Er macht sich rar, dieser warmherzige Koloss aus Wales mit der Jahrhundertstimme. Seit seinem Sieg beim Cardiff Singer oft he World Competition 1989 ist sich die Musikwelt einig: Terfel ist der Bass-Bariton unserer Zeit. Damals vor allem noch mit Händel und Mozart unterwegs, avancierte er schon bald zum „Traum-Jochanaan“ jeder „Salome“-Produktion, ob in Salzburg, München oder London! Und nicht zu vergessen die Liedrecitals: ob Schubert, Schumann oder britische Komponisten – mit seiner physischen Präsenz und der musikalischen Intelligenz seiner Interpretationen brachte er seine Zuhörer ins nicht enden wollende Schwärmen. Mit neuen Rollen ließ (und lässt) er sich Zeit, aber immer sind seine Rollendebüts ein Ereignis, von dem die (Musik-)Welt noch monatelang spricht. Wer einmal das Glück hatte, Bryn Terfel als Scarpia, Falstaff oder Wotan live zu erleben, wird sich seiner Magie nur schwer entziehen können und diese musikalische und darstellerische Urgewalt nie wieder vergessen.
Nun also Wagners Holländer, dieses Symbol des Getriebenen, des Erlösungssuchenden, des mit aller Macht und Unbedingtheit „Lieben- und Geliebt werden“–Wollenden… Die Züricher Produktion von Andreas Homoki ist der Persönlichkeit Terfels nachgerade auf den Leib geschrieben und in ihrer Radikalität eine der spannendsten und interessantesten Auseinan-dersetzungen mit diesem Stoff. „Bryn Terfel, der zum ersten Mal am Opernhaus Zürich auftritt und ein hinreissendes Debüt feiert, gibt einen rabenschwarz bedrohlichen Holländer. Wie er den Mund öffnet, scheinen die Wände des Opernhauses zu wanken, derartige Kraft steht ihm zu Gebote. Sein Timbre ist von einzigartiger Kernigkeit, die Diktion makellos – wenn er einen Vokal wie das a in der Tiefe erklingen lässt, verliert man schier das Gleichgewicht.“, urteilte dazu die Neue Zürcher Zeitung. (Man hätte sich gewünscht, dieses stimmgewaltige Energie-bündel bereits 1978 für Harry Kupfers legendäre Bayreuther Produktion zur Verfügung gehabt zu haben!)
Nun steht Bryn Terfel im Februar als Holländer in der Regie von Tim Albery auf der Bühne des Royal Opera House, Covent Garden. Und wer die Pilgerschaft nach London zu dieser Produktion nicht auf sich nehmen will oder kann, dem bleibt zum Glück die Möglichkeit, Bryn Terfel in einer seiner absoluten Paraderollen im Rahmen der „The ROH in the Cinema“-Übertragungen am 24. Februar live zu erleben. Unter
http://www.roh.org.uk/showings/der-fliegende-hollander-live−2015 finden Sie die Details und können sich auch das für Sie passende Kino in Ihrer Nähe aussuchen.