Berry? Berry? Wer ist das und woher kommt der Name? Ist es eine Referenz an glückliche Kindheitstage? Soll es Brit-Pop sein? Ist der Name pure Reflexion? Oder gar eine Anspielung auf die französische Provinz selben Namens, aus der die Schriftstellerin George Sand stammte? Vielleicht ist er all dies… vielleicht aber auch nichts davon! Sicher ist nur eines: Der Nouvelle Pop Francaise erfreut sich einer neuen Eroberung: Berry ist eine hübsche Chansonière. „Sie besitzt ein seltenes dichterisches Talent und eine strahlende Stimme. Die Debütsensation des Jahres“ schrieb der Le Figaro. Schnell vergessen scheinen da eine Carla Bruni oder eine Charlotte Gainsbourg.
Berry heißt mit bürgerlichem Namen Elise Pottier und benannte sich nach der Region, aus der die französische Schriftstellerin George Sand (1804–1876) stammt, die sich für die Emanzipation der Frau in Frankreich einsetzte. Berrys Liebe zu guten Texten und der Dichtkunst stammen nicht zuletzt aus ihrer Zeit als Theaterschauspielerin. Ihr erstes Bühnendebüt gab sie im Alter von 16 Jahren. Sie trat sowohl mit klassischen als auch zeitgenössischen Theaterensembles auf. Erste größere Aufmerksamkeit zog sie bei einer Aufführung von Molières “Les Femmes Savantes” (“Die gelehrten Frauen”) auf sich, in der sie die rebellische Henriette gab. Doch obwohl ihr die Schauspielerei allerlei Freiheit und viel Freude bot, brannte in Berry noch ein anderes Verlangen. Schon immer hatte sie eine geheime Leidenschaft für das Schreiben. “Ich habe immer niedergeschrieben, was mich bewegte”, erzählt Berry.
Berry verkörpert mit Charme und Talent eine Modistin des „Nouvelle Pop Francaise“. Damit allein zu kokettieren reicht Mademoiselle Berry aber nicht. Hinter dem einladenden Lächeln blitzt zwischen den Zeilen auch eine nachdenkliche Künstlerin hervor, die „von dem Intimen dieser Welt verfolgt wird“, wie sie selbst sagt. Das Album Mademoiselle überrascht mit bittersüßer Ironie und klingt zart und ernst zugleich. Berry versteht es, auf sehr eigene Weise mit Worten und Gefühlen zu spielen. Und so gerät Mademoiselle zu einem Abbild einer sehr persönlichen Welt – ein Abbild, das in Schwarz- und Pastelltönen gemalt ist, wobei die (sehr erträgliche) Leichtigkeit des Seins die darunterliegende Melancholie fast vergessen macht. Die Songs des Albums sind zeitlos und doch ausgesprochen zeitgenössisch, engagiert und doch reserviert, dunkel und doch jubilierend. Der Titelsong Mademoiselle birgt eines ihrer intimsten Geheimnisse, das laut Berry an ihr klebt: „wie eine Smith & Wesson an der Stirn eines Mannes“.
Die Kompositionen der 12 Songs auf Mademoiselle stammen von der französischen Jazz-Musikerlegende Manou, der Berrys Reime mit subtilen, eleganten Popmelodien vertonte, und ihnen ihre Leichtigkeit verleiht. Berrys phantasievolle Texte bewegten auch Musiker und Arrangeure wie Denis Benarrosh (Keren Ann), Yannick Fonderie (Benjamin Biolay) und Clive Deamer (Portishead) dazu, die Songs im Studio mit einzuspielen. Die Arrangements von Eumir Deodato (Björk) untermalen gerade im ersten Song Mademoiselle die Entfaltung einer fantastisch geheimnisvollen Stimmung. “Die Produktion war ein absolut berauschender Prozess”, erinnert sich die junge Künstlerin.
In Frankreich erschien Mademoiselle bereits voriges Jahr und blieb für 42 Wochen in den französischen Charts. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ihre Anhängerschaft kontinuierlich wuchs und ihr Album Goldstatus in Frankreich erreichte. Es folgten erste Auszeichnungen, beispielsweise wurde Berry der Talent France Bleu 2008 verliehen und dieses Jahr ist sie bei dem Victoires de la Musique Award (dem französischen Grammy) – für den Révélation de l’Année 2009 (dem Besten Album der musikalischen Neuentdeckung 2009) nominiert.