Asaf Avidan
„The Study On Falling“
(VÖ: 03.11.2017)
Anfang der 1970er Jahre verließ The Band die Gegend um Woodstock und zog nach Malibu, wo sie sie ein Studio eröffneten, das Shangri-La. Traurigerweise passte die Westküste nicht zu den Gründern des Americana, die gemeinsam mit Bob Dylan das Album „Planet Waves“ aufgenommen hatten. The Band nahm nur ein komplettes Album auf (Northern Lights – Southern Cross) und die Hälfte des nächsten, das zum letzten Mal The Band in Originalbesetzung zeigte. Vierzig Jahre später hat die Pazifische Luft einen positiveren Effekt auf Asaf Avidan, ein großer Liebhaber von Folk-Rock und Americana. Diese beiden Genres gehören zu seinen Inspirationen, und er schuf seine ganz eigenen Versionen, die ihm eine beeindruckende, nur bereits ein Jahrzehnt währende Karriere bescherten. „The Study On Falling“ ist das sechste Album des Singer-Songwriters, Gitarristen und Harmonikaspielers, wenn man die drei Alben mitrechnet, die er mit Mojos aufgenommen hat. Ursprünglich aus Israel kommend, hat Asaf Avidan ganz Europa und vor allem Frankreich im Sturm erobert.
Asaf Avidan hat seit dem Beginn seiner Karriere auf seine Intuition gehört. Doch er trifft keine Entscheidungen ohne Grund. Er beschloss aus künstlerischem Prinzip das Album in den USA aufzunehmen – er wollte dort kreativ sein, wo seine Lieblingsmusik zu Hause ist. Für die Produktion wählte Asaf Avidan keinen Geringeren als Mark Howard, der u.a. an Bob Dylans „Time Out Of Mind“ und Tom Waits‘ „Orphans“ gearbeitet hat (zwei von Asafs Favoriten). Asafs persönlicher Ansatz bei der kreativen Arbeit war, das Studio zu verlassen, die Instrumente und das Equipment und auch die Musiker mitzunehmen, wo auch immer es hingeht. In diesem Fall begleitete ihn Jim Keltner, Schlagzeuger der Superstars (John Lennon, Elvis Presley), und Larry Taylor, Bassist der legendären Canned Heat, The Monkey und Jerry Lee Lewis.
Nachdem Asaf Avidan sich entschieden hatte, die damaligen Aufnahmebedingungen so original wie möglich herzustellen, gerade weil er mit jenen Kreativen aus dieser Zeit arbeitete, ging es ihm darum, möglichst wenig Neuerungen einfließen zu lassen und eine Suche nach klanglicher Perfektion zu vermeiden. „The Study On Falling“ demonstriert eindrucksvoll Asaf Avidans Fähigkeiten, atomsphärische Muster zu weben und damit ihm am Herzen liegende Musikgenre zu beleben – und das ganz ohne Tricks. Auch seine Texte glühen vor Ehrlichkeit. In den Liner Notes dankt er Green und Blue – Codenamen für zwei Frauen, die sein Herz teilten in einer Phase seines Lebens, als er ein anderes Konzept von Liebe und Beziehungen annahm. Dies hatte nichts mit Mut zu tun, wie er es selbst beschreibt, sondern dem Versagen anderer Optionen. „Wenn es funktionierte, war es das Paradies. Wenn nicht, fühlte es sich an, als würden dich deinen eigenen Dämonen ersticken.“ Die Intention ist, dass die Zuhörer sich auf „The Study On Falling“ einlassen, ihre eigenen Fragen stellen und sich auf die Suche begeben.
Die Musik ist die perfekte Begleitung für diese Reflexion. Mal wütet Asaf mit seiner mutigen, brennenden Gitarre auf „A Man Without A Name“, brilliert mit Soul auf „Green and Blue“ und demonstriert sein Talent, zeitlose Tracks mit klassischem Feeling abzufeuern („The Study On Falling“). Er bestätigt, dass Illusionen die Furchtlosigkeit ankurbeln und so nie verschwendet werden sollten. Als besserer Melodiker denn jemals zuvor, schickt er seine musikalischen Worte auf improvisierte Masten, zwischen die raffinierte Arrangements gespannt sind, in Vintage getaucht, aber niemals rückwärts schauend. Seine Suche ist unverhohlen modern. 2017 feiert Asaf Avidan seine Karriere ebenso wie er sein Leben feiert. Wenn er gesteht, „das Fallen zu studieren“, wie der Titel des Albums aussagt, dann beweist es, dass er gelernt hat, wieder auf die Beine zu kommen und nun größer und aufrechter vor uns steht als je zuvor.