Andre Heller ist ein Poet. “Er wurde 1947 in Wien geboren und lebt abwechselnd in Wien und Marrakesch – oder ist auf Reisen.” So umriss ihn die ARD anlässlich Hellers Romandebüts “Das Buch von Süden” (2016).
Seit den 1960er Jahren in der Kunst- und Kulturszene umtriebig, gilt Heller als Tausendsassa, Multitalent und Weltenwandler, als Aktivist, Dandy und freches Wunderkind, einer, der seine Visionen sofort in die Tat umsetzt. Als Kulturkoordinator für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 erfand er den Slogan Die Welt zu Gast bei Freunden.
Sein überbordendes Portfolio hat schon immer die Kritiker irritiert. Die “beeindruckende Vielfalt von Hellers spektakulärer Karriere als Liedermacher, Zirkus-, Varieté- und Revuedirektor, als Kunstgärtner und Himmelszeichner, als neobarocker Feuerwerker und Kristallartist, der stets neue Fantasieskulpturen schuf und zum Lehrmeister und Impresario unseres Staunens wurde” (Die Zeit), macht ihn wenig greifbar.
1985 fragte ihn Thomas Gottschalk in der Sendung Na Sowas, warum eigentlich – ähnlich wie bei Leonard Cohen – fast nur Frauen in seine Konzerte gehen und seine Platten kaufen, wobei er auf die Sentimentalität in Hellers Wirken als Liedermacher anspielte. Heller antwortete, dass die Platten meistens seine traurige Seite zeigen, und Frauen stehen nun mal auf Männer, die weinen können.
Kardinal sollte er werden, wäre es nach den Wünschen seines Vaters gegangen, erzählte Heller dem Deutschlandradio. Deshalb musste der Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie von Süßwarenfabrikanten auch ein sehr strenges Jesuiteninternat besuchen. In der Wiener Kaffeehaus-Szene, insbesondere dem Cafe Hawelka trifft er auf Literaten wie Elias Canetti und Helmut Qualtinger, mit dem er später auftritt. Bei Hans Weigel und Elfriede Ott nimmt er Schauspielunterricht. 1967 gehört er zu den Gründern des ersten deutschsprachigen Popsenders Ö3, bei dem er zunächst die Sendung Musicbox moderiert.
1968 erscheint sein Debütalbum mit dem lakonischen Titel “Nr 1”. In den 1970ern erspielt Heller sich einen Ruf als Chansonnier und Liedermacher, kollaboriert dabei sowohl mit internationalen Künstlern wie Astor Piazolla, Dino Saluzzi und Freddie Hubbard, als auch mit Landsleuten wie Wolfgang Ambros. Einer seiner ersten Hits: “Catherine”, stammt aus der Feder des damals unbekannten Reinhard Meys. Ein weiterer musikalischer Weggefährte ist der in die USA ausgewanderte Österreicher Peter Wolf (Frank Zappa). Der Kabarettist Werner Schneyder übersetzt ihm Chansons von Jacques Brel.
Hellers “Narrenlieder” und sein mit Ambros eingespieltes Bob-Dylan-Cover “Für immer jung” sind Klassiker des Austropops geworden. 2004 wurde er mit dem Amadeus Austrian Music Award ausgezeichnet. Andre Hellers quasi komplettes musikalisches Oeuvre befindet sich auf dem 2008 erschienenen 4-CD-Boxset “Bestheller”.