Blumentopf | Biografie

Blumentopf

Blumentopf trieben den deutschen Hip Hop zu neuen, wunderbaren Blüten. Kreativ, locker, menschlich und wortwitzig haben sie auf ihren acht Alben Alltags-, Beziehungs- und Partysongs mit gesellschaftskritischen Messages verbunden. Bundesweit wurden Blumentopf mit ihren “Raportagen” in der Sportschau bekannt, wo sie die Fußballspiele der Weltmeisterschaften 2006, 2010 und 2014 (ebenso bei der EM 2008 und 2012) rappend kommentierten.
Als die Münchener Rap-Crew 2016 nach fast 25 Jahren Bandgeschichte den Deckel drauf machte, endete eine Ära. “Wir schalten die Geräte ab, klappen die Reimbücher zu und stürzen die Hip Hop-Szene in ein schwarzes, leeres Loch”, resümierten Cajus, Holunder, Schu, Roger und Sepalot auf ihrer Facebook-Seite. In wenigen Stunden waren Blumentopfs Abschiedskonzerte im Oktober des Jahres, in München, Köln und Hamburg ausverkauft. Mit Blumentopf stirbt der “Sound of Munich”. Ihr großes Wortspiel-Niveau spiegelt die Nonchalance der bayerischen Hauptstadt. Als “Insel der Gelassenheit inmitten von Kraftmeierei”, beschrieb sie die Süddeutsche Zeitung.
Beim Skateboarden in Freising lernten sie sich kennen, zum Anfang der 1990er, schon bald fingen sie mit dem Rappen und Reimen an. 1997 fällt Blumentopfs Debütalbum “Kein Zufall” auf fruchtbaren Boden. Die Single “6 Meter 90” – kuriose Geschichte eines Mädchen-Selbstmords im Boygroup-Fieber – schlägt ein. Die Töpfe werden zur süddeutschen Antwort auf Fettes Brot und die Absoluten Beginner. Beim Fanta−4-Label Four Music erscheint das zweite Album “Großes Kino”. Der Nachfolger “Eins A” zieht 2001 in die Top−20 der Albumcharts ein. Die Leser des Hip Hop-Magazins Juice wählen die Töpfe zu besten Live-Band.
Stilistisch verzweigen sich Blumentopf immer weiter, verbinden ihre Oldschool-Attitüde mit Punk-Geist, feilen akribisch an ihren Samples und Beats. Im Auftrag des Goethe-Instituts unternimmt die Band 2005 eine Tournee durch den Nahen Osten. 2006 zeigen die Töpfe mit ihren Raportagen zur WM  erstmals massive Präsenz im deutschen Fernsehen. Sukzessiv rankt sich der Albumnachfolger “Musikmaschine” im deutschsprachigen Raum bis in die höheren Ränge der Charts empor. 2010 schlagen Blumentopf auf “Wir” ungewohnt harte, kantige Töne an, finden zwei Jahre danach auf dem Nachfolger “Nieder mit der GbR” zur alten Lockerheit zurück: “Die Münchner Rapper holen die 90er ins Hier und Jetzt und beweisen, dass sie auch nach zwanzig Jahren noch zu den besten deutschen Textern zählen”, rezensiert Laut.de.
Nach diversen Solo-Projekten erscheint 2015 das letzte Album “#HMLR” der Töpfe, aufgenommen unter dem Bandnamen TNT mit der österreichischen Rap-Band Texta. Die Jungs sind zu Männern geworden: "Songs wie “Babyboombap”, in dem die MCs Anekdoten aus ihrem Vaterdasein zum Besten geben, wären damals noch nicht drin gewesen", kommentiert Juice. "Aber wenn Wunder über sein Töchterchen erzählt: “schlechte Laune verfliegt auch so schnell wie sie kam/Achtzig Zentimeter reichen, um die Welt zu umarmen”, dann kickt einen diese ehrliche Liebesbekundung mehr als jede Punchline." Ein würdevoller Abgang aus der Rap-Arena!