der Musik ausgedrückten Verlangens nach Geborgenheit zurückkehrten. Die Komponisten der Renaissancezeit legten für ihre Werke natürlich geistliche Texte zugrunde, in denen das Licht oft eng mit Hoffnung, Sicherheit und Erlösung verbunden ist; und die von uns ausgewählten modernen Stücke folgen dieser Tradition. Selbst die Stücke, die das Licht nicht explizit erwähnen, deuten den Trost an, den es vermittelt. Im Falle der hier versammelten Vertonungen verstärkt die Musik die Bedeutung des Textes durch warme Harmonien und ein sanftes Ineinandergreifen verschiedener Stimmen. Für uns liegt im Einklang unbegleiteter Stimmen etwas zutiefst Beruhigendes (die zusätzlichen “Stimmen” unserer Gastinstrumentalisten unterstreichen dies noch), und wenn diese Stücke eines zeigen, dann, dass dieses Empfinden Komponisten zu allen Zeiten gemein war. Wir hoffen, dass Ihnen Lux gefällt, und dass es auch in Ihrem Leben einen kleinen zusätzlichen Lichtblick darstellt.
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Lux (lateinisch für “Licht”) bringt Hoffnung; es vertreibt die Dunkelheit; es nährt Körper und Geist — und es hat Komponisten von frühester Zeit bis heute inspiriert. Wie diese strahlende Sammlung von Stücken zeigt, gibt es kaum eine inspirierendere Weise, die Kraft des Lichts in all ihren physischen, spirituellen und mystischen Formen darzustellen, als mit dem himmlischen Klang menschlicher Stimmen, die im Chor vereint sind.
Thomas Tallis (1505–1585) bezog seine Inspiration aus früher lateinischer Dichtung, die häufig auf die Bildwelt des Lichts zurückgreift. Tallis’ Meisterwerk O nata lux, das 1575 veröffentlicht wurde, setzt langsame doch überraschende Akkordreihen ein, um die tiefgreifende Transformation eines Menschen darzustellen, der “von Licht geboren” ist. Ein weiteres frühes Werk über den Konflikt zwischen Licht und Dunkelheit ist das berühmte Miserere (ca. 1630) von Gregorio Allegri, das traditionell während der Tenebrae (der Karmetten, “tenebrae” bedeutet wörtlich “Schatten”) dargeboten wurde. Der herrliche Klang von Christian Forshaws Saxophonstimme im Discantus verleiht dem Werk von Tallis eine weitere Dimension überirdischer Schönheit. Außerdem adaptiert Forshaw für seine himmlische Vertonung des Textes Corde natus ex parentis die uralte, anonyme französische Hymne “Jésus-Christ s’habille en pauvre” (im englischen Sprachraum als “Picardy” bekannt).
Die frühe mystische lateinische Dichtung hat auch andere moderne Musiker inspiriert, und einige der hier vertretenen Komponisten haben eine enge Verbindung zu Voces8 entwickelt. O nata lux (1997) von Morten Lauridsen (*1943) beschwört mit vermeintlich einfachen Mitteln ein ganzes Universum spiritueller Freude und Hoffnung herauf. Ein weiterer Komponist, der regelmäßig mit Voces8 zusammenarbeitet, ist Lauridsens Freund Ola Gjeilo (geboren 1978 in Norwegen, heute in New York ansässig), der in seinem frühen Werk Ubi caritas (1999), das er bereits im Alter von 21 Jahren komponierte, auf die Kraft des gregorianischen Gesangs zurückgreift. Der walisische Komponist Paul Mealor (*1975) erlangte öffentliche Bekanntheit, als seine prachtvolle, feierliche Motette Ubi caritas, die von Prinz William in Auftrag gegeben wurde, bei der Hochzeit des Prinzen mit Catherine Middleton im Jahre 2011 gesungen wurde.
Die Musik von John Tavener (1944–2013) kam hingegen bekanntermaßen bei einem tragischen königlichen Ereignis zum Einsatz: Sein bewegendes, kraftvolles Stück Song for Athene wurde bei der Beisetzung von Prinz Williams Mutter im Jahre 1997 aufgeführt. In dieser Sammlung ist Taverner mit einem ähnlichen und gleichermaßen tranceartigen Werk vertreten: Mother of God, here I stand (2004).
Tavener ließ sich in seinem künstlerischen Schaffen stark von den hypnotischen Klängen traditioneller Musik der östlichen orthodoxen Kirche inspirieren, worin er Sergej Rachmaninov (1873–1943) ähnelte. Beide komponierten außerdem längere Werke, die sich zur Aufführung während der Nacht eignen: Mother of God entstammt seinem rituellen nächtlichen Werk The Veil of the Temple, und Rachmaninov komponierte seine herrliche Nachtwache im Jahre 1915. Viele der 15 Sätze des Werkes basieren auf russischen religiösen Gesängen. Bogoroditse Devo ist der sechste Satz. 
In den letzten Jahren sind die Grenzen zwischen Pop- und klassischer Musik immer mehr verwischt worden. Zwei himmlisch schöne Transkriptionen stehen auf dem vorliegenden Album beispielhaft für diesen faszinierenden, fruchtbaren gegenseitigen Austausch: Teardrop (1998) aus dem Bestseller-Album Mezzanine von Massive Attack und die aus tiefstem Herzen empfundene Ballade The Luckiest (2010) von Ben Folds, die auf dem Soundtrack zu Richard Curtis’ Film About Time erschien. Eine weitere überraschende Transkription stellt Lux aeterna dar, ein raffiniertes Gesangsarrangement der beliebten Variation “Nimrod” aus den Enigma-Variationen, Elgars Orchestermeisterwerk von 1899.
Einige der hier enthaltenen Stücke involvieren nicht nur Gesang sondern auch ein Instrument. Christian Forshaws glasklarer Saxophonklang ist bereits erwähnt worden. Prayer to a Guardian Angel (2013) von Patrick Hawes (*1958) ist in der Version mit Cello vertreten, und Stars (2011) vom lettischen Komponisten Ēriks Ešenvalds (*1977) setzt mit Wasser gestimmte Gläser ein, um den Klang der Sphären zu erzeugen. Ešenvalds’ lettischer Landsmann Rihards Dubra (*1964) wiederum greift in seinem Ave Maria I (1994) auf den Minimalismus rein gesanglicher Strukturen zurück, ebenso wie Will Todd (*1970) — ein funkelnder Stern am Firmament der britischen Chormusik — in My Lord has come (2011).

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