Andrew Stockdale ist zurück, und sein Motto für 2013 lautet “Keep Moving”: So nämlich heißt sein erstes Album, das er unter eigenem Namen veröffentlicht und zudem auch noch selbst produziert hat.
Passend zum DIY-Ansatz gewährt Stockdale auf “Keep Moving” tiefe Einblicke in seinen Alltag, sein Leben und Denken: Verglichen mit dem, was man sonst so in der aktuellen Musiklandschaft vorfindet, ist “Keep Moving” schon deshalb unglaublich erfrischend, weil für den Australier eben nicht alles überperfekt durchproduziert sein muss; stattdessen gibt er seinen Ideen einfach den nötigen Raum, um sich zu entfalten. In einer Welt, in der viel zu oft auf Makellosigkeit, maximale Lautstärke und glatte Oberflächen gesetzt wird, ist “Keep Moving” der organische Gegenentwurf: wild, authentisch, spontan, soulful, handgemacht – eine waschechte Rockplatte eben, die schnörkellos vorwärtsgerichtet ist, sich mit jedem Song wandelt und immer weiter dreht (daher auch: “Keep Moving”). Es ist ein Album, das beim Zuhörer Bilder von Roadtrips in Oldtimern weckt, von Sonnenuntergängen, vom lässigen Abhängen an der Straßenecke, von entspannten BBQs…
Drei Jahre hat Andrew Stockdale in unterschiedlichen Studios und Hotelzimmern an diesem Album gearbeitet, traf dafür viele andere Musiker und schliff so lange an den einzelnen Songideen, bis er das Gefühl hatte, sie zu einem schlüssigen Ganzen zusammenfügen zu können. “Ich bin echt glücklich mit dem Ergebnis”, meint er über Keep Moving. “Ich finde das Album super: nur so kann ich mit diesen Songs leben, und ich habe sie ja schließlich schon 1000 Mal gehört.”
Nachdem er fast ein ganzes Jahrzehnt mit Wolfmother auf Tour verbracht hatte, zog Stockdale an die Ostküste Australiens ins gemütliche Surf-Mecca Byron Bay, das nicht nur für seine Wellen bekannt ist, sondern auch als Treffpunkt für Menschen, die künstlerisch aktiv werden oder sich ihrer Spiritualität widmen wollen. So arbeitet er heute in seiner “Shed”, wie er sagt: Hier entstehen kleine Jam-Clips für YouTube, oder er arbeitet an seiner Live-Show. In den selbst gedrehten The Shed Sessions (zu sehen in seinem eigenen YouTube-Channel) kann man Stockdale und seine Band dabei bewundern, wie sie – mal akustisch, mal richtig laut – verschiedene Tracks von “Keep Moving” live umsetzen. Dieser Prozess sei wichtig für das Album gewesen, berichtet er, denn “alles war viel spontaner in diesen Sessions”. Er habe “einfach draufgehalten, obwohl so ein Aufnahmestudio ja normalerweise einen Rückzugsort für die Band darstellt”, so Stockdale weiterhin. “Daher kann es sein, dass da mal ein Hund durchs Bild läuft oder ein Surfbrett im Hintergrund rumsteht. Das Ganze ist eher so beiläufig entstanden, und dadurch hat der Zuschauer das Gefühl, neben uns auf einem Stuhl zu sitzen und uns dabei zuzusehen, wie wir gerade diese Stücke spielen.”
Die verschiedenen Musiker und Produzenten, die an Keep Moving mitgewirkt haben, kamen zum Teil aus dem Wolfmother-Umfeld, zum Teil waren es aber auch Leute, die Stockdale unterwegs auf Reisen kennen gelernt hatte. Zu den Albumgästen zählen unter anderem: Ian Peres (Bass, Keyboards), Vin Steele (Rhythmusgitarre), Elliott Hammond (Wurlitzer, Harfe), Hamish Rosser (Schlagzeug), Will Rockwell-Scott (Schlagzeug) und Dave Atkins (Schlagzeug und Aufnahmen). Abgemischt wurde Keep Moving von Vance Powell im Sputnik Sound Studio in Nashville; fürs Mastering verantwortlich war Chris Athens von Chris Athens Masters.
Spricht man ihn auf die Veröffentlichung unter dem eigenen Namen an, räumt Stockdale ein, dass ihm durchaus häufiger nahegelegt wurde, unter dem Namen Wolfmother weiterzumachen: “Das war halt ein richtiger Name, eine Marke, die jeder kennt. Aber es fühlt sich einfach nicht richtig an, wenn ich als Wolfmother auftrete”, so sein Kommentar. “Wenn du einen neuen Song schreibst, dann steckst du all das da hinein, was in deinem Kopf ist, was dein Bauchgefühl sagt, was dir halt gerade auf der Seele brennt. Es geht um deine persönlichen Erfahrungen. Ich habe sehr viel rausgelassen in diesen Songs, sehr viel Persönliches damit zum Ausdruck gebracht – und das hatte dann auch nichts mehr mit dem Namen Wolfmother zu tun. Nur war da schon dieser Druck, der auf meinen Schultern lastete.”
Dabei sieht er sich nun einer anderen Art von Druck gegenüber: Er muss sich seinen Fans und dem Rest der Welt jetzt als Andrew Stockdale präsentieren: “Aber das ist die Art von Druck, die sich gut anfühlt. Gut daran ist doch, das dadurch automatisch die Frage gestellt wird: Taugt die Musik auch was? Gefällt euch die Musik wirklich? Gefallen euch die Clips? Oder das Artwork? Was soll das alles aussagen? In all diese Aspekte habe ich sehr viel Herzblut investiert – und ich glaube daran.”
Für einen Künstler, der schon einen Grammy-Award, diverse ARIA-Awards sowie etliche Platin- und Goldauszeichnungen in Empfang nehmen konnte, hat Stockdale noch eine ganze Menge vor: “Mein Plan lautet, immer dorthin zu gehen, wo die Menschen mit der Musik etwas anfangen können. Ich werde mich also dorthin begeben, wo ich willkommen bin, wohin ich eingeladen werde: Jedes Jahr werde ich zum Beispiel nach Europa eingeladen, um dort aufzutreten – das passiert wirklich jedes Jahr. Und um derartige Dates stricke ich dann meine weiteren Pläne: Wenn ich Angebote aus Amerika bekomme, werde ich dorthin gehen für eine Weile. So lebe ich nun mal, und so mache ich’s schon seit Jahren. Als wir damals ”Cosmic Egg" veröffentlicht haben, waren die Europäer vollkommen aus dem Häuschen. Das Album war der Hit in Deutschland (#11 in den Charts) und in ganz Europa. In den Staaten ging die LP in die Top−20. Also zogen wir hinterher, gingen dorthin, wo man uns hören wollte. Und so werden wir das auch in Zukunft machen."
Die erste Single “Long Way To Go” ist zusammen mit der 4-Track-EP “Keep Moving” schon seit dem 03. Mai erhältlich. Das gleichnamige Album erscheint hierzulande am 07. Juni 2013.