“Ich versuche einfach nur, Musik zu spielen, die von Herzen kommt, und mit ihr möchte ich so vielen Menschen wie möglich so viel Schönheit wie möglich schenken. Ich will den Leuten Alternativen bieten, vor allem den Menschen, die normalerweise nicht mit kreativer Musik in Berührung kommen.” Es mag manche überraschen, dass dieses Zitat aus dem Munde eines Musikers stammt, der in den 1950er Jahren an der Seite
Ornette Colemans zu den wildesten Pionieren des Free Jazz gehörte. Doch
Charlie Haden schaffte es, der Musik selbst in absolut freien, ja atonalen Kontexten mit seinem Bass einen ruhenden Pol und eine gehörige Portion Anmut zu geben.
Diese Qualitäten brachte er ab den späten 1960er Jahren noch stärker in seinem eigenen Liberation Music Orchestra und als ständiger Begleiter
Keith Jarretts (mit dem er von 1967 bis 1976 zusammenspielte) zur Geltung. Doch so richtig ablegen konnte er das Etikett des Free-Jazzers erst Mitte der 1980er Jahre, als er sein Quartet West gründete. Ein Ensemble, mit dem er lyrischen Jazz auf allerhöchstem Niveau und mit großem Erfolg zelebrierte.
Tatsächlich war Charlie Haden, der mit Country-Musik und Folk aufgewachsen war, eigentlich immer ein Künstler ohne jegliche stilistische Scheuklappen gewesen. Im Laufe seiner Karriere arbeitete er mit so unterschiedlichen Leuten wie
John Coltrane,
Ringo Starr,
Herbie Hancock,
Pat Metheny,
Hank Jones,
Rickie Lee Jones,
Elvis Costello,
Rosanne Cash sowie
Beck zusammen und nahm unter eigenem Namen eine Reihe ebenso einzigartiger wie zeitloser Alben auf. Auch als Komponist verschaffte sich der dreifach Grammy-Preisträger in der Jazzwelt Geltung. Bedauerlicherweise zog sich Charlie Haden 2010 wegen einer schweren Erkrankung weitgehend aus dem aktiven Musikleben zurück. Am Morgen des
11. Juli 2014 ist Haden nun in Los Angeles im Alter von 76 Jahren gestorben.
Erst kürzlich erschien bei ECM ein fast schon prophetisch betiteltes Duo-Album “
Last Dance”, das Haden mit seinem alten Freund und Partner Keith Jarrett im Jahre 2007 aufgenommen hatte. Bereits vor Wochen wurde außerdem angekündigt, dass auf dem wiederbelebten Impulse-Label noch Duo-Aufnahmen erscheinen werden, die der Bassist 1990 beim Internationalen Jazz Festival in Montreal mit dem Ende 2013 verstorbenen Gitarristen
Jim Hall gemacht hatte. “Wir sind hier, um der Welt Schönheit zu schenken und auf diesem Planeten etwas zu bewirken”, hat Haden einmal gesagt. “Das ist der Sinn und Zweck jeder Art von Kunst.” Und Charlie Haden hat dieses Ziel auf ganz wunderbare Weise immer wieder erreicht.