Schauspielerin, Sängerin, Sex-Symbol:
Brigitte Bardot war die begehrteste – und sie ist womöglich immer noch die bekannteste Französin. In den 1950ern und `60ern stieß sie das brave Bürgertum vor den Kopf. Den Wahlspruch der
Grande Nation dichtete die Film-Diva um in “Freiheit, Gleichheit, Sinnlichkeit” und lebte vollkommen nach dieser Devise. Ohne je eine Feministin gewesen zu sein, ebnete die verführerische Schmollmund-Blondine der sexuellen Revolution der 1968er den Weg. Kate Moss,
Amy Winehouse, Ronja von Rönne knüpften an BBs starken Individualismus an.
Bardot wuchs in einer erzkonservativen, bürgerlichen, streng katholischen Familie im 16. Arrondissement von Paris in der Nähe des Eiffelturms auf. Mit 13 bekommt sie Ballettunterricht am Pariser Konservatorium. Mit 15 erscheint die jeune fille auf dem Titelblatt des Elle-Magazins – eine Lawine bricht los! Gemeinsam mit der Jung-Autorin Francoise Sagan, die mit 17 ihren Bestseller Bonjour Tristesse vorlegt, wird Bardot zur Heldin einer neuen Generation.
1956 schockt sie als laszive Schöne in Roger Vadims “Und immer lockt das Weib”, der Film wird in den prüden USA boykottiert. Die Schriftstellerin Simone de Beauvoir applaudiert ihrer Kühnheit. Mit Streifen wie “Die Wahrheit”, “Die Verachtung” und “Viva Maria” macht sie Geschichte. Ihr viertes Musik-Album “B.B.” produziert Alain Goraguer, den verschiedene heutige französische Musiker, etwa Air, als große Inspiration angeben.
Die Liste ihrer Liebhaber ist lang. Frankreichs gefragteste Frau verführt unter anderen die Chansonniers Sacha Distel, Gilbert Bécaud und
Serge Gainsbourg. 1968 präsentieren sich Bardot und Gainsbourg auf einem Album als Gangster-Paar Bonnie Parker und Clyde Barrow. Parallel zum Hollywood-Film mit Warren Beatty und Faye Dunaway lösen sie damit eine
Bonnie and Clyde-Manie aus. Mit Gainsbourg hat sie zuvor auch die erste Version seines (für sie geschriebenen) Welthits “Je t´aime” aufgenommen. Ehemann Gunter Sachs stellt sich vor die Veröffentlichung, und so erscheint der Song – nach der Trennung von Gainsbourg und Bardot – in einer anderen Fassung mit Jane Birkin. Seiner Ex schreibt Gainsbourg mit “Initials BB” einen weiteren Kultsong ins Gästebuch.
1973, auf dem Höhepunkt ihres Ruhms, nach 45 Filmen und rund 80 Musikaufnahmen, bricht die Anfang-Vierzigjährige ihre Karriere ab. An dieser radikalen Entscheidung kann auch das Angebot nichts ändern, für eine Million Dollar einen Film mit Marlon Brando zu drehen. Als Tierschützerin sorgt sie mit über 80 weiter für Schlagzeilen. Die Bardot bleibt einzigartig.