Der Schauspieler Armin Mueller-Stahl ist einer der ganz wenigen deutschen Stars auf dem internationalen Film-Parkett. Gemeinsam mit den Musikern Günther Fischer und Tobias Morgenstern gibt er nun auf der CD „Es gibt Tage…“ einen Teil seiner eigenen Geschichte preis. Diese Lieder sind vor mehr als 45 Jahren in der DDR entstanden. Sie kommen aus einer Zeit, die heute beinahe so fern erscheint wie das Mittelalter und doch noch ganz nah ist. Mueller-Stahl scheute sich lange, diese Songs überhaupt zu veröffentlichen: „Es war ein Wunsch meiner Frau, die Lieder auch mal ins Leben zu bringen. Aber während der Produktion entdeckten wir, dass einige von ihnen immer noch aktuell sind.“
In seinen Songs entfaltet Armin Mueller-Stahl eine skurrile und doch sehr poetische Welt. Viele dieser Lieder bauen auf Metaphern auf. Geschichten von Tieren oder Gegenständen, hinter denen etwas ganz anderes steckt. Für kreative Geister gehörte es in der DDR zum Überleben, für alles und jedes Gleichnisse zu finden. Dieses Denken schlägt sich auch auf der CD nieder. Mueller-Stahl trug all diese Lieder und Gedanken Jahrzehnte mit sich im Kopf. „Als Günther Fischer sich ans Klavier setzte und ich ihm einige Melodien vorsang, setzte so ein merkwürdiger Rückmarsch in die Vergangenheit ein“, bestätigt der 80-jährige CD-Debütant. „Plötzlich begann ich noch einmal, die Welt mit den Augen eines 35-Jährigen zu sehen. In meinem Alter sieht man Dinge, die einen früher bedrückten, locker und gelassen. Damals hingegen konnte ich alles, was mich bedrückte, in skurrilen Liedern abhandeln.“
Armin Mueller-Stahl singt über traurige und düstere Themen, bringt diese jedoch mit einer derart unbeschwerten Heiterkeit zu Gehör, dass alle Bitterkeit aus den Liedern schwindet. Dabei half der zeitliche Abstand genauso wie die musikalische Umsetzung durch Günther Fischer und Tobias Morgenstern. „Wir haben versucht“, so Mueller-Stahl, „die schweren Texte musikalisch heiter ausklingen zu lassen oder mit einer leichteren musikalischen Variante zu brechen. Ich finde grundsätzlich, dass schwere Themen heiter abgehandelt werden sollten. Der schöne Widerspruch erzeugt dann Reibung und macht es interessanter.“
Mit dem bekannten Filmkomponisten und Jazzsaxofonisten Günther Fischer verbindet den Schauspieler eine lange Freundschaft. Die beiden lernten sich vor 47 Jahren kennen. Für den Musiker, Produzent und Arrangeur Fischer war es nicht schwer, sich auf die Texte seines Freundes einzulassen, denn viele Erinnerungen an die gemeinsamen Jahre in der DDR decken sich mit denen des Schauspielers. Fischer rekapituliert: „Damals hatten wir die Lieder mit Jazz-Quartett gespielt, diesmal wollten wir sie etwas sparsamer und wirkungsvoller umsetzen. Armin war sehr auf Reduktion bedacht. Dadurch entstand etwas, das nicht nur für sich simpel, sondern zugleich einfach und substanziell war.“
Diese entwaffnende Einfachheit gewährt heute auch all jenen Zugang, die nicht die Erinnerungen der beiden Akteure teilen. Mit Akkordeon, Klavier und Stimme, manchmal auch Saxofon, entsteht ein intimer Dialog zwischen drei Menschen, bei dem es nicht um die Texte allein geht. Diese CD ist nicht nur ein Rückblick, sondern der überaus wache Kommentar eines sensiblen Chronisten, der in 80 Lebensjahren begriffen hat, dass das Leben aus Wiederholungen besteht. „Es gibt Tage…“ ist mehr als eine Sammlung von Songs oder eine Reise in die Erinnerung – es ist eine Inszenierung, die den Hörer mit atmosphärischer Nähe und spontanen Lachern vom ersten Augenblick an einbindet.