Mit “
So schön anders” präsentiert
Adel Tawil sein zweites Solo-Album – und hier ist Name Programm. Seit “
Lieder” in
2013 ist viel passiert in seinem Leben. Da war ein lebensgefährlicher Unfall und die Scheidung von seiner Ehefrau. Aber da waren auch die großen künstlerischen und beruflichen Erfolge. “Ich muss schon sagen, das war eine ziemliche Achterbahnfahrt in den letzten Jahren”, fasst er zusammen. Nach all den Aufregungen um sein Privatleben, suchte er zunächst verzweifelt nach einem Ort, an dem er endlich mit der Arbeit an seinem Zweitling loslegen konnte. Aber Selbstzweifel quälten ihn: “Was mache ich jetzt? Was soll ich erzählen? Soll es ein Konzeptalbum werden oder soll ich die privaten Sachen erzählen? Die ganzen persönlichen Geschichten? Muss ich diese Geschichten überhaupt erzählen? Irgendwie hatte ich schon das Gefühl, dass ich sie erzählen muss, aber ich wusste nicht wie?”
Adel Tawil ist ratlos, als er sich durch einen Zufall an das Angebot eines alten Freundes erinnert, der inzwischen auf Hawaii lebt und der ihn irgendwann einmal eingeladen hat, dort Zeit zu verbringen. Und so landete er mitten im Dschungel. “Da gibt es nichts. Gar nichts. Der hat ein paar Solarzellen auf dem Dach, um sich selbst mit Strom zu versorgen und eine selbstgebaute Dusche. Ab und zu mal eine Gasflache, ansonsten gibt es da nichts, das war’s. Als ich dann über den Berg gefahren bin, auf dessen Rückseite er wohnt, war plötzlich alles still. Im Radio kam nur noch Rauschen. Ich konnte keinen einzigen Sender mehr empfangen und mein Handy war tot. Plötzlich war alles weg. Da wusste ich: Das war die beste Entscheidung meines Lebens. Jetzt kann ich arbeiten.”
Und Adel arbeitet. “Dort habe ich beschlossen, eine ganz andere Platte zu machen. Ich habe mich für Andreas Herbig, den Boogieman, als Produzenten entschieden; einen meiner längsten Weggefährten in meiner musikalischen Laufbahn. Er sollte den Sound machen. Das sollte mein Album mit dem Boogieman werden. Das war mein Wunsch und plötzlich war auch diese Energie wieder da, dieses Gefühl, dass wir alles anders machen werden als bisher. Denn anders wollte ich es auf jeden Fall machen, weshalb das Album auch ‘So schön anders’ heißt.” Doch bevor die beiden Musiker ihre Arbeit beenden können, muss Adel Tawil noch einen weiteren Schicksalsschlag hinnehmen. Die beiden Musiker befinden sich kurz vor der Endphase der Albumproduktion, die auf Hawaii so euphorisch begonnen hat.
Nach endlosen, enthusiastischen Studiosessions will sich Adel noch einmal ein paar Tage Abstand gönnen und final an den Texten arbeiten. Er wählt dafür Ägypten. Er hängt am Pool herum, dessen Wasser durch die Hitze schon ein wenig verdampft ist. Vielleicht liegt es daran, dass sich nun weniger Wasser im Pool befindet als sonst, vielleicht ist es einfach nur Pech. Adel springt ins Wasser, um sich abzukühlen und prallt mit dem Kopf auf den Boden des Schwimmbeckens. Er taucht auf und hält sich den Nacken. Irgendetwas ist passiert, das spürt er. Irgendetwas ist nicht normal. Er geht ins Krankenhaus, wo sie ihn nach den ersten Röntgenaufnahmen panikartig fest auf eine Liege packen und fixieren. Adel Tawils Halswirbel ist viermal gebrochen.
Er ist dem Tod entronnen und natürlich hat ihn das verändert – und es verändert auch noch einmal die Arbeit an seinem Album. Neue Themen und Blickwinkel kommen hinzu, der Lebenswille und die einfache Lebensfreude bricht sich Bahn. Ganz neue Songs entstehen, die das begonnene Album um Welten erweitern. Das Songwriting geht leicht von der Hand. Adel erklimmt neue Höhen der Kreativität und findet auf “So schön anders” zu seiner ganz eigenen Ausdrucksform. “Ich habe einfach alles erzählt was mir passiert ist. Ich habe den ganzen Schmerz reingepackt und die ganz großen Glücksmomente. Ich habe über das geschrieben was ich in der Welt gesehen habe, in Europa und an den Außengrenzen von Europa, in Ägypten. Im Endeffekt will ich Songs singen, die man im Bauch fühlen kann. Lieder, die ganz ich sind.”