„Time Of My Life“ heißt das neue Album von 3 Doors Down – ein Albumtitel, der genau genommen auch schon alles sagt. Es ist das fünfte Studioalbum einer Band, die mit jeder Veröffentlichung sich selbst und die Erwartungen übertroffen hat. Ein Album, das eine Schlüsselposition im bisherigen Schaffen dieser Band einnimmt, weil man diesem Longplayer sofort anmerkt, dass hier eine Gruppe von Musikern am Werk ist, die einzig und allein das tun, wozu sie berufen sind. Die leidenschaftlich bei der Sache sind und alles geben, wieder einmal, und dann noch ein bisschen mehr.
„Wir sind eine bodenständige Rockband, ganz schlicht und schnörkellos. Gute Freundschaften und ein gutes Gefühl dafür, was es bedarf, damit das Feuer in einem nicht erlöscht, das ist unser Fundament“, sagt Bassist Todd Harrell. Was man wohl folgendermaßen übersetzen muss: Sie hören, wenn überhaupt, nur auf das, was ihre Fans sagen – und natürlich auf sich selbst.
Für Frontmann Brad Arnold wäre alles andere auch undenkbar: „Freunde, Straßenkrieger, Band of Brothers, ganz gleich, wie man das nun genau bezeichnet“, sagt der Sänger und Texter. „Ich bin deshalb so stolz auf dieses neue Album, weil es irgendwie die ganzen Jahre mit der Band, die ganzen Höhen und Tiefen beinhaltet und dabei zugleich einen Schritt auf klangliches Neuland markiert. Ganz egal, wo wir gerade sind oder wie wir uns präsentieren, zentral ist immer dieser Wunsch, für die Fans alles aus uns herauszuholen.“ Zugleich ist das die Quintessenz eines Pakts, den die vier Gründungsmitglieder des Quintetts aus Mississippi – Brad Arnold, Gitarrist Matt Roberts, Bassist Todd Harrell und Gitarrist Chris Henderson – schon in der Schule geschlossen haben. In einer Zeit also, als der Traum vom Leben als Musiker gerade erst so richtig in ihnen erwachte – und alles andere als greifbar nah wirkte. Und doch sollte aus dieser Gruppe von Freunden eine der größten Rockbands überhaupt werden: 16 Jahre lang weht die Fahne von 3 Doors Down nun schon, und seit 2005 halten diese Buddys gemeinsam mit dem neuen Drummer Greg Upchurch diese Fahne hoch; dabei sind die fünf Herren aus Escatawpa im Bundesstaat Mississippi vor allem eines: ihren Wurzeln treu geblieben.
Das beweisen schon die diversen Highlights ihres neuen Albums: Da wäre der Titeltrack „Time Of My Life“, die Vollgas-Nummer „Round And Round“, übrigens der Favorit der Band, oder die massive Ballade „Back To Me“. Als 3 Doors Down den Track „When You’re Young“ schon im Vorfeld präsentierten, ging in der Online-Fancommunity die Suche nach Adjektiven los, um diesen unvergleichlichen Sound zu beschreiben, diese einzigartige Mischung aus Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln und Blick nach vorn. Und um diese Highlights in die endgültige Form zu bringen, haben 3 Doors Down dieses Mal mit der Produzentengröße Howard Benson (Daughtry, Theory Of A Deadman, Apocalyptica) gearbeitet.
„Die Platte kommt nicht nur von Herzen, sie spricht uns dazu auch noch aus der Seele und ist einfach mal extrem persönlich“, so Brad. „Eines der neuen Stücke heißt ‘Race For The Sun’, und dieser Titel fasst das Album, wie ich finde, sehr schön zusammen. Ich erzähle darin von unseren Anfangstagen, als wir in Biloxi auftraten und dann erst bei Sonnenaufgang wieder nach Hause kamen. Für mich konnte die Sonne damals gar nicht schnell genug aufgehen, denn ich wollte ja unbedingt am nächsten Tag von unseren Freunden und Fans erfahren, wie sie die Show fanden. Auch damals ging es nur darum, was wir als Band unseren Fans und uns selbst geben konnten.“
Mit seinen gerade mal 32 Jahren rechnet Brad einem danach vor, dass er und ein Großteil der anderen Jungs inzwischen schon seit knapp 20 Jahren zusammen Musik machen – und nun schon mehr als die letzten 10 davon in der obersten Liga der Rockmusik mitspielen.
Richtig los ging es damals mit dem Song „Kryptonite“, der explosionsartig durch die Decke ging und ihre Karriere endgültig ins Rollen brachte; dann kamen mehrfach mit Platin ausgezeichnete Alben und quasi permanent gefüllte Tourkalender, die auch im Jahr 2011 randvoll sind, ganz zu schweigen von ihrer Eroberung der Radiolandschaft, wo ihre Songs seit Jahren rauf und runter laufen. Während sie die Rockwelt also nach und nach eroberten, landeten sie diverse #1-Hits, sammelten Billboard- und diverse andere Awards und Preise ein, und spielten ausverkaufte Konzerte in nahezu 40 Ländern.
Ihr letztes Album aus dem Jahr 2008, schlicht „3 Doors Down“ betitelt, ging geradewegs auf Platz #1 der US-Billboardcharts – genau wie der Vorgänger „Seventeen Days“ (2005) auch. Sie hatten wieder einmal bewiesen, dass sie zu den ganz großen Rockbands ihrer Generation gehören. Ihre Fanbase wuchs weiter, das klangliche Spektrum ihrer Songs auch, die Kunde von ihren Live-Qualitäten sprach sich weiter rum, und so waren es irgendwann nicht mehr nur Fans und Kritiker, die sie für sich gewinnen konnten, sondern auch so angesagte Produzenten wie Mr. Howard Benson. Als echter Fan des Südstaaten-Quintetts trat er aus purer Leidenschaft an 3 Doors Down heran und bot sich als Produzent für „Time Of My Life“ an…
„Wir haben schon eine ganze Reihe von Gesprächen geführt, und das mit nicht wenigen Produzenten“, berichtet Chris. „Wir wussten natürlich schon vorher, was Howard für einen Ruf genießt, wie großartig sein Ansatz ist, aber entscheidend war schließlich, wie gründlich er seine Hausaufgaben gemacht hat. Und wie gut sich seine Vision für dieses Album mit unserer vereinbaren ließ.“
Gitarrist Matt Roberts verweist auf die besondere Chemie der Band beim Songwriting, denn die sei letztlich der Grund dafür, „dass alles immer sofort sitzt“. „Die Songs ‘Round And Round’ und ‘On The Run’ waren mit die ersten neuen Kompositionen“, erzählt er. „Zwei schnellere Songs, die nach vorne gehen und einen nicht mehr loslassen. Wenn man sich die etwas genauer anhört, schimmert da auch schon dieses gewisse ‘3-Doors-Down-Element’ durch. Das kriegt man zwar nicht auf Anhieb hin, aber wir wussten sofort, dass da ein paar Funken dabei waren, die alles Weitere entzünden und ins Rollen bringen konnten.“
Der gemeinsame Arbeitsprozess ist es auch, der „Time Of My Life“ so besonders macht – diese gewisse Leichtigkeit, mit der diese Band nach über 15 Jahren operiert und alles daransetzt, diese unvergleichliche Chemie immer weiter zu verfeinern.
Schlagzeuger Greg gesteht daraufhin, dass man im Rockgeschäft nur dann so lange dabei sein kann, wenn man auch mal Abstriche macht und sich beherrscht: „Inzwischen habe ich mir angewöhnt, mein erstes Bier erst nach der Zugabe aufzumachen“, sagt er lachend.
„Ich weiß, dass viele Bands schnell verheizt werden und kaputt gehen, wenn sie ein gewisses Niveau erreichen und plötzlich so viel um die Ohren haben wie wir zum Beispiel“, meint Matt. „Aber im Endeffekt weiß jeder von uns, dass wir am meisten davon haben, wenn wir ganz eng zusammenarbeiten und als Team funktionieren. Das war uns auch die ganze Zeit über bewusst, während wir das neue Album aufnahmen – und das ist etwas, das wir keinesfalls als selbstverständlich betrachten.“
Sich um ein gutes Miteinander zu kümmern, ein offenes Ohr für die Fans zu haben – das sind ebenfalls Grundpfeiler der Karriere von 3 Doors Down. Doch geht diese positive Einstellung und der Wille zu mehr Engagement bei ihnen noch weiter: Die von der Band initiierte Wohltätigkeitsorganisation The Better Life Foundation hat inzwischen knapp drei Millionen Dollar Spendengelder für unterschiedliche Kinderhilfsorganisationen entlang des Mississippi gesammelt. Auch nach dem Hurrikan Katrina gehörten 3 Doors Down zu den ersten Bands, die sich engagierten, um den Betroffenen zu helfen. Das war eine Katastrophe, die sich direkt vor ihrer Haustür ereignet hatte.
„Wir genießen das, wenn man selbst mal richtig anpacken kann“, sagt Brad. „All die Arbeit, die im Namen unserer Organisation geleistet wird, und all die Leute, die daran beteiligt sind, betrachten wir als unsere erweiterte Familie. Wir haben die besten Fans der Welt, Menschen, die sich wirklich um andere kümmern, die ihre Nachbarn unterstützen, und wir arbeiten mit einem grandiosen Team zusammen, das aus Leuten besteht, die immer noch ein bisschen mehr geben, um Kindern und anderen Hilfsbedürftigen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.“
Brad betont, dass die enge Bindung zu den Fans es ihnen erlaubt, während der Arbeit an einer neuen LP das Feedback gleich in den kreativen Prozess einfließen zu lassen; so entstehe ein Kreislauf, von den ersten Songwriting-Sessions bis zu den späteren Konzerten, in dem die Fans stets nah dran sind und alles miterleben können. „Ich sehe das wirklich so, dass wir alle, also wir und die Fans im selben Boot sitzen. Wir ziehen am selben Strang. Erst vor ein paar Tagen habe ich den Menschen im Publikum gesagt, dass es manchmal ganz leicht sein kann, noch etwas weiter zu gehen, als man eigentlich vorhatte, also etwas mehr zu geben. Man verliert sich irgendwie, vergisst sich selbst auch mal. Der Song ‘Heaven’ handelt genau davon. Die gute Nachricht ist dabei, dass es immer einen Menschen gibt, der dich wieder zurückholt.“
Chris stimmt ihm zu: „Im Grunde genommen läuft bei uns immer alles darauf hinaus, dass wir die Dinge einfach geschehen lassen und alles ganz organisch passiert. Es mag zwar zu simpel klingen – aber wir machen einfach nur das, was wir machen müssen.“