Am 11. Mai feiert mit
Carla Bley eine der prägendsten und einflussreichsten Frauenfiguren des Jazz ihren 80. Geburtstag. Für ihr Lebenswerk wurde die Komponistin und Pianistin 2015 vom National Endowment for the Arts, der einzigen staatliche Kulturfördereinrichtung der USA, zum Jazz Master geadelt. Und seitdem legt sie laut Gerüchten, die sie über ihre eigene Webseite streut, größten Wert darauf, nur noch als “
Grandmaster Carla” angesprochen zu werden.
Anfang der 1960er Jahre tauchte Carla Bley mit ganz eigenen musikalischen Konzepten auf der Jazzszene auf. Und seitdem zeichnet sie sich durch ungebrochene Kreativität und Originalität aus. Frühe Vorbilder waren für sie u.a.
Thelonious Monk,
Erik Satie und
Miles Davis, allesamt Musiker, die – so wie Carla – mit wenigen Noten viel auszudrücken verstanden. Doch Bleys Œuvre enthält auch reichlich Stücke, die alles andere als minimalististisch sind: etwa die epische Jazzoper “
Escalator Over The Hill” (laut dem britischen Kritiker
John Fordham das “
Sgt.-Pepper-Album des neuen Jazz”), ein Album mit “
Fancy Chamber Music”und viele inspirierte Kompositionen für Bands aller möglichen Größenordnungen. Der amerikanische Kritiker
Nat Hentoff meinte einst, dass ihren Kompositionen “in Bezug auf sehnsuchtsvollen Lyrismus, explosives Hochgefühl und andere Ausdrucksformen der menschlichen Natur nur jene von
Duke Ellington und
Charles Mingus ebenbürtig sind”.
Dass sie auch eine ausgezeichnete Pianistin ist, bewies Carla gerade wieder auf ihrem bei ECM Records erschienenen neuen Trio-Album “Andando El Tiempo”, das sie mit Saxophonist Andy Sheppard und Bassist Steve Swallow aufnahm. Mit diesen beiden langjährigen musikalischen Weggefährten wird sie an ihrem Geburtstag am 11. Mai auch in der neuen Steinway Hall in New York auftreten. Am 2. und 3. Juni gehen die Feierlichkeiten dann in Deutschland weiter, wenn Carla und Steve mit der NDR-Bigband und einem Knabenchor im Rolf-Liebermann-Studio in Hamburg das Werk “La Leçon Française” aufführen.