Caterina Valente hat 1500 Lieder in dreizehn Sprachen gesungen: Schlager, Chanson, Swing, Bossa Nova, ihre stilistische Bandbreite ist überwältigend. Mit enormem Talent, großem Können und außerordentlicher Professionalität war sie von den 1950er- bis in die 1990er-Jahre als Entertainerin weltweit erfolgreich. Dabei trug die gebürtige Italienerin, die mit fünf erstmals auftrat, ein typisch für sie gewordenes Mona-Lisa Lächeln auf den Lippen, das aussieht wie: "Wieso? Ist doch ganz einfach!“ Sie stelle “alle Konkurrenten ihrer Branchenumgebung lässig in den Schatten”, schrieb die Zeit 1969. Der kanadische Spectator nannte sie 1976 “Europas Antwort auf Doris Day, Barbra Streisand und Liza Minelli”. In Italien hieß sie La Grande Caterina, hierzulande Caterina die Große. Wenn auch Königin des Showbusiness, war Valente nie ein Promi, keine Berühmtheit, das Gegenteil einer Celebrity. Heute schirmt ihr Sohn, der Sänger Eric van Aro Jr., sie von neugierigen Medien ab. Drei Dinge habe sie ihn gelehrt, sagte dieser 2016 dem Focus: Sei unabhängig. Nimm nichts für selbstverständlich. Lache über dich selbst.
Unabhängig war die zierliche Sängerin, Gitarristin, Tänzerin und Schauspielerin, die mit Zähigkeit und starkem Willen unermüdlich an sich arbeitete, vom Beginn ihrer Karriere als Zirkussängerin bis hin zu ihren größten Tourneen zwanzig, dreißig Jahre später.
Nach dem Krieg war die Familie nach Frankreich gegangen, wo Caterina den Sänger Gilbert Becaud kennenlernte. 1952 heiratete das Artistenkind den Berliner Jongleur Gerd Scholz (Künstlername: Erik van Aro) und erhielt den deutschen Pass. Nach einem erfolgreichen Vorsingen beim Radio Zürich, spielt sie 1954 mit dem Orchester Kurt Edelhagen eine deutsche Version von Cole Porters “I Love Paris” ein: “Ganz Paris Träumt Von Der Liebe” wird ihr Durchbruch als Sängerin in Deutschland.
Sie wird zum Star der Adenauer-Ära, triumphiert im Kino mit “Liebe, Tanz Und 1.000 Schlager”. Der Tagesspiegel verniedlicht sie zur "reizenden, unkomplizierten jungen Frau mit schwarzen Zottelhaaren. Das Bunte, Schnelle und das Häusliche ihres Wesens sind nicht fremd miteinander.“ (An ihrem 80. Geburtstag wird sie in dieser Zeitung dann zum “größten musikalischen Weltstar, den Deutschland nach dem Krieg hervorgebracht hat”). Mit Schlagern zur Währungsreform gibt sie den Leuten, was sie gerade von ihr wollten. “Wenn ich weiß, dass ich damit Millionen glücklich machen kann, dann singe ich solche Lieder gern.” Auf ihrer Aufnahme von "I´ll Remember April“ mit Chet Baker klingt Valente dann jedoch wie eine Mischung aus Astrud Gilberto und Peggy Lee. Sie reflektiert den kritischen Zeitgeist im Nachkriegsdeutschland mit dem von Kurt Feltz geschriebenen Chanson "Wir kamen in die Straße“. Ihre 1957 aufgenommene LP “Plenty Valente” – ein beseelter Streifzug durch den Swing – ist mit dem Titel “In New York” neu auf CD erschienen.
Mit Beginn der 1960er Jahre hat sie ihre eigene TV-Show “Bonsoir Kathrin”, die bis in die 1970er Jahre läuft. Parallel gibt sie ein einmonatiges Gastspiel im legendären Pariser Konzertsaal Olympia. In den TV-Shows von Perry Como, Dean Martin, Bing Crosby und Louis Armstrong (später ihrer eigenen) wird sie auch in den USA zur Marke. Valente steht jahrelang international (und natürlich auch in Deutschland) in einem wahren Preisregen: vom brasilianischen Globo (beste ausländische Interpretin lateinamerikanischer Musik) über den US-amerikanischen Fame-Award und eine Grammy-Nominierung, den Grand Prix National du Disque bis hin zur Goldenen Kamera, dem Bambi und dem Echo.
1985 verlieh man ihr das große Bundesverdienstkreuz, im Jahr darauf verfolgten 16 Millionen Zuschauer die TV-Show “Bravo Catrin” aus Anlass ihres 50-jährigen Bühnenjubiläums. 1990 ist sie in der Fernsehserie “Hotel Paradies” noch einmal als Schauspielerin zu sehen gewesen. Ihren letzten Auftritt in Europa hatte sie 1996 in der Leipziger Oper. Heute lebt Caterina die Große in der Schweiz und in den USA.